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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Missgeschick nämlich passiert. Nachdem ich dann den Kindern noch die zum Ritual gewordene Gutenachtgeschichte erzählt hatte, verließen Iason und ich – wie immer lange nach meinem Dienstschluss – gemeinsam das Haus.
    Der Frühling neigte sich dem Ende zu und es wurde täglich wärmer. Die Kuppeldächer waren heute die ganze Zeit geschlossen gewesen, und erst jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, schoben sich die abgetönten Scheiben wie eine elektrische Stadionüberdachung auseinander. Ein erster Luftzug umschmeichelte unsere Wangen, und bald schon kam eine frische Brise auf, die uns von der schweißtreibenden Hitze des Tages erlöste. Weil Iason unter der Kuppel heute ernsthaft gelitten hatte, machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Genug Zeit blieb uns ja noch.
    »Was hat Tanja eigentlich zu dir gesagt?«, fragte ich ihn.
    »Tanja?«, verzögerte er seine Antwort. Wir hatten die steinige Zufahrt schon fast hinter uns gelassen. »Nun, anfangs musste auch ich eine ganz normale Standpauke über mich ergehen lassen.«
    »Und dann?«, hakte ich nach, weil er nicht weitersprach.
    »Dann wollte sie über ein anderes Thema sprechen, das ihr wohl ebenfalls sehr am Herzen lag.«
    »Was denn?«, fragte ich erschrocken. Seinem Tonfall nach zu urteilen, war es um etwas Ernstes gegangen.
    Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Sie hat mich gebeten, dirkeinen Kummer zu bereiten. Nun, sie hat sich etwas anders ausgedrückt, aber ich glaube, das meinte sie mit ›Wenn du ihr wehtust, mach ich dich kalt‹.«
    »Oh.«
    Wir bogen nach links ab und folgten dem tulpenlosen Tulpenweg. Iason wirkte sehr in Gedanken.
    »Haltet ihr weiblichen Irden eigentlich immer zusammen wie Pech und Schwefel?«, erkundigte er sich.
    »Nur manche«, schwächte ich diese Verallgemeinerung ab.
    »Nun, bei uns ist das auch oft so.« Er schien auf etwas gestoßen zu sein, das ihm gefiel. »Alles ist eben doch nicht anders«, sagte er.
    »Nein«, pflichtete ich ihm lächelnd bei.
    Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinanderher. Das Firmament breitete über uns sein funkelndes Sternenkleid aus. Mehr, es wurden immer mehr funkelnde Himmelskörper, die auf uns hinableuchteten, doch keiner würde für mich je so hell scheinen wie Loduun, das wusste ich, auch wenn ich es noch nie gesehen hatte.
    »Ob es mit euren Hormonschwankungen zu tun hat?«, riss Iason mich jäh aus meiner romantischen Stimmung.
    »Was?«
    Das war die andere Seite meines schillernden Loduuners, kompromisslos darauf bedacht, immer logische Antworten für die Zusammenhänge des Lebens zu finden. »Äh, könnten wir bitte das Thema wechseln?«
    »Es tut mir leid«, zog er seine Frage zurück. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    »Schon okay«, nahm ich seine Entschuldigung ein bisschen verlegen an. »Sag mal, woher weißt du eigentlich all so was? Schließlich haben wir darüber noch nie in der Schule gesprochen?«
    Iason zuckte mit den Schultern. »Aus Büchern.«
    »Aus Büchern?«, wiederholte ich irritiert.
    »Auf der Fahrt zur Erde war eine Menge Zeit.«
    Er legte ganz sachte eine Hand an meinen Ellenbogen und führte mich über eine Brücke.
    Befremdet sah ich ihn an.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das, was du da machst, ist nur – ziemlich veraltet.«
    Er hielt inne und senkte die Hand. »Entschuldige.«
    Ich hätte mich ohrfeigen können. »Aber irgendwie ist es auch schön«, sagte ich deshalb schnell.
    »Ah.« Er verstand und berührte erneut meinen Arm. »Schön ist gut.«
    Auf einmal war ich voller Leben. In mir kribbelte, zitterte und bebte es.
    »Aus Büchern hast du also dein ganzes Wissen über uns?«, versuchte ich mich abzulenken.
    »Dieses Mittel eignet sich nur bedingt. Ich habe so vieles über euch gelesen, und doch kam mir das meiste fremd vor, als wir hier ankamen. Ihr Irden seid unberechenbar«, gestand er. »Und weil ich schon bald merkte, dass hier nicht alles mit Worten erklärbar ist, habe ich mir einfach einiges von euch abgeschaut.«
    »Das nicht.« Mein Blick deutete auf seine Hand an meinem Ellenbogen.
    »Stimmt. Nun, vielleicht war die Literatur an Bord teilweise nicht mehr die aktuellste.«
    »Das kann sein.«
    »Bücher sind meistens Altbestände und werden gern gespendet. Heutzutage erscheinen Texte fast nur noch elektronisch.« Es konnte schließlich keiner wissen, dass Loduuner in der Lage waren, Texte eins zu eins in ihren Gehirnen abzuspeichern.
    »Wahrscheinlich«, gab er mir recht.
    »Wie hieß denn

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