Sternenschweif 10 - Geheimnisvolles Fohlen
solltest du am besten Grace fragen“, erwiderte Laura. Sie hatte das große schlanke Mädchen mit den blonden Haaren bereits entdeckt. Grace lief gerade mit einem schwankenden Turm aus Wassereimern aus der Scheune. Laura winkte ihr zu.
„Komme gleich“, keuchte Grace. Sie ließ die Eimer vor der Wassertränke fallen und lief zu ihnen. „Ihr wollt bestimmt Nachtwind sehen!“
Laura nickte. „Allerdings scheint ihr gerade ziemlich beschäftigt zu sein.“
„Heute kommen sechs Neuzugänge“, erklärte Grace. „Rosental, der Reitstall am anderen Ende der Stadt, muss schließen. Und einige Besitzer möchten ihre Ponys bei uns unterstellen. Meine Mutter kann die neuen Mieter gut gebrauchen. Aber deswegen geht hier heute alles drunter und drüber. Mum räumt gerade die Sattelkammer auf und ich kümmere mich um die Boxen.“
„Was hältst du von drei fleißigen Helferinnen?“, fragte Jessica.
Grace lächelte ihr dankbar zu. „Eine ganze Menge“, erwiderte sie strahlend.
Laura, Mel und Jessica banden ihre Ponys an und folgten Grace in die Sattelkammer. Der Anblick verschlug ihnen die Sprache. Satteldecken, Sättel, Trensen und Putzzeug türmten sich auf dem Boden.Grace’ Mutter versuchte gemeinsam mit Jo-Ann, der besten Freundin von Grace, Ordnung in das Chaos zu bringen.
„Hallo, ihr drei!“, begrüßte Mrs Wakefield sie seufzend. „Wenn ihr Nachtwind sehen wollt, müsst ihr noch ein bisschen warten. Ich muss erst irgendwie Platz in dieser Sattelkammer schaffen.“ Sie lächelte etwas angestrengt und fuhr sich mit der Hand durch ihre kurzen blonden Haare. „Das kann allerdings noch dauern!“
„Wir helfen Ihnen gerne“, bot Laura an.
Mrs Wakefield strahlte. „Das ist aber nett von euch. Ich freue mich über jede Hilfe, die ich kriegen kann.”
„Womit sollen wir anfangen?“, fragte Mel eifrig.
„Es wäre prima, wenn ihr die Satteldeckenin die Deckenkammer bringen und dort aufhängen würdet.“
Eifrig gingen Laura, Jessica und Mel ans Werk. Schon bald hingen die ersten Decken ordentlich in der Deckenkammer, die Decken zum Ausreiten auf dem einen Ständer, die für die Halle sowie die Schweißdecken auf den anderen Ständern. In der Zwischenzeit hatten Mrs Wakefield und Jo-Ann die Sättel auf die Sattelböcke gehievt und Reithelme, Stiefel und Bandagen auf verschiedenen Stapeln sortiert.
„Hier kommen die letzten zwei“, keuchte Laura. Sie schleppte zwei schwere Wintersatteldecken über den Hof, um sie gemeinsam mit Mel und Jessica aufzuhängen.
Sie waren fast fertig, als sie plötzlichwütende Stimmen hörten.
„Die Eckbox gehört mir. Verzieh dich gefälligst!“
„Aber ich war zuerst hier!“
„Tja, offensichtlich hat dir keiner gesagt, dass diese Box für mein Pony Prinz reserviert ist!“
Laura verdrehte die Augen. Das war doch nicht möglich! Dieser Kommandoton konnte nur von einer einzigen Person stammen. Jade Roberts!
3
Laura, Mel und Jessica liefen nach draußen.
Jade stand breitbeinig auf dem Hof. Sie hatte die Hände auf die Hüften gestützt, ihre Augen funkelten ein jüngeres Mädchen wütend an. „Worauf wartest du noch? Verdrück dich gefälligst mit deinem Pony aus meiner Box!“
Schniefend führte das andere Mädchen ihr Pferd nach draußen. Man konnte ihr ansehen, dass sie den Tränen nahe war.
Jade lächelte selbstgefällig. Als sie sich umdrehte, erblickte sie die drei Freundinnen. „Was habt ihr denn hier zu suchen?“, fragte sie herablassend.
„Das Gleiche könnten wir dich fragen“, entgegnete Laura frostig.
Jade warf ihr schulterlanges braunes Haar zurück. „Ich bringe gerade Prinz in seine neue Box. Er stand bisher im Reiterhof Rosental, aber der musste ja schließen.“
Lauras gute Laune war schlagartig verflogen. Sie war nicht besonders scharf darauf, wenn sie Jo-Ann und Grace demnächst besuchte, auch auf Jade zu treffen.
„Und? Warum treibt ihr euch hier herum?“, wiederholte Jade ihre Frage.
„Wir wollten uns Mrs Wakefields neues Fohlen ansehen“, antwortete Jessica.
„Ein Fohlen?“, wiederholte Jade. „Wie alt ist es denn?“
„Erst ein paar Tage“, nuschelte Mel.
„Wo ist es? Das will ich auch sehen!“
In diesem Moment kam Mrs Wakefield mit Grace aus der Sattelkammer. „Da möchtealso noch jemand unseren jüngsten Zuwachs bewundern?“, fragte sie lächelnd. „Na, dann kommt doch mal mit.“
Als sie sich dem Stall näherten, wandte sich Mrs Wakefield an die Mädchen: „Ihr dürft Apple und Nachtwind auf keinen
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