Sternenschweif 16 - Geheimnisvoller Zaubertrank
ihr Schlafzimmer, und kurze Zeit später wurde es still im Haus. Laura wartete noch ein bisschen, bevor sie nach unten schlich. Leise öffnete sie die Küchentür und lief nach draußen.
Als sie im Stall angekommen war, schnaubte Sternenschweif zur Begrüßung. Laura umarmte ihn und sprach dann den Verwandlungszauber. Kurz darauf stand Sternenschweif als Einhorn vor ihr.
„Das finde ich mutig, dass du Catherine in der Buchhandlung besucht hast“, waren Sternenschweifs erste Worte. „Das war bestimmt nicht einfach.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte Laura. „Sonst war ich allerdings in letzter Zeit weniger mutig.“
Sternenschweif sah sie fragend an. „Was soll denn das heißen? Hat es etwas damit zu tun, dass du dich gestern so komisch gefühlt hast? Hast du was?“
„Ja, das kann man so sagen“, begann Laura stockend. Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Schließlich platzte sie heraus: „Meine Mutter bekommt ein Kind!“
„Wirklich?“, fragte Sternenschweif mit großen Augen. „Na, das sind ja aufregende Neuigkeiten!“ Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Du scheinst ja nicht gerade vor Freude aus dem Häuschen zu sein. Wann ist es denn so weit?“
„Erst in einem halben Jahr. Es ist also noch ein bisschen Zeit.“
„Zeit wofür? Was ist eigentlich los? Jetzt erzähl mir bitte einmal, was dich bedrückt.“
„Ich würde mich ja gerne mehr freuen, aber das fällt mir eben schwer.“ Laura musste einen dicken Kloß hinunterschlucken. „Es kann sein, dass wir umziehen müssen. Mein Vater meint, dass wir zu fünft keinen Platz haben im Haus. Es wird zu eng.“
„Und jetzt machst du dir Gedanken, wie es dann mit uns weitergehen wird?“, fragte Sternenschweif leise.
Laura starrte auf den Boden und nickte.
„Haben deine Eltern denn schon ein Haus in die engere Wahl gezogen?“
„Nein, bislang hat ihnen wohl noch nichts gefallen.“
„Warum konntest du denn nicht gleich mit mir darüber reden?“, fragte Sternenschweif gekränkt. „Ich denke, wir sind die allerbesten Freunde. Da kann man sich doch alles erzählen. Aber du scheinst in letzter Zeit die Dinge lieber mit dir selbst auszumachen. Du hast ja auch zum Beispiel einfach entschieden, Kareen nicht wie abgemacht zu besuchen. Normalerweise hättest du das mit mir besprochen. So wie das in einem Team üblich ist.“
„Aber Sternenschweif, natürlich sind wir ein Team!“, rief Laura und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Mich hat diese Nachricht mit dem Umzug einfach umgehauen. Und ich wollte dich nicht auch noch beunruhigen. Tausend Fragen gehen mir seitdem durch den Kopf: Wird es in dem neuen Haus auch einen Stall mit Weide für dich geben? Oder müssen meine Eltern vielleicht eine Box für dich in einem Reitverein mieten? Wie soll ich dich da dann verwandeln? Und wer weiß, ob wir je wieder gemeinsam zur geheimen Lichtung reiten können? Mit all dem wollte ich dich nicht auch noch belasten.“
„Was heißt hier belasten?“, fragte Sternenschweif empört. „Du musst mich doch nicht beschützen. Genau dafür sind doch Freunde da, dass man sich alles erzählen kann.“
„Du hast ja recht“, gab Laura zu. „Ich verstehe, dass du gekränkt bist. Ich hätte mit dir darüber reden müssen. Und auch darüber, einfach nicht zu Kareen zu fliegen.“
Mit einem Mal wurde es Laura ganz heiß. „Du meine Güte! Kareen habe ich völlig vergessen! Ich wollte eigentlich heute Nachmittag zu ihr. Aber dann sind wir so spät aus der Stadt zurückgekommen, dass ich das total verschwitzt habe. Und für heute Nacht können wir uns nun auch nicht mehr verabreden. Sollen wir es dann morgen probieren?“
„Ja, auf jeden Fall“, pflichtete Sternenschweif ihr bei. „Wir dürfen sie nicht mehr länger warten lassen. Es ist ja schon genug, dass wir sie letzte Nacht versetzt haben. Du hast schließlich auch eine Verpflichtung als Hüterin. Man muss sich auf dich verlassen und dir vertrauen können.“
„Ich weiß“, sagte Laura kleinlaut. „Aber letzte Nacht war mir einfach alles zu viel. Ich werde Kareen das erklären. Sie wird mich hoffentlich verstehen.“
„Da bin ich sicher“, erwiderte Sternenschweif beruhigend.
„Gut, dann gehe ich jetzt besser ins Bett“, beschloss Laura. „Ich bin hundemüde. Letzte Nacht habe ich kaum ein Auge zugemacht.“
„Das verstehe ich gut. Mach dir nicht zu viele Gedanken. Momentan können wir gar nichts machen als abwarten und hoffen. Vielleicht finden deine Eltern ja auch ganz in der
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