Sternenschweif 23 - Liebeszauber
viel Verantwortung, denn sie musste anderen Einhornfreunden dabei helfen, wenn diese Probleme mit ihren Einhörnern hatten. Und manchmal war es gar nicht leicht, eine gute Lösung zu finden, ohne zu viel von der Einhornmagie zu verraten.
„Ich glaube, wir sind im vergangenen Jahr aber schon ganz schön gut geworden“, sagte Laura leise. Sternenschweif nickte zustimmend. Auch in der Ponygestalt verstand er jedes ihrer Worte.
„Meinst du beim Galoppieren oder beim Springen?“, wollte da Mel plötzlich wissen.
Laura biss sich auf die Lippen. Das hätte nicht passieren dürfen! Wie leicht hätte Mel etwas über das Einhorngeheimnis erfahren können. Denn niemand außer den Freunden, die selbst ein Einhorn hatten, durfte davon wissen. Und oft fiel es Laura ganz schön schwer, ihren beiden besten Freundinnen nicht die ganze Wahrheit über Sternenschweif sagen zu dürfen!
„Ähm“, stotterte sie. „Beides. Ich meine, ich hoffe, dass wir besser geworden sind. Schließlich zieht uns Jade immer noch manchmal damit auf, wie toll sie mit ihrem neuen Pferd springen kann.“
„Vergiss doch Jade. So gut wie die seid ihr beide schon lange“, meinte Jessica zuversichtlich.
Insgeheim atmete Laura auf. Ihre Freundinnen hatten nicht bemerkt, dass sie von etwas ganz anderem gesprochen hatte. Und es war ein gutes Gefühl, dass sie ihr Mut machten. Wirklich schade, dass sie ihnen nichts über Sternenschweif verraten durfte.
So gründlich hatten die drei ihre Ponys schon lange nicht mehr gebürstet. Aber irgendwann kam doch der Zeitpunkt, an dem kein Staubkorn mehr zu entdecken war und sie schweren Herzens ihre Ponyfreunde auf die Koppel führen mussten.
„Der Ausritt hat richtig gutgetan“, bemerkte Laura, als sie wieder auf das Farmhaus zuliefen. „Ich fühle mich viel besser, viel ruhiger als vorher.“
„Ich habe heute Nacht auch schlecht geschlafen mit den vielen Tests im Nacken. Aber so ein Galopp macht wirklich den Kopf frei“, schwärmte Mel.
„Holen wir uns noch ein bisschen Nervenfutter aus dem Wohnzimmer, bevor wir loslegen“, schlug Jessica vor. „Ich glaube, Sally hat unsere Schokoladenkiste wieder aufgefüllt. Das ist doch genau das Richtige, um sich über Geschichte hinwegzutrösten, oder?“ Sie zwinkerte ihren Freundinnen zu, während sie die Haustür aufstieß.
2
Doch im Wohnzimmer blieb Jessica wie angewurzelt stehen. „Oh nein“, stöhnte sie. „Nicht die schon wieder!“
Auf dem Sofa saß Samantha und blickte ihrem neuen Freund Tom tief in die Augen.
„Hallo? Dürfen wir kurz stören?“, rief Jessica so laut, als sei ihre Stiefschwester plötzlich taub geworden. – Und tatsächlich! Samantha rührte sich nicht einen Millimeter.
Laura sah, wie ihre Freundin die Geduldverlor. Auch sie fand Samanthas Verhalten ziemlich unhöflich.
„Sam? Hallo?“, rief Jessica noch einmal. Doch Samatha sah nicht einmal auf. Stattdessen lachte sie hell auf, weil Tom ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte. Da lief Jessica einfach ins Wohnzimmer an den großen, alten Eichenschrank, in dem sich die Schokoladenkiste der Familie Parker befand.
„Kannst du nicht anklopfen?“, kreischte Samantha auf einmal los. „Du wusstest doch, dass Tom und ich hier sind!“
Jessica drehte sich zu ihrer Schwester um und funkelte sie böse an. „Allerdings wusste ich das. Und deswegen habe ich auch gefragt, ob ich reinkommen darf. Laut genug, um ein Murmeltier aus dem Winterschlaf zu wecken. Aber du warst ja so versunken in denBlick deines Verliebten!“
„Du bist bloß neidisch, du kleine Kröte“, erwiderte Samantha.
„Neidisch?“, fragte Jessica. „Auf dich?“
„Jawohl, auf mich. Weil ich einen so gut aussehenden Freund habe und du nicht.“
Laura blickte verdutzt von einer Schwester zur anderen. Samantha und ihre MutterSally lebten noch nicht sehr lange bei Jessica und ihrem Vater. Aber inzwischen kamen die beiden Mädchen eigentlich ganz gut miteinander aus, dachte Laura.
„Nein danke. Ich habe Sandy, da brauch ich keinen Freund!“, sagte Jessica wütend. Sie schnappte sich zwei Tafeln Schokolade aus dem Schrank, knallte die Türen zu und machte auf dem Absatz kehrt. „Kommt!“, rief sie Laura und Mel zu. Gemeinsam verließen sie das Wohnzimmer und stürmten die Treppe hinauf in Jessicas Zimmer.
„Was die sich einbildet!“, schimpfte Jessica. „Und so geht das jetzt schon seit einer Woche. Tom hier und Tom da. Tom ist der Schönste, der Tollste, der Größte. Ständig kichert sie über seine
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