Sternenschweif 23 - Liebeszauber
du keine Angst, dass euch jemand sieht?“
Samya warf Laura einen verständnislosen Blick zu. „Natürlich nicht. Wir sind eben unsichtbar geflogen!“
„Unsichtbar?“, wiederholte Laura. „Du weißt, wie der Unsichtbarkeitszauber funktioniert?“
„Den kennt doch wohl jedes Kind. Titania und ich fliegen fast nur unsichtbar.“ Sie streichelte ihrem Einhorn über die schillernde Mähne. „Titania ist wirklich das tollste Einhorn der ganzen Welt.“
„Daran kann es wohl nicht liegen, dass der Zauber bei uns noch nicht klappt“, gab Laura ein bisschen gekränkt zurück. „Denn mein Sternenschweif ist mindestens genauso toll.“
„Dann liegt es wohl an dir“, gab Samya ungerührt zurück. „Vielleicht übst du nicht hart genug.“
5
Laura wandte sich ab. Das hatte sie nun von ihrer Aufschneiderei! Samya hatte ihr gründlich eins ausgewischt. Und vermutlich hatte sie sogar recht damit, dass sie mit Sternenschweif noch härter für den Unsichtbarkeitszauber üben musste. Nur wann? Sie hatte doch kaum Zeit, für all ihre Klassenarbeiten zu lernen.
„Ob ich Samya fragen sollte, wie sie das mit dem Zauber macht? Vielleicht gibt es einen Trick, den wir nur noch nicht ausprobiert haben. Was denkst du, Sternenschweif?“, fragte sie in Gedanken versunken ihr Einhorn.
Doch Sternenschweif antwortete nicht.
Laura drehte sich zu ihm um.
Er war nicht mehr hinter ihr! Er war überhaupt nicht zu sehen in der wogenden Menge aus silberfarbenen und schneeweißen Einhornrücken!
„Sternenschweif!“, rief Laura. „Sternenschweif! Wo bist du?“
Voll Angst bahnte sie sich einen Weg durch die umherstehenden Einhörner und ihre Freunde.
Endlich erblickte sie Sternenschweif. Er stand bei Titania und schien sich angeregt mit ihr zu unterhalten. Oder … eigentlich redete er auf Titania ein, während die Einhornstutenur von Zeit zu Zeit herablassend nickte.
„Sternenschweif!“ Ungehalten machte Laura ihren Begleiter auf sich aufmerksam. „Ich dachte, du folgst mir. Ich habe dich schon überall gesucht!“
„Oh, bitte entschuldige, Laura. Ich bin wohl auf einen kleinen Schwatz hier hängen geblieben“, sagte Sternenschweif verlegen.
„Kommst du jetzt?“, fragte Laura ihn ungeduldig.
„Äh … gleich. Weißt du, wir stecken hier gerade mitten in einer …“
„Schon gut. Vergiss es“, unterbrach Laura ihn ärgerlich. „Ich bin bei Ellen und ihrer Gruppe, falls du mich brauchst.“ Und damit wandte sie sich um und ging. Was war nur inSternenschweif gefahren? Er wich doch sonst nie von ihrer Seite! Aber vielleicht wollte er auch einfach mal die Möglichkeit nutzen, andere Einhörner kennenzulernen. Laura konnte sich nicht länger den Kopf darüber zerbrechen. Ellens Gruppe hatte sich bereits in einem Kreis zusammengefunden und beugte sich über einen schimmernden Rosenquarz.
„Als Hüter haben wir die Aufgabe“, begann Ellen gerade zu erklären, „anderen Einhornfreunden zu helfen.“
Laura blickte in die kleine Runde. Es war ein schönes Gefühl, mit Mädchen und Jungen zusammen zu sein, die die gleiche Verantwortung trugen wie sie selbst.
„Dass wir zu Hütern auserwählt wurden, ist eine besondere Ehre“, fuhr Ellen fort, „dochist diese Aufgabe auch mit vielen Pflichten verbunden. Wir müssen Einhornfreunden in der ganzen Welt helfen, wenn sie Probleme mit ihren Einhörnern haben. Und wir müssen jene unterstützen, die noch nicht wissen, dassihr Pony in Wahrheit ein Einhorn ist. Dabei müssen wir immer sehr behutsam vorgehen“, schloss sie und sah Laura verschwörerisch an. Laura wusste, warum. Noch im letzten Jahr hatte Ellen anders darüber gedacht und war sehr unvorsichtig gewesen. Nur so hatte ihr dieser schwerwiegende Fehler passieren können. Ellen hatte nun wirklich dazugelernt.
Laura reckte rasch den Kopf. Sternenschweif blieb in der Menge verschwunden. Also konzentrierte sie sich wieder auf die Unterhaltung.
„… wird mir das alles zu viel“, sagte ein stämmiger Junge gerade. „Die Schule, der Reiterhof. Ich gebe oft Nachhilfestunden und möchte es gerne weitermachen, weil ich weiß, dass meine Schüler mich brauchen. DieAufgaben des Hüters wachsen mir da oft über den Kopf.“
Laura sah ihn erschrocken an. Vor nicht allzu langer Zeit war es ihr genauso ergangen.
„Ich kenne das, glaub mir“, sagte sie voll Mitgefühl. „Ich war schon so weit, die Hüterverantwortung abzugeben.“ Sie spürte, wie alle Augen jetzt auf ihr ruhten. „Ich musste aber erkennen, dass
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