Sternenschweif 36 - Das magische Tuch
beruhigte sie ihn. „Ich habe plötzlich so ein Kribbeln gespürt. Und dann war ich einfach verschwunden. Aber ich sehe dich und alles andere ganz normal. Ich spüre auch meinen Arm, wenn ich ihn berühre. Was ist da bloß passiert?“
Sternenschweif dachte nach. „Ich glaube, es hat mit dem Schal zu tun“, meinte er dann. „Als du dich an mich gedrückt hast, hat mein Horn ihn berührt und da habe ich kurz so ein Prickeln gespürt. Gleich darauf warst du verschwunden.“
„Also haben wir eine neue magische Fähigkeit von dir entdeckt!“, rief Laura aufgeregt. „Ob Mrs Fontana das mit ihrem Einhorn auch gemacht hat? Vielleicht hatder Schal noch andere Fähigkeiten? War das der Grund, warum sie ihn immer getragen hat?“
„Nun mal schön langsam“, versuchte Sternenschweif sie zu beruhigen. „Jetzt müssen wir erst einmal herausfinden, wie du wieder sichtbar wirst. Oder willst du so nach Hause kommen?“
Laura kicherte. „Stell dir mal die Gesichter vor! Bestimmt würden alle denken, ich bin ein Geist, wenn sie mich nur hören, aber nicht sehen könnten!“
„Auf jeden Fall wäre es nicht ganz einfach, das alles zu erklären“, meinte Sternenschweif und Laura hörte das Schmunzeln in seiner Stimme.
„Was meinst du, soll ich noch einmal dein Horn berühren?“, fragte sie.
„Ja, aber mit dem Schal“, erwiderte Sternenschweif. „Ich sehe ja nicht, wo er ist. Und wahrscheinlich funktioniert es in umgekehrter Richtung genau gleich.“
Tatsächlich spürte Laura sofort wieder das Kribbeln, als sie Sternenschweifs Horn mit dem Schal berührte. Sie sah, wie sich die Umrisse ihres Körpers abzuzeichnen begannen. Zuerst nur schwach, dann immer stärker, bis sie schließlich aussah wie immer.
Ehrfürchtig strich sie mit den Fingern über den feinen Stoff. Sie konnte es nicht fassen. Das Tuch war tatsächlich ein Zaubertuch!
7
Nachdenklich betrachtete Sternenschweif den Schal. „Was für ein Geschenk, das Mrs Fontana Catherine hinterlassen hat“, murmelte er.
„Für Catherine ist es nur eine schöne Erinnerung“, erwiderte Laura. „Sie kann die Zauberkräfte des Tuchs ja nicht nutzen. Aber wir könnten es!“
Sternenschweif blickte sie groß an. „Wie meinst du das?“
„Wir könnten uns heute um Mitternachtbei Mr Hubbers Haus auf die Lauer legen. Wenn die Männer tatsächlich kommen, dann machst du mich unsichtbar. Ich schleiche mich an und finde heraus, was das für eine Ware ist.“
„Bist du verrückt?“, fragte Sternenschweif entsetzt. „Das ist doch viel zu gefährlich! Ich lasse dich auf keinen Fall alleine in die Nähe dieser Männer.“
„Aber sie sehen mich doch gar nicht“, beruhigte ihn Laura. „Was soll schon passieren?“
„Keine Ahnung“, antwortete Sternenschweif. „Alles Mögliche. Wir haben mit dieser Zauberkraft überhaupt keine Erfahrung. Wir wissen nicht, wie lange sie hält. Vielleicht lässt sie nach einer gewissen Zeit nach? Oder vielleicht gibt es irgendetwas,das dich plötzlich sichtbar macht, zum Beispiel, wenn du etwas berührst? Es gibt tausend Dinge, die passieren können. Stell dir nur einmal vor, du tauchst plötzlich neben diesen Männern auf. Was machst du denn dann?“
„Woher soll ich das wissen? Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken“, erwiderte Laura mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Was könnten wir sonst tun? Hast du eine andere Idee?“
Sternenschweif schwieg und dachte nach. „In Ordnung “, willigte er schließlich ein. „Dann machen wir es eben so. Mir fällt auch nichts Besseres ein. Aber ein gutes Gefühl habe ich trotzdem nicht bei der Sache.“
„Keine Angst“, meinte Laura undschmiegte sich an ihn. „Die Männer werden mich sicher nicht erwischen. Und nur so finden wir heraus, was sie vorhaben.“
Sternenschweif schaute Laura nachdenklich an. Dann nickte er.
„Komm, es ist spät geworden“, unterbrach Laura schließlich das Schweigen. „Lass uns nach Hause reiten.“
Sie verwandelte Sternenschweif wieder zurück und sie machten sich auf den Heimweg. Als sie ihm wenig später im Stall sein Futter brachte, fuhr sie ihm noch einmal liebevoll durch die Mähne.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte sie. „Es wird schon alles gut gehen.“
Ausgerechnet in dieser Nacht war Sophie sehr unruhig. Mehrere Male schrie sie undMrs Foster ging zu ihr ins Zimmer. Hoffentlich schlief sie bald ein, damit Laura sich unbemerkt aus dem Haus schleichen konnte. Doch es dauerte bis nach 23 Uhr bis es endlich still war.
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