Sternenschweif 37 - Zirkus der Traeume
spielten sie zur Ablenkungein paar einfache Reiterspiele. Danach gab es Mittagessen und schließlich mussten sie sich noch zwei Stunden gedulden. Laura und Paul nutzten die Zeit und ritten auf Sternenschweif und Sissy aus. Sie trabten gemächlich durch den kühlen Wald. Dabei achteten sie darauf, dass ihre Ponys sich so kurz vor dem Auftritt nicht zu sehr anstrengten. Paul wirkte nachdenklich, aber nicht unglücklich.
„Ich bin ganz nervös und trotzdem ruhig“, sagte er. „Das ist ein komisches Gefühl. Hoffentlich sind meine Eltern nicht böse.“
„Ganz bestimmt nicht“, beruhigte Laura ihn. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, was sie gestern im Rosenquarzstein gesehen hatte, aber das ging ja nicht. „Vertrau einfach darauf, dass du gut im Voltigieren bist“, sagte sie stattdessen. „Das werden auch deine Eltern sehen.“
Paul lächelte. „Danke, Laura“, sagte er plötzlich.
„Wofür?“, fragte Laura überrascht.
„Du bist so nett. Ohne dich wäre das Voltigieren immer noch mein großes Geheimnis. Egal, was meine Eltern dazu sagen: Ich bin froh, dass es mir jetzt nicht mehr peinlich ist.“
Laura spürte, wie sie rot wurde. „Das ist schön“, sagte sie und fügte dann schnell hinzu: „Komm, wir reiten zurück zum Zirkus. Es dauert nicht mehr lang bis zur Vorstellung und wir müssen uns noch umziehen und schminken.“
Eine Stunde später hatte Laura riesiges Lampenfieber. Ihre Knie zitterten und sie zweifelte, ob sie überhaupt den Aufschwung schaffen würde. Da spürte sie Sternenschweifs warmen Atem in ihrem Haar. Er schmiegte seinen Kopf an ihren und schien ihr zu sagen: Keine Bange, wir schaffen das schon.
„Ja, mein Kleiner!“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Du bist bei mir und ich bei dir.“
Den Kindern um sie herum ging es nicht besser als Laura. Max konnte keine Minute still sitzen, sondern rannte wie von der Tarantel gestochen durch die Gegend. Immer wieder lugte er durch den Vorhang in das Zirkuszelt, das sich langsam aber sicher mit Zuschauern füllte. „Sie sind da!“, rief er plötzlich und meinte damit den Rest derFamilie Foster. Jetzt schaute Laura ebenfalls durch den Spalt und sah ihre Mutter, die Sophie auf dem Schoß hatte. Neben ihr saß Lauras Vater und vor ihm Walter, der Terrier. Er verhielt sich wie immer ganz brav. Ansonsten war das Zelt erfüllt vom Stimmengewirr des Publikums. Ein paar Reihen weiter entdeckte Laura die Eltern von Paul und Aline, die mit freundlichen Gesichtern umherblickten.
Plötzlich ertönte die Eingangsmusik und augenblicklich kehrte Ruhe ein.
„Es geht los!“, flüsterte Karin. „Viel Glück!“, wünschte sie allen.
Als Erstes trat der Zirkusdirektor in die Manege und begrüßte die Zuschauer mit seinen Zaubertricks. Doch er gab bald an die Kinder seiner Zaubergruppe ab, dieeine tolle Show hinlegten. Als ein Junge sogar ein weißes Kaninchen aus einem zuvor leeren Hut zauberte, klatschte das Publikum begeistert Beifall.
Dann lief Buddy bellend in die Arena und Max als tollpatschiger Clown hinterher. Der Zauberer packte erschrocken sein Kaninchen und rannte davon. Die Zuschauer lachten. Max stellte sich vor Buddy und schien mit ihm zu schimpfen, doch Buddy sah ihn nur treuherzig an. Dann sollte Buddy durch einen Reifen springen und tanzen, doch er sprang stattdessen an Max empor und riss ihm fast die Perücke vom Kopf. Das Publikum war entzückt von dem wilden Hund.
Schließlich kam Paul jonglierend in die Manege hinein. Sofort raste Buddy auf ihnzu und schnappte nach den Bällen. Paul versuchte zu fliehen und rannte im Kreis herum. Das sah so lustig aus, dass die Menge grölte. Da trabte Sissy gemächlich in die Arena herein. Sie wurde von Karin an der Longe geführt. Paul lief neben ihr her und schwang sich gekonnt auf ihren Rücken. Er führte seine Kunststücke vor und trabte dann aus der Arena. Das Publikum applaudierte begeistert. Nun war Laura an der Reihe. Karin führte Sternenschweif an der Longe in die Arena und Laura lief neben ihm her. Der Aufschwung klappte gut, sie saß sicher auf Sternenschweifs Rücken und ließ die Griffe los. Dann legte sie sich auf den Bauch und streckte die Arme seitlich aus. Alles verlief gut, Sternenschweif bewegte sich sogleichmäßig, dass Laura plötzlich keinerlei Angst mehr verspürte. Sie hatte das Gefühl, allein mit Sternenschweif in der Arena zu sein. Als sie sich hinkniete und ein Bein nach hinten streckte, klappte auch das reibungslos. Ebenso das Hinstellen, wofür sie so lange
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