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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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spezialisieren uns. Mein Aufgabenbereich liegt mehr in praktischen Dingen, und mein Lehrer war Historiker, aber Ihnen steht es frei, Ihren eigenen Weg zu gehen.«
    Lillys Augen leuchteten auf. Im Gegensatz zum Kampftraining und dem Auswendiglernen von Fakten klang das nach etwas, das ihr Spaß machen könnte.
    »Doch zurück zu Ihrer Ausgangsfrage. Offensichtlich ähnelt es optisch dem, was die Sternenseelen für die Seele halten, die sie beim Tod eines Lebewesens sehen.«
    »Dann strahlen sie ihre Seele ab?«
    Die Rektorin wiegte den Kopf. »Vielleicht. Stellen Sie sich die Sterne als gewaltiges Reservoir an Seelen vor, die im Grunde nichts anderes als eine weitere Art von Energie oder Materie sind. Für die Dauer unseres Lebens leihen wir uns etwas davon und kehren mit dem Tod zu unserer Sonne zurück. In den Sternenseelen müssen aber doch zwei Seelen stecken. Zum einen die, mit denen ihre Körper geboren wurden, und dann die Energie, die ihnen von ihrem Stern geschenkt wurde. Womöglich kann ein menschlicher Körper dies nicht fassen, oder es führt zu unbekannten Reaktionen, sodass wir diese Partikel sehen. Warum sie das allerdings bis zu einem bestimmten Grad zu kontrollieren vermögen und warum es nur im Sternenlicht auftritt, können wir nicht sagen.«
    Lilly nickte nachdenklich. Es war aufregend zu hören, dass etwas, das manche als Magie abgetan hätten, zumindest teilweise wissenschaftlich erklärbar war. Früher war die Welt ihr regelrecht langweilig erschienen. Der Mensch hatte nahezu jeden Fleck der Erde erkundet, nur selten entdeckte man noch neue Tierarten, man verstand, wie Elektrizität funktionierte, konnte fliegen … Man musste sich schon mit den Tiefen der Physik und Biologie auseinandersetzen, um auf größere Rätsel zu stoßen. Dass etwas vor ihren Augen existierte, was noch nicht völlig verstanden wurde, aber greifbar war, hatte etwas unglaublich Faszinierendes.
    Madame Favelkap nippte an ihrem Tee, wobei die seltsamen, schlangenartigen Schatten unter ihrer Haut sich an den Stellen sammelten, an denen sie der Tasse am nächsten waren, als würden sie von der Wärme angezogen werden. »Haben Sie noch eine Frage?«
    Lilly nickte. »Raphael erwähnte, dass manche Sternenseelen vom Tag kaum beeinträchtigt werden.«
    »Da hat er übertrieben, aber ein Funken Wahrheit liegt darin. Je älter sie werden, desto besser können sie sich an die Ereignisse erinnern, die tagsüber geschehen, und sie lernen, leichter zwischen der Realität zu unterscheiden und dem, was sie sich eingeprägt haben. Zudem können sie sich mehr Dinge merken, die ihr Verhalten am Tag bestimmen sollen. Während eine junge Sternenseele oft nur zu einem blassen Abbild ihres einstigen menschlichen Daseins wird, das kaum Gefühle verspürt und sich höchstens einen Fakt wie das Meiden einer bestimmten Person einprägen kann, studieren ältere zum Teil komplexe Verhaltensmuster ein, die sie dann zuverlässig befolgen. Aber, und darin hat Raphael recht, die Fähigkeiten sind unterschiedlich stark ausgeprägt. So gibt es Sternenseelen, die sich bei ihrer Geburt schon sicher am Tag bewegen können, während andere es auch nach Jahrhunderten nicht lernen. Eine Erklärung haben wir dafür nicht. Ich halte es einfach für eine Frage des Talents. Nicht jeder kann so gut tanzen wie Sie, hat aber womöglich ein fotografisches Gedächtnis.« Sie trank noch einen Schluck Tee, als ihre Stimme kratzig wurde, bevor sie fortfuhr: »Ich weiß, dass Raphael sich für schwach hält, aber das liegt nur daran, dass er hauptsächlich Umgang mit Sternenseelen hat, deren Fähigkeiten in diesem Bereich besonders ausgeprägt sind. Im Vergleich zu den anderen liegt er im Durchschnitt.«
    Lilly nickte. Sie hatte sich etwas Derartiges gedacht. »Aber warum leben sie alle hier? Warum sind sie sesshaft geworden und setzen sich damit dem Risiko aus, entdeckt zu werden?«
    Madame Favelkap schüttelte bedauernd den Kopf. »Das ist eines der Dinge, die ich Ihnen noch nicht sagen darf. Es betrifft eines unserer höchsten Geheimnisse, deshalb bitte ich Sie, nicht weiter danach zu forschen, auch wenn ich weiß, dass die Neugier Sie quält.«
    Lilly ärgerte sich zwar über das mangelnde Vertrauen, aber sie wusste auch, dass in diesem Punkt eine Diskussion aussichtslos war. Zudem hätte sie sich als undankbar empfunden. Sie hatte heute viel gelernt, über das sie nachdenken musste. Der Rest konnte warten.
    Da Lilly keine weiteren Fragen einfielen, gingen sie dazu

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