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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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Ausbildung einzumischen, und solange die Jäger jeden unserer Schritte beobachten, werde ich auch keine leichtfertigen Regelverstöße gestatten.« Ras sah Raphael ernst an, der daraufhin den Blick senkte. »Wir haben bereits genug Probleme. Deshalb würde ich es begrüßen, wenn du dich dieses Mal fügst. Einverstanden?«
    Was sollte sie dazu schon sagen? Sie konnte sich schlecht weigern. Vor allem jetzt, da sie wusste, dass sie mit der Zeit in alles eingeweiht werden würde. Sie seufzte und stimmte zu, woraufhin Anni ihren Mantel brachte und Raphael sie an der Hand nach draußen führte.
    Zuerst schwiegen sie, während sie dem schmalen Pfad folgten, der sie nach Hause bringen würde. Das Eis knirschte unter ihren Schuhen, und ab und an mussten sie sich bücken, um tief hängende Äste zu passieren. Diese Route war noch neu. Alle paar Wochen suchte Torge einen neuen Weg für sie, damit nicht die Anzeichen einer häufigen Nutzung irgendwelche Fremden zu ihnen führten. Zudem hatte er in einigen Bäumen versteckte Kameras angebracht, um zu kontrollieren, wer sich alles im Wald herumtrieb.
    »Der Streit klang gar nicht gut«, durchbrach sie schließlich die unbehagliche Stille.
    »Shiori ist schon lange nicht mehr glücklich mit unserer Aufgabe. Sie hätte uns niemals zugeteilt werden sollen. Sie ist die geborene Jägerin.«
    »Warum geht sie dann nicht?«
    »Das ist nicht so einfach. Der Rat tagt nur ein Mal pro Jahrzehnt, um nicht zu angreifbar zu werden. Alles andere erfolgt über Briefe oder Mails. Sie wurde mit uns hierhergeschickt, da ihre Fähigkeiten im Kampf legendär sind, und diese Aufgabe kann sie nicht ohne Weiteres niederlegen.«
    »Was soll denn sonst geschehen?«
    »Hat dir Madame Favelkap erläutert, was passiert, wenn du deinen Eid brichst?«
    »Sie wird mich töten«, antwortete Lilly leise und wunderte sich erneut über diese fremdartige Welt, in der sie nun lebte. Todesdrohungen, Kämpfe um das nackte Überleben, an Magie anmutende Fähigkeiten … Wie hatte sich ihr Leben nur so plötzlich verändern können? »Aber sie werden sie doch nicht gleich umbringen, nur weil sie ihren Auftrag nicht erfüllt.«
    »In diesem speziellen Fall schon. Wenn sie uns verlässt, bleibt eine Lücke in unseren Reihen. Wer soll sie schließen? Es ist nicht so einfach, eine neue Sternenseele zu finden. Nicht für diese Aufgabe.«
    »Dass ich nicht weiß, um was es geht, macht es nicht leichter zu verstehen«, seufzte Lilly.
    »Bitte, dränge mich nicht, es dir zu verraten«, bat Raphael sie in fast schon flehendem Tonfall.
    »Das hatte ich nicht vor.« Zumindest vorerst nicht. »Was ist an dieser Lucretia so besonders, dass ihr sie so sehr fürchtet?«
    Sie bogen auf den breiten Waldweg ein, auf dem zahlreiche Spaziergänger mit ihren Hunden Spuren hinterlassen hatten. Ab und an kreuzten die Fährten von Rehen und Wildschweinen den Weg, oft gefolgt von den kleinen Tatzen findiger Füchse.
    »Sie stammt aus Italien und lebte bereits zu Zeiten des Römischen Reichs. Man munkelt, dass sie ihre Hände im Spiel hatte, als Nero durchdrehte.«
    »Und in all den Jahren konntet ihr sie nicht vernichten?«
    »Sie ist gerissen, hält sich meist im Hintergrund und wird von Jahr zu Jahr mächtiger. Fynn ist ein Narr, wenn er glaubt, sie allein besiegen zu können. Solche Selbstüberschätzung führt bei Gegnern wie ihr unweigerlich zum Tod. Ich habe gehofft, nicht mehr zu leben, wenn sie erneut auftaucht«, flüsterte er. »Ein feiger Wunsch, aber dass sie so lange verschwunden war, kann nichts Gutes bedeuten.«
    »Vielleicht hatte sie einfach die Nase voll? Sternenseelen ziehen sich doch auch ab und an zurück, oder?«
    »Hoffen wir es, aber ich habe meine Zweifel.«
    Ein grauer Schemen lenkte Lillys Blick auf einen kleinen Körper, der neben einem Busch lag. Sie kniete daneben nieder, um ihn im schwachen Mondlicht besser sehen zu können, aber es war nur eine erfrorene Waldmaus, deren schwarze Knopfaugen gebrochen in die Finsternis starrten, als würde sie selbst im Tod noch furchtsam nach Jägern Ausschau halten. Traurig stand Lilly auf. Diesen Gegner hatte das zierliche Geschöpf nicht kommen sehen und hatte ihm nichts entgegenzusetzen gehabt. Hoffentlich erging es ihnen nicht ebenso. »Wie sollen wir sie dann erkennen? Wir wissen doch praktisch gar nichts über sie.«
    »Wenn wir das wüssten, wären wir einen Schritt weiter. Mit den heutigen Mitteln der Schönheitsoperationen und den Fähigkeiten zur Selbstheilung, die sie

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