Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
Vom Netzwerk:
fehlte die Kraft für eine neuerliche Auseinandersetzung mit ihrer Mutter.
    »Darum geht es doch nicht. Sieh dich an! Du bist müde, hast Ränder unter den Augen und torkelst morgens regelrecht aus dem Haus.«
    »Ich bin jung. Willst du mir erzählen, dass du früher nicht ausgegangen bist?«
    »Ehrlich gesagt bin ich das tatsächlich nicht. Damals waren es andere Zeiten. Aber ich bin nicht das Thema. Du kannst nicht mittags schlafen und die Nächte durchtanzen.« Sie sah sie beschwörend an. »Ich sehe dich so wenig, und du fehlst mir«, fügte sie leise hinzu.
    »Es ist mein Leben, und außerdem bin ich kein kleines Kind mehr.«
    »Stellst du dir so das Leben eines Erwachsenen vor? Sich durch die Schule durchmogeln, während man die Nacht zum Tag macht?«
    »Das ist unfair, und das weißt du auch«, erwiderte Lilly.
    »Mag sein, aber ich mache mir Sorgen. Wenn du jetzt schon so außer Kontrolle gerätst, wie soll es dann erst werden, wenn du studierst? Oder gar arbeitest?«
    Lilly zuckte zusammen. Das war einer der Aspekte, an die sie gar nicht denken wollte. Wie sollte ihre Zukunft mit Raphael aussehen, wenn sie den ganzen Tag in einem Büro verbrachte? Nicht jetzt, sagte sie sich. Es gab genug andere Probleme, auf die sie sich konzentrieren musste. Sie schüttelte den Kopf. »Solange ich mit Raphael zusammen bin, werde ich alles schaffen.« Voller Schreck bemerkte sie, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte.
    »Raphael?« Ihre Mutter spuckte den Namen regelrecht aus. Sie hatte ihm von Anfang an mit Ablehnung gegenübergestanden, gab ihm die Schuld an vielem, was sich verändert hatte, und Lilly konnte das nicht wirklich abstreiten. Zwar hatte alles mit Samuels Unfall angefangen, aber zu Raphael hatte sie sich schon vorher hingezogen gefühlt.
    »Wie kann man sich so von einer anderen Person abhängig machen? Das ist nicht gut für dich.«
    »Du hast Vater auch geliebt!«, fauchte Lilly sie an.
    »Und wie ist es mir damit ergangen? Als er starb, wollte ich nichts lieber, als ihm in den Tod zu folgen. Und dabei hatte ich mich nie so abhängig von ihm gemacht, mein Leben nie so sehr von ihm beeinflussen lassen, wie du es bei diesem Raphael tust. Du bist jung, dir stehen alle Wege offen.«
    »Es ist meine Entscheidung«, beharrte Lilly. »Er macht mich glücklich, und das sollte dir genügen.«
    Für einen Moment dachte Moni nach. »Was ist das überhaupt für ein Junge, der dich nur nachts sehen will? Das ist doch nicht normal.«
    »Weißt du was?«, fuhr Lilly sie an. Die Erschöpfung brach sich in Gereiztheit Bahn. »Mir reicht es. Hast du dich jemals gefragt, wie es mir dabei geht, wenn du dich ständig zwischen mich und Raphael stellst? Früher hättest du dich für mich gefreut.«
    Getroffen sah Moni sie an, hob schwach die Hand, aber Lilly wandte sich einfach ab und ging die Treppe hinauf. Scheiße, dachte sie, und in dem Moment war es ihr völlig gleichgültig, dass sie eigentlich nicht mehr fluchen wollte.
    Ein betretenes Husten ließ sie aufblicken. Samuel lehnte am Treppengeländer und sah sie mit einer süßen Mischung aus Verlegenheit und dem Versuch, ein aufmunterndes Lächeln auf seine Lippen zu zwingen, an.

17
    † H ey«, sagte er unsicher. »Ich habe euren Streit angehört. Selbst durch die geschlossene Zimmertür war es nicht zu überhören. Es tut mir leid, dass ihr solchen Stress habt.«
    Noch immer wütend schnaubte Lilly: »Sie soll sich nicht so anstellen.« In diesem Augenblick war es ihr völlig egal, dass ihre Mutter vermutlich jedes Wort mitbekam. »Sie benimmt sich, als wäre sie niemals jung gewesen.«
    »Also ganz ehrlich.« Samuel schluckte. »Du verhältst dich wirklich seltsam. Wer schläft schon aus freien Stücken um die Mittagszeit? Das Mädchen, das ich vor ein paar Monaten kennengelernt habe, sicher nicht. Und du siehst schlecht aus.«
    »Du doch auch.«
    Er nickte. »Ich weiß, aber jedenfalls tue ich mir das nicht freiwillig an. Keine Ahnung, was mit mir los ist.«
    Sie sah ihn besorgt an, ihre Wut war mit einem Mal verflogen, ebenso wie die Müdigkeit. Ihre Hoffnung, dass alles gut sein würde, sobald sie ihn von der Sternenbestie befreit hatte, zerstob, als sie ihn genauer musterte, die tiefen Augenringe, glanzlosen Haare und sogar eine Stirnfalte bei ihm entdeckte. Für einige Wochen hatte es ja tatsächlich so gewirkt, doch nun holten ihn die Ereignisse offensichtlich wieder ein. »Was ist denn los?«
    »Ich … Ach, vergiss es. Du wirst mich für verrückt

Weitere Kostenlose Bücher