Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
Schule, wo Madame Favelkap mir helfen kann.«
»Trotzdem«, beharrte Ras.
»Sie hat nicht ganz unrecht«, kam Unterstützung von unerwarteter Seite. Es war das erste Mal, dass Phil vor der Versammlung seine Stimme erhob. Sie klang ruhig und bedächtig, vollkommen anders, als man es bei dem krausköpfigen Schlagzeuger erwartet hätte, und selbst Fynn schien seinen Worten Beachtung zu schenken. »Sie ist ein Siebengestirn – sie wird mit dem Tag nicht solche Schwierigkeiten haben.«
»Und was bedeutet das?« Sie hatte zwar schon von den Plejaden gehört, aber was hatte das mit ihr zu tun?
»Hast du seit deiner Verwandlung zum Himmel hinaufgesehen?«
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Dein Stern ist Alkione – du wirst ihn erkennen. Alkione gehört zum Sternbild Stier und zu den Plejaden.«
»Und was hat das mit Tag und Nacht zu tun?«
»Im Gegensatz zu den Ansichten deiner Freunde hier glauben wir, nein, wir sind der lebende Beweis dafür, dass verschiedene Sterngruppen unterschiedliche Fähigkeiten verleihen. So sind wir Stargazer alle dem Sternbild Stier zugehörig, alle Plejaden und somit wahre Sternengeschwister. Jeder von uns übersteht den Wechsel von Nacht zu Tag weitaus besser als die meisten anderen.«
»Was auch ein reiner Zufall sein könnte«, erwiderte Ras.
»Ebenso wie die unglaubliche Schnelligkeit der Schützen-Zwillinge?«
»Wir sind nicht hier, um den Ursprung unserer Talente zu klären«, warf Fynn ein. »Was auch immer dahintersteckt. Das Mädchen gehört zu uns und teilt somit unsere Fähigkeit.«
Aha, plötzlich erhob er Ansprüche auf sie? Lilly kniff sich in den Oberschenkel, um nicht mit ihrer Wut herauszuplatzen. Wo war denn dann ihr Zwillingsstern? Warum hatte er sie ohne ein Wort im Stich gelassen? Wäre es nicht seine Aufgabe gewesen, ihr das alles zu erklären? Sie wagte es jedoch nicht, diese Fragen in Raphaels Gegenwart zu stellen. Sie wollte ihn nicht kränken, nicht noch mehr verletzen, indem sie Mikaels Namen aussprach.
»Was schlagt ihr also vor?«, wollte Ras wissen.
»Sie bleibt bei ihrer Familie, bis wir Lucretia getötet haben oder sie Verdacht schöpfen«, sagte Phil. »Wir brauchen so viele Augen wie möglich an der Schule und im Ort.«
»Und wie soll sie das alles schaffen, ohne sich zu verraten?«, mischte sich plötzlich Raphael ein. »Ihre Mutter beobachtet schon jetzt jeden ihrer Schritte. Noch mehr Auffälligkeiten, und sie wird ernsthafte Schwierigkeiten machen.«
»Dann werden wir die Konsequenzen daraus ziehen.«
Seine kalte, tonlose Stimme ließ einen eisigen Schauer über Lillys Rücken rinnen. »Ich werde euch mit Sicherheit nicht helfen, wenn meine Familie dadurch in Gefahr gerät.«
»Dir bleibt keine andere Wahl.«
»Und ob. Ich kann fortgehen, selbst wenn es meinen Tod bedeuten mag, aber ich werde nicht zulassen, dass ihnen etwas geschieht. Wie weit ich bereit bin zu gehen, habe ich bei Samuel bewiesen.«
Fynn nickte nachdenklich und nahm einen Schluck Cola. Ein achthundert Jahre altes Wesen, das ein Erfrischungsgetränk trank – wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Lilly darüber gelacht. »Davon habe ich gehört. Es gibt trotzdem keine andere Möglichkeit. Wir können nicht ein halbes Dutzend Menschen im Auge behalten.«
»Und wenn es nur ein weiterer wäre?«, fragte Lilly einer plötzlichen Eingebung folgend. »Jemand, der ohnehin schon kurz davor ist, unser Geheimnis zu lüften?«
»Dein Stiefbruder?«
»Ja.«
»Ich dachte, er erinnert sich an nichts.«
»Davon gingen wir aus, aber in seinen Träumen kehren die Erinnerungen zurück, und er quält sich, weil er sie nicht versteht.« Bitte, lass sie darauf eingehen, flehte Lilly innerlich. Sie fühlte sich nicht bereit, ihre Familie zu verlassen, ihrer Mutter neuen Kummer zu machen. Nicht jetzt. Nicht ohne eine Zukunft mit Raphael.
32
† R aphael lauschte der Diskussion nur noch mit halbem Ohr, nur am Rand bekam er mit, dass sie schließlich zustimmten, Samuel einzuweihen. Zu sehr schockierte ihn die Tatsache, dass Lilly nun eine Sternenseele war und dass sie einen Zwillingsstern hatte. Mikael. Ausgerechnet er. Stark und mächtig. Genau das Gegenteil von ihm. Wenn ihn nicht die Eifersucht so quälen würde, müsste er sich eingestehen, dass er der perfekte Partner für sie war, viel besser dazu geeignet, sie zu beschützen. Doch das grüne Monster hatte sich bereits zu tief in ihm eingenistet und nagte an ihm. Was würde aus ihrer Beziehung werden? Hatte sie mit
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