Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
war, nachdem Raphael geendet hatte. »Lea, recherchiere doch bitte in der Datenbank, ob wir Aufzeichnungen über so eine Sternenbestie haben.«
»Eine Datenbank?« Lilly glaubte, sich verhört zu haben.
»Ganz ohne moderne Technik leben wir auch nicht«, lächelte Lea. »Wenn wir einer neuen Bestie begegnen, werden alle wichtigen Informationen festgehalten, sodass wir ihre Bewegungen verfolgen können und langfristig eine Vorstellung von ihrer Anzahl erhalten.« Sie holte ihren Laptop, steckte einen Internetstick ein und tippte rasend schnell auf der Tastatur. »Das sieht nicht gut aus«, stellte sie nach ein paar Minuten fest. »Es gibt eine Sternenbestie mit ihrer Beschreibung, die in den letzten zehn Jahren an drei Orten aufgetaucht ist. Jedes Mal verschwanden kurz darauf mehrere Menschen, und jede Sternenseele, die ihr im Kampf gegenübertrat, starb unter seltsamen Umständen.«
»Was waren das für Umstände?«, fragte Ras.
»Es gab keine Verletzungen, die ihren Tod erklären könnten, nur einige Kratzer. Zudem fand man Spuren, die auf eine weitere Bestie hindeuteten, doch niemand hat jemals einen Hinweis auf ihre Existenz gefunden.«
»Das ist nicht gut«, sagte Fynn, und zum ersten Mal entdeckte Lilly so etwas wie Sorge in seinen Augen. »Wir sollten davon ausgehen, dass sie mit Lucretia zusammenarbeitet, und das bedeutet zwei Dinge: Zum einen, dass sie auf uns aufmerksam geworden ist. Ich glaube nicht an Zufälle – Lilly ist die Freundin einer Sternenseele. Ihr Tod sollte uns schwächen. Zum anderen, dass sie sich entgegen unserer Hoffnungen nicht zurückgezogen hat, sondern irgendwelche Pläne verfolgt.«
»Ist das nicht zu voreilig?«, warf Ras ein.
»Vielleicht, aber in diesem Fall bin ich lieber auf böse Überraschungen gefasst.«
»Es kann nicht Amadea sein«, sagte Raphael mit brüchiger Stimme, sein Gesicht aschfahl. »Ich sah sie sterben.«
Ihn so niedergeschlagen, so verstört zu sehen, brach Lilly das Herz. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen, hätte ihn umarmt und ihm zugeflüstert, dass alles wieder gut werden würde, doch dieses Versprechen erschien ihr hohl. Wie sollte sich hier etwas zum Guten entwickeln? Selbst wenn es sich nicht um Amadea handelte, standen noch immer Mikael und ihre erzwungenen Gefühle für ihn zwischen ihnen. Vorhin hatte sie vor dem Spiegel in Leas und Torges Schlafzimmer gestanden und sich angesehen. Sie fühlte sich fremd im eigenen Körper, kannte sich selbst nicht mehr. Nicht nur, dass er sich verändert hatte, dass sie Dinge sah und hörte, die ihr zuvor verborgen gewesen waren, nun waren da Empfindungen, die aus dem Nichts aufgetaucht waren. Die Liebe zwischen ihr und Raphael war gewachsen. Zuerst war da nur eine unbegreifliche Anziehungskraft gewesen. Wann immer er den Raum betrat, wanderte ihr Blick zu ihm, nahm jede seiner Eigenarten auf. Dann waren sie sich nähergekommen, und sie hatte sein großes Herz entdeckt, er hörte ihr zu und verstand sie, wenn sie von ihrem Vater und ihren Ängsten sprach. Sein Mut beeindruckte sie, er brachte sie zum Lachen, und sie wusste, dass er immer für sie da sein würde. Ihre Beziehung fühlte sich echt an, natürlich. Das Band, das sie mit Mikael vereinte, wirkte jedoch wie ein Fremdkörper, etwas, von dem sie sich so schnell wie möglich befreien wollte.
»Vielleicht ist es ein Trick«, überlegte Ras. »Ebenso wie Lucretia sich maskieren kann, kann sie es mit jeder anderen Sternenbestie machen.«
»Aber zu welchem Zweck?«, wandte Fynn ein. »Der ganze Aufwand nur, um eine einzelne Sternenseele zu verstören? Vergesst nicht, dass sie bereits vor zehn Jahren gesehen wurde.«
»Sie hat doch Erfolg«, mischte sich Shiori ein. »Wir vergeuden wertvolle Zeit mit Herumrätseln, dabei ist es momentan nicht von Bedeutung, wer oder was sie ist.«
Fynn nickte. »Mag sein, aber falls wir es mit Amadea zu tun haben, geht hier etwas vor, das mir gar nicht gefällt. Entweder hat sie einen Weg gefunden, eine Sternenseele unter ihre Kontrolle zu bekommen, oder sie hat etwas anderes erschaffen.«
»Vielleicht ist es so ähnlich wie mit dem Amulett, das Ansgar mir gab«, sagte Lilly nachdenklich. »Damit nahm ich einen Teil einer Sternenbestie in mir auf. Wäre so etwas nicht auch mit einer Sternenseele möglich? Eine Art Hybrid?«
Lea wurde kreidebleich, lehnte sich an Torge, der schützend einen Arm um sie legte. »Was für eine schreckliche Vorstellung.«
Das war eine Untertreibung, dachte Lilly. Die kurze Zeit, die
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