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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Schiffsmenschen; sie verlachten und verachteten das Gewebe des Lebens, der Natur, die andere liebten. Ein Gedanke traf den Lenkenden, und er blickte alarmiert zur Lichtung. Die Weißmähne ...
    Aber das Tier war geflohen, ohne daß ihm ein Leid geschehen wäre.
    Die Kapsel öffnete sich. Der erste Benderzic trat heraus, setzte schwer die Stiefel auf den Boden, als bereitete ihm der Gedanke an den vielfachen Tod der kleinen Lebewesen unter seinen Füßen Freude. Seine Stimme war voller Verachtung. »Rauth-Sieben, du bist gerufen worden.«
    Erschüttert erkannte der Lenkende die Brüder-Sprache wieder. Für einen Augenblick schwindelte ihn, als wäre ein Teil von ihm dazu abgerichtet, auf die Aufforderung hin vorzutreten. Er überwand den Impuls leicht, fast ohne nachzudenken. Wenn er in der Bruder-Sprache antworten, mit vernichtenden Wörtern um sich schlagen könnte ...
    Aber die Zunge hatte ihn im Stich gelassen. Und seine vorgetäuschte Tapferkeit war dahin. Wie konnte er nur daran denken, gegen die Benderzic vorzugehen? Obwohl Dunkeljunge ein geschickter Jäger war, hatte der Lenkende nicht viel mehr als ein Erdhuhn mit seinem Spieß aufgebracht. »Khira, du mußt laufen«, sagte er rasch mit gedämpfter Stimme. »Sie haben Flammenwerfer, sie sind zu zweit, und ich kann dir nicht helfen.« Bittend hielt er den nutzlosen Spieß vor sich.
    Sie starrte auf seine steifen Arme, auf die ausgestreckte Waffe. Sie starrte so auffallend, daß er ebenfalls darauf starrte; dann holte er tief Luft. Er hielt den Spieß nicht in einer Gebärde der Unterwerfung. Er hielt ihn in Angriffsstellung, erhoben; bereit, ihn zu schleudern.
    Und er hielt ihn in Dunkeljunges Hand. Daran gab es keinen Zweifel. Seine eigene Hand hatte den Stiel des Spießes nie so selbstverständlich und fachmännisch umschlossen; noch hatte sich sein Arm jemals so ruhig erhoben, waren die Muskeln so elastisch gewesen. Langsam, überwältigt blickte er auf und beobachtete den zweiten Benderzic, der an einem Kabel herabglitt und auf die mondbeschienene Lichtung auftraf.
    »Du kannst mir helfen«, sagte Khira und lachte hart und herausfordernd.
    Der Lenkende sah in gefrorenem Entsetzen, wie sie auf die Lichtung rannte und den Benderzic gegenübertrat. Sie grinste erfreut über das Spiel, daß sie ihnen anbot; ihre nassen Lippen waren vor Vergnügen gekräuselt. Sie drehte sich einmal dem Lenkenden zu; Mondlicht glitzerte auf ihrem Haar, ihre Augen leuchteten herausfordernd.
    Die Benderzic zogen ihre Flammenwerfer aus den Scheiden, bereit, Khira zu versengen; bereit, ihr ein Dutzend kleiner und schmerzhafter Brandwunden beizubringen, bevor sie sie töten und ihr Opfer annehmen würden. Der Lenkende hatte keine andere Wahl. Er trat neben sie an den Rand der Lichtung; nicht steif, nicht ruckartig, sondern kühn, mit geschmeidig funktionierenden Muskeln.
    Dunkeljunges Muskeln.
    »Was ist, Rauth-Sieben?« spottete der erste Benderzic und schickte einen Feuerstrahl zu Boden, der das feuchte Gras aufzischen ließ. »Läßt du deine Brüder für eine schmutzige Hexe im Stich?« Er verbrannte einen zweiten Grasfleck vor Khiras Zehen. »Deine Brüder rufen dich, Rauth-Sieben. Sie warten auf dich an einem Ort, wo deine Stiefel einen satten Klang erzeugen, wenn du gehst.« Der Benderzic trampelte auf den Boden. »Was für ein Geräusch ist das für den Schritt eines Mannes? Dieser Dreck gibt keinen Klang, Rauth-Sieben. Und diese dreckige Hexe ...« Er hob den Flammenwerfer; unter seinen Augen zogen sich winzige Muskeln zusammen, als sich der Finger um den Feuerknopf schloß.
    Für einen Moment dachte der Lenkende, er müßte hilflos zuschauen; unfähig, sich zu rühren. Aber Dunkeljunges Muskeln strafften sich, als der Benderzic Khira die Flammen entgegenschleuderte. Und Dunkeljunges Haß rührte sich in seinem Blut. Mit anschwellendem Schrei hob der Lenkende seinen Spieß und schickte ihn rauschend über die Lichtung. Schickte ihn rauschend nicht nur dem Benderzic entgegen, der Khiras Kleid mit Feuer bestrich (der das blasse Fleisch ihres Beines verbrannte), sondern gegen jeden Benderzic, der jemals irgendwo gelandet war, um zu lachen und zu zerstören.
    Khira schrie vor Schmerz auf. Der Benderzic taumelte, sein Flammenwerfer fiel zu Boden, als er nach dem Spieß griff, der ihm in der Brust steckte. Sein Mund klappte in einem Ausdruck der Überraschung auf und füllte sich bald mit Blut, einer tödlichen Flut. Seine Augen wurden glasig. Er fiel langsam, etappenweise; und

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