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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Menschen schon schliefen, und so früh, daß der größte Teil des Winters noch bevorstand. Sie kamen nie, wenn sich noch eine Barohna im Tal aufhielt. Sie nahmen zuerst die Hallen ein und schliefen für eine Weile. Dann erwachten sie und aßen und gingen daran, einen Hinterhalt für die Barohna zu legen.« Khira sollte schaudern, als sie die kurzgefaßte Geschichte der Gewalttätigkeit nacherzählte, die die ersten Jahrhunderte der Barohnas kennzeichneten. Aber als die Sternsteine vor ihren Säuglingshänden ausgebreitet worden waren, hatte sie nach dem roten Stein gegriffen. Indem sie ihn nahm, hatte sie auf einen Teil der Zartheit ihrer Schwestern verzichtet, die Töchter von Mond und Blaustern waren.
    Krieg und Dürre. Sie umfaßte Dunkeljunges Hand fester, bis sie sich in ihrer erwärmte. Jedes Jahr an ihrem Festtag herrschte Fasten im Tal. Dennoch hatte sie irgendwie ihren Hunger gestillt, und Adars Trommeln hatten sie gewärmt. Sie wandte sich zu Dunkeljunge und blickte auf sein angespanntes Profil. Wenn ihm die Steine angeboten würden, wenn er einen Stern nähme – einen Gastgeber – welchen würde er erwählen?
    Dunkeljunges Augen hielten den Kriegsstern einen Augenblick länger im Blick, dann kehrten sie zurück zur dunklen Wölbung auf der westlichen Plaza. Khira gab ihre kurze Spekulation auf. Die Barohnas waren aus Frauen der Hallen entstanden, und so erwählten weibliche Säuglinge aus den Hallen genauso Gastgeber wie die weiblichen Säuglinge des Palastes.
    Männern dagegen wurden die Wählsteine nie angeboten. Sie waren erdgebunden. Der Himmel und seine Energien berührten zwar ihre Sphäre, aber schlossen sie nicht ein.
    »Khira ...«
    Sie brauchte nicht einmal seine Fragen zu hören. »Ja. Morgen gehen wir zum Flügel der Arnimi.« Sollte er doch die Arnimi sehen. Sollte er ihre Instrumente und Apparate untersuchen. Sollte er seine Fragen stellen. Am Ende würde er sie nicht höher schätzen, als sie.
    Sie zögerte ihren Besuch bis zur Mitte des nächsten Morgens hinaus; als es soweit war, näherte sie sich dem westlichen Flügel widerwillig. Sie hatte sich noch keine Zeit genommen, die Stengellampen in den entfernten Regionen des Palastes zu richten. Als sie sich den Quartieren der Arnimi näherten, hingen die glühenden Stengel in schlaffen Bändern. Die verriegelte Tür zum westlichen Flügel ragte mächtig und solide vor ihnen auf. Normalerweise – wenn die Arnimi zu Hause waren – öffnete sie sich automatisch bei Khiras Annäherung. Heute tat sie es zu ihrer Überraschung nicht.
    Sie hielt an und blickte verwirrt die imposante Fläche hinauf. Dann, als sie sich der Gespanntheit von Dunkeljunge neben ihr bewußt wurde – sein Blick zuckte rasch von ihr zur Tür –, klopfte sie leicht.
    Eine metallische Kehle räusperte sich irgendwo in ihr Nähe. »Guten Winter, Erbin. Wie ich sehe, habt Ihr eine Gefährten gewonnen.«
    Erschrocken trat sie zurück. Irgendwann, seit sie in der Mitte der Nacht zurückgekehrt waren, hatten die Arnimi ein kleines Gitter in die Tür eingelassen. Daneben befand sich eine winzige Linse. Sie blickte mit angespannten Gesichtszügen in die Linse.
    Typisch Arnimi, plötzlich durch die Tür zu ihr zu reden statt sie zu öffnen. »Ja. Mein Freund ist bei mir«, sagte sie scharf und wartete darauf, daß die Tür sich öffnete.
    Aber sie bewegte sich noch nicht. »Seit wann ist diese Freund bei Euch, Erbin?«
    Der Frager verriet trotz des metallischen Tones etwas anderes als höfliches Interesse. »Lange genug«, sagte sie schroff. Sie mochte es nicht, wenn man sie fragte, wie sie vielleicht ein Kind ihrer Rasse fragen würden; herablassend, durch eine verschlossene Tür. »Wir sind gekommen, um uns die Steinproben anzusehen, die ihr von den Bergen Süden mitgebracht habt.«
    Sie vernahm jenseits der Tür murmelnde Stimmen. Sie klopfte erneut und fing an, zornig zu werden. Noch weniger als wie ein Kind angesprochen zu werden, liebte sie es, von einem Teil ihres eigenen Palastes ausgeschlossen zu sein. »Ich warte«, erwiderte sie ungehalten.
    Weiteres Gemurmel, dann ein winselndes elektronisches Geräusch, und die Tür öffnete sich langsam.
    Khira und der Junge hielten gleichermaßen den Atem an. Jetzt standen sie statt einer Tür aus Metall einem schimmernden Schutzschirm aus Licht gegenüber. Dahinter hielten sich zwei Arnimi auf. Beide starrten Dunkeljunge an.  Ihre Lippen waren eng zusammengepreßt, die vorstehenden Augen kalt. Einer männlich – Commander

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