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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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auftauchte; sein Gesicht war grau. »Das – was war das?«
    Khira machte keinen Versuch, den Unmut aus Stimme zu verbannen. »Das Arnimischiff. Sie sind aus Bergen im Süden zurückgekehrt.« Morgen würden sie ihren Meßgeräten durch den Palast wandern, klopfend, prüfend, miteinander redend. Techni-Verra mochte mit ihr sprechen; konnte sich sogar Zeit nehmen, sie nach ihrer Winterbeschäftigung zu fragen. Aber die anderen – sie sprachen nur, um zu sondieren, zu fragen. Es geschah ohne Rücksicht auf sie, nur um die Informationen zu erhalte welche es auch immer sein mochten.
    Sie lächelte grimmig. Es würde reichlich wenig sein. Sie hatte Techni-Verra Brot angeboten, und die Arnimifrau hatte angenommen. Sie würde keinem der anderen irgend etwas anbieten.
    Dunkeljunge blickte unsicher auf sie, er fühlte ihren Zorn »Sie sind zurückgekommen, um hier zu bleiben?«
    Khira setzte sich auf, zupfte an der Bettdecke. »Sie werden nicht fortgehen bis zur Schmelze.« Und wenn du nicht gekommen und mir Gesellschaft geleistet hättest, fügte sie stumm hinzu, mit bitterer Befriedigung, hätte ich sogar den ganzen Winter zugebracht, ohne mit ihnen zu sprechen. Ich wäre hier allein gewesen, ausgenommen vielleicht Techni-Verra.
    »Adar ist aufgegangen«, sagte sie, ohne nachzudenken. Jetzt war das Observatorium nicht uninteressant. Obwohl sie selten über das winterliche Erscheinen des roten Sterns nachdachte, besaß sie einen inneren Kalender, und heute nacht wallte Streitlust in ihrem Blut. Rasch sprang sie aus dem Bett. »Laß uns zum Turm gehen.«
    Dunkeljunge trat zurück, überrascht von dem plötzlichen Stimmungswechsel. »Jetzt?«
    »Ja, dann siehst du meinen Gastgeber.« Dunkeljunge in den ersten Tagen, nachdem er im Wachturm aufgetaucht war, zu beobachten, war, als betrachte man eine lebende Intelligenz, die sich aus dem Schatten entwickelte. Zuerst war er wie ein Hirnverletzter gewesen: fern, mit leeren Augen, langsam. Obgleich er sich durch den Palast bewegte und alles, was in den Bereich seiner kam, berührte und abschätzte, schien er sich kaum der Gesamtheit seiner Umgebung bewußt. Er benahm sich wie eines der Datensammelinstrumente der Arnimi, umgeben mit menschlichem Fleisch. Und als Khira mit ihm arbeitete, schien er sich ihrer so wenig als lebendige Person bewußt zu sein, daß sie ebensogut aus Stein hätte sein können.
    Aber er lernte; und während sie weitere Finger den Händen an ihrer Wand hinzufügte, veränderte er sich. Sein Lächeln war weniger geistlos; seine Untersuchungen waren weniger tastend. Immer öfter bewegte sich hinter seinen Augen wache Intelligenz. Kürzlich hatte er seine abendlichen Rückzüge aufgegeben. Statt dessen spielte er jetzt Brettspiele mit ihr. Und in den vergangenen Tagen waren seine Augen oft in heimlichem Widerstand aufgeblitzt, in versteckter Rebellion.
    Aber alle Veränderungen überstand eines unbeschadet: seine Neugier. Und er hatte Adar noch
nicht
gesehen.
    Als sie den Turm erreichten, sah auch sie ihn einige Minuten lang nicht. Der Wind peitschte mit eisigen Fingern durch das zerbrochene Fenster und überhäufte den Boden mit Schnee. Khira zog die Daunenjacke enger um sich und blickte in den bewölkten Himmel. Sie wußte, ihr Stern war dort. Sie konnte sein Trommeln und das Rasseln von Pfeilen, Adars Kriegsruf, in ihrem Blut vernehmen.
    Dunkeljunge war mehr an der im Schatten liegend Wölbung interessiert, die den westlichen Teil des Palast anzeigte. Er hielt sich steif und starrte auf die dunkle Stelle, an der das Schiff der Arnimi niedergegangen war, wie auf einen Feind.
    Sein Blick war finster. Adar war rot; endlich zogen schweren Wolken weiter, und Adars punktförmiges Licht strahlte auf. Khira griff nach Dunkeljunges Hand. »Da! ist Adar!« Er war ein strahlend rotes Licht in einem nebelt gen Ring von Orange, das auf sie hinunterbrannte. »Je siehst du, warum meine Festtafel leer ist.«
    Dunkeljunge folgte ihrem deutenden Finger zuerst verwirrt. Als er den roten Stern mit seinem nebeligen Heiligenschein fand, sah er mit größerem Interesse auf ihn. »Weil jetzt nichts geerntet ist«, sagte er langsam. »Dein Stern kommt zu spät. Jetzt ist nichts vom Feld eingebracht.«
    »Ja. Und niemand ist da, es einzubringen. Adar erscheint nur im Winter – in den Kriegsmonaten.«
    »Aber es gibt keine Kriege. Du hast es mir selbst gesagt.«
    »Jetzt gibt es keine Kriege. In den frühen Tagen der Barohnas gab es welche. Und die Angreifer kamen so spät, daß die

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