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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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denken.«
    Khira wand sich aufgebracht. Es gab in diesem Gespräch Dinge, die sie nicht begriff: die Muster, die Dunkeljunges Finger in den Staub gezeichnet hatten, die Absicht in Kaduras Worten. Auf irgendeine Weise schlossen sie sie aus, wie Tiahna sie ausschloß, wenn sie im Gespräch innehielt, um ihren Paarungsstein zu berühren. »Er hat keine Leute«, Nagte sie scharf. »Er ist ein Rauthimage.«
    Dunkeljunge blickte beunruhigt zu ihr hin. Als Kadura auf Khiras Bemerkung nicht antwortete, befeuchtete er erneut die Lippen. »Die Seidenschärpe, die du trägst– darf ich sie berühren?«
    Khira sprang auf und packte ihn am Arm. Aber Kadura bedeute ihr, beiseite zu gehen. »Natürlich darfst du sie berühren. Im Gedächtnishaus bewahren wir Dutzende davon auf, in der Nähe unseres Kefri. Ich habe weiß gewählt, weil Upala nach einem weißen Stein benannt wurde.«
    Er nickte und berührte vorsichtig die Schärpe. Seine Finger wurden starr, und Khira befürchtete, er würde die Schärpe zerdrücken. Doch er tat es nicht. Er erlaubte sich nur, sie einmal sanft zu streicheln, dann zog er sich zurück. Als er sich wieder hingesetzt hatte, nahm er die geistesabwesende Tätigkeit, auf den Boden zu zeichnen, nicht wieder auf; statt dessen ballte er die Fäuste auf den Schenkeln.
    Khira sprach sanft. »Wenn du möchtest, darfst du die anderen streicheln, wenn wir das Lager erreicht haben.«
    Dunkeljunge nickte; aber Khira fiel auf, daß er den Blick von der Schärpe gelöst hatte und aufmerksam auf den Boden starrte; seine Kiefermuskeln waren gespannt.
    Khiras Fäuste ballten sich ebenfalls, aber aus anderen Gründen. Sie wollte protestieren – aber wogegen? Daß Kadura Dunkeljunge Dinge erzählte, die sie nicht verstand? Daß sich Kadura instinktiv mit Dunkeljunge verständigen konnte; auf einer Ebene, die sich Khira entzog?
    »Ich möchte die Mähnen sehen«, sagte sie plötzlich. Sie warf ihren Packen über die Schulter und stürmte los, in der Absicht, den Gedanken zu entfliehen, die ihr im Kopf herumschwirrten und sie kränkten.
    Kadura und Dunkeljunge folgten ihr in einiger Entfernung. Khira wandte sich einige Male um, während sie ihnen vorauseilte; aber sie vermochte nicht zu sagen, ob sie miteinander sprachen oder wortlos nebeneinander hergingen.
    Es dauerte eine Stunde, bevor sich Khira ihnen wieder anschloß. Die drei wanderten gemeinsam, ohne zu sprechen. Dunkeljunges Auftreten war ruhig und in sich gekehrt, als nähme Kaduras Gegenwart seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Khira runzelte beunruhigt die Stirn; sie fühlte, daß ein Gespräch zwischen ihnen ablief, das sie ausschloß.
    Kadura berührte leicht ihren Arm. »Morgen werden wir das Lager erreicht haben, Tochters Tochter. Dann könnt ihr, du und der Junge, die Mähnen reiten, durch die Bäche waten und mit den Töchtern der Wächterinnen Dinge tun, die man im Sommer unternimmt.« Khira fuhr auf. War sie ein Kind, daß man sie mit einem kindlichen Vergnügen beschwichtigen mußte, wenn ihre Vertrautheit mit Dunkeljunge in einer Weise beeinträchtigt war, die sie nicht verstand? »Ich habe andere Pläne«, sagte sie steif.
    Kadura betrachtete sie mit nachdenklichem Stirnrunzeln. »Stört es dich so stark, daß ich deinen Freund studiere?«
    Khira schaute finster. »Studier ihn, soviel du willst!« schnappte sie, verwundert über ihre Boshaftigkeit. Es war wie eine nagende, ungewohnte Eifersucht, deren Heftigkeit sie erschreckte. »Studier auch seinen Lenkenden, und sag mir, was du erfahren hast.« Ohne auf Antwort zu warten, rannte sie wieder voraus.
    Sie aßen diese Nacht aus ihrem Packen und machten ein Feuer, um Tee zuzubereiten. Wieder schlug Dunkeljunge Funken aus dem Zunder und blies vorsichtig in die Flammen. Dann glitt er in seine Träumerei zurück, die bereits früh am Tag von ihm Besitz genommen hatte. Obwohl weder er noch Kadura sprachen, schaute Khira finster in das Feuer, die Hände um den Becher verkrampft; sie fühlte sich einsam.
    Einsam …
Geistesabwesend erinnerte sie sich daran, was Kadura über Upalas erstes Erscheinen gesagt hatte, von kalten Fingern, von Gedanken, die sich zu ihren Gedanken gesellten. Ihre Steingefährtin würde in Khiras Gedanken ein wütendes Durcheinander finden – vielleicht so wütend, daß sie sich zurückziehen und niemals mehr zurückkommen würde.
    Sie schaute hoch und stellte fest, daß Kadura sie abschätzte. »Du wirst deinen Gefährten zurückbekommen, Enkelin.«
    Als wenn sie die Richtung von Khiras

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