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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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war sich Khira nicht darüber im klare was sie meinte. Dann fiel ihr Blick auf Kaduras Trauerschärpe, und sie sagte überrascht: »Alzaja ist gegangen.« Es einige Zeit her, seit sie an ihre Schwester gedacht hatte. Der Sommer, den sie gemeinsam mit Kadura und Upala verbracht hatte, schien ihr eine Ewigkeit her, obwohl es tatsächlich vor eben drei Jahren gewesen war. Ihre Augen wurden schmal, sie versuchten die Schatten zu durchdringen, die über Kaduras Gesicht fielen. »Wußtest du ...«
    »Ob ich wußte, daß sie in ihrer Probe nicht erfolgreich sein würde?« Dunkeljunge war zum felsigen Winkel zurückgekehrt (Khira wußte sofort, daß er es war und nicht der Lenkende) und begann Holz aufzuschichten. Kadura beobachtete seine Arbeit, das Gesicht beschattet, die Stimme schwach. »Ich ahnte es, natürlich. Alzaja war in gewisser Hinsicht weich; ich bin sicher, sie hat es dir gestanden, bevor sie ging.«
    »Sie sprach zu mir – über das Eis und den Stein«, sagte Khira, widerwillig und zögernd. Sie hatte diese Dinge hinter sich gelassen, als sie das Tal verließ, und sie war nicht begierig darauf, sich jetzt wieder mit ihnen zu befassen. Sie hatte genug damit zu tun, sich mit Dunkeljunge zu beschäftigen.
    Kadura nickte, ihr Blick ruhte auf Dunkeljunges eifrigem Gesicht, als er mit dem Feuergerät hantierte, Funken schlug und ihnen Leben einhauchte, vorsichtig in die zaghaften Flämmchen blies. »Der Junge, der vor ein paar Minuten hier
    war, war nicht dein Freund. Dieser Junge ist es, nehme ich an.«
    Unerwartet errötete Khira. »Er ... ist es.«
    »Und der andere?« forschte Kadura. Sie warf die Kapuze tu rück und schüttelte das Haar. Es war dunkel, hier und da mit weißen Strähnen. Es fiel ihr schwer über die Schultern und bewirkte, daß sie wie eine dunkelmähnige Legende der Ebene wirkte, weise geworden im Alter. Ihr Gesicht, des Schattens beraubt, besaß noch die barohnale Kraft, derer sich Khira erinnerte.
    »Der andere ... der andere war sein Lenkender.« Khira starrte hartnäckig zu Boden. Wenn Kadura mehr als das wissen wollte ...
    Doch Kadura nickte nur und beobachtete Dunkeljunge weiter, wie er die Vögel aufspießte und sie röstete. Er blickte nicht zu ihr auf, bis die Vögel braun waren, und dann war es die Schärpe, die seine Aufmerksamkeit erregte.
    Sie aßen; Kadura schweigend, Dunkeljunge warf rasche Blicke auf die weiße Schärpe, die unter Kaduras Umhang schimmerte, Khira aß angespannt und geistesabwesend. Als die letzten Funken des Feuers nervös flackerten und sie die Knochen der Brathühner beiseite geworfen hatten, wandte Kadura ihre ganze Aufmerksamkeit Dunkeljunge zu. »Niemand hat mir deinen Namen gesagt, Khiras Freund.«
    Er löste seine Augen von der Schärpe und erwiderte ihren Blick mit spontaner, schreckhafter Vorsicht. Seine Stimme, war heiser. »Ich wurde nach den Schatten benannt: Dunkeljunge.«
    »Ah. Dann haben die Schatten Augen, nicht wahr, Dunkeljunge? Glänzende Augen?« Kadura streichelte ihre Schärpe.
    Dunkeljunge senkte errötend die Augen.
    »Nein, nein. Ich tadle dich nicht. Ich liebe es, über Namen nachzusinnen; darüber, wie sie die Menschen charakterisieren, die sie tragen. Heute nacht bist du ein Kind, das in die Dunkelheit hinausschaut; aber du siehst alles, was um dich herum ist, egal, wie verborgen es ist. So machst du dir dein eigenes Licht; und vielleicht mußt du eines Tages dein Namen ändern. Ist das unter deinen Leuten erlaubt?«
    Er hob vorsichtig den Kopf und versuchte, in ihrem Blick zu lesen. »Ich ... ich weiß nicht. Unter deinen ist es nicht erlaubt. «
    »Nein, aber dafür haben unsere Namen selten eine besondere Bedeutung. Ich habe mich manchmal gefragt ... Für einen Augenblick schien sie in ihren eigenen Gedanke verloren. »Ich habe mich gefragt, ob ein Name mit einer Bedeutung die Person formt, die ihn trägt. Upala, meine Steingefährtin, war eine der wenigen, deren Namen etwa anderes beschrieb als sie selbst. Und nach meiner Ansicht wurde sie dem Stein zu ähnlich, dessen Namen sie trug. Aber wurde sie so wie der Stein, weil sie seinen Namen trug – oder weil es ihr Wesen war, egal, wie sie genannt worden wäre?«
    »Sie wurde nach einem Stein benannt?« fragte Khira verwundert.
    Kadura nickte und befingerte ihre Trauerschärpe. »Der Upala war ein milchigweißer Stein, den die Vorzeiter trugen, als sie hier strandeten. Du kannst in den allerersten Schriftrollen über sie nachlesen. Wenn du in den Upala blicktest, sahst du tief

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