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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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war auch der zweite Grund, weshalb der Rat dafür war, meine jüngeren Brüder fortzuschicken. Sie wollten nicht, daß die alten Gewohnheiten und die Loyalität der Barohnas sich so rasch änderten, wie sie sich zu ändern schienen. Und sie fühlten sich peinlich berührt durch das, was wir darstellten, durch das, was sie empfanden, wenn sie uns sahen – weil wir einander so ähnlich waren –, und sie wußten, wie es dazu gekommen war. Wir waren keine Zwillinge, wir waren Abbilder.«
    »Abbilder?« Danior blickte ruckartig hoch. Was wollte sein Vater damit sagen? Ein Abbild erblickte man, wenn man in den Spiegel sah, oder es war eine Skizze, flüchtig mit Feder und Tusche hingeworfen. Ein Abbild ...
    Sein Vater sprach sanft und drehte den Paarungsstein in der Hand. »Wir sind Rauth-Images. Vor gut einem Jahrhundert verließ ein Mann namens Birnam Rauth seine Heimatwelt, einen Planeten, der Carynon genannt wird – er liegt in Richtung des Gastgebersterns deiner Mutter, Adar –, und wurde ein Forschungsreisender. Ein Wissenschaftler. Er hatte die Finanzierung einer Studie über wenig bekannte Welten durchgesetzt. Welten, die noch nie jemand studierten oder erschlossen hatte. Auf einer dieser Welten begegnete er mehreren Mitgliedern einer auf Schiffen lebenden Rasse, den Benderzic. Ohne seine Erlaubnis entnahmen die Benderzic Zellen von Birnam Rauth, lagerten sie in einer Kultur ab, und aus jeder Zelle entstand ein neuer Rauth. Das bin Ich, das ist Jhaviir, das waren alle meine Brüder, und es gibt viele davon; neue Birnam Rauths, die mit dem originalen Birnam Rauth identisch waren, und auch untereinander in Jeder Hinsicht identisch.« Seine Augen wurden schmal und schauten forschend auf Danior. »Kannst du das akzeptieren? Daß ich die Wiedergeburt eines Mannes darstelle, der vor zweihundert Jahren geboren wurde? Sein Abbild?« Danior kämpfte ein Aufbrausen nieder, eine Folge der Schmach des Verfahrens, das sein Vater beschrieben hatte. »Menschen entstehen nicht so.«
    »Doch, sie tun es, Danior, an vielen Orten. Du hast Hallenpfleger gesehen, die auf diese Art Stengellampen ziehen. Sie brechen ein Stück ab und stecken es in ein Nährmedium. Nach einer gewissen Zeit schlägt es Wurzeln und entfaltet sich, dann wird es umgetopft, um an euren Wänden emporzuwachsen. Ähnlich sind meine Brüder und ich gewachsen, aber in einem Laboratorium unter raffinierteren Bedingungen. Dann wurden wir als Kleinkinder auf verschiedenen Welten zurückgelassen, um die Sprachen und Gewohnheiten der Menschen zu erlernen, die dort lebten. So waren wir auf unsere Art auch Forscher, wie Birnam Rauth es war.« Danior schüttelte ungläubig den Kopf. Er wußte einiges über Sternenschiffe. Er war mit den Arnimis zusammengetroffen, die gelegentlich die Felder besuchten, um Informationen aufzuzeichnen. Sie waren mit Sternenschiffen nach Brakrath gekommen, und ganz sicher hatten sie keine Kinder in ihren Diensten.
    »Niemand benutzt Kinder so«, sagte er. »Sie können nicht trainiert werden. Sie ...«
    »Aber sie können programmiert werden, wenn man nichts darum gibt, daß die Techniken in ihnen kaum eine Spur von Menschlichkeit hinterlassen. Und wer ist ein begeisterterer Forscher als ein Kind? Selbst ein Kind, das man zu einem Werkzeug gemacht hat. Wer ist neugieriger? Und wer lernt schneller? So wurden wir benutzt, als Werkzeuge. Die Benderzic ließen uns einige Jahre auf einer Welt zurück, dann nahmen sie uns von dort fort und setzten uns für einige Jahre auf einer anderen Welt ab. Wir wurden wie Geräte für die Aufzeichnung von Kulturen und Umwelten eingesetzt. Im Grunde ist es das, was ein Kind ausmacht. Die Aufgabe eines Kindes besteht darin, seine Umwelt zu erfahren; wir machten unsere Aufgabe sehr gut. Später wurden die Einzelheiten, die wir den Benderzic brachten, an Unternehmen verkauft, die an einer Ausbeutung der Welten interessiert waren, die wir untersucht hatten.«
    »Dann ...« Danior akzeptierte das, was sein Vater gesagt hatte, widerstrebend.
    »Deshalb entwickelte sich Jhaviir so verschieden von mir, ‚ Wohl wir genetisch identisch waren. Aus irgendeinem Grunde ließen die Benderzic ihn fast vierzehn Jahre bei den Kri-Nostri, einem Wüstenvolk, das am östlichen Rand der Galaxis lebt. Ihre Umwelt war rauh, und sie hatten sich eben von einer langen Reihe von Kriegen erholt. Ich war auf mehreren anderen Welten, freundlicheren Welten, und wurde dann nach hier gesandt. Als das Schiff wieder zurückkam, um mich und die

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