Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
Vom Netzwerk:
Informationen, die ich über Brakrath gesammelt hatte, wiederzubekommen, trug es gerade Jhaviir und drei meiner jüngeren Brüder zu ihren neuen Aufgaben. Aber das Schiff hat den Planeten nie verlassen. Du hast den Ort, wo es sich jetzt befindet, gesehen.«
    Danior nickte. Das Benderzicschiff lag auf der Ebene, zermalmt unter Tonnen von Gestein. Das war Teil der Legende seines Vaters: daß seine Mutter lieber ein Sternenschiff zerstört hatte, als zuzulassen, daß man ihn ihr wegnahm, daß sie ihn später gegen die Bedenken des Rates zu ihrem ständigen Gefährten gemacht hatte. Er war ihr Gemahl geworden und Jhaviir Lihwas; der Rat von Bronze war beunruhigt gewesen und hatte die drei jüngeren Brüder nach Arnimi geschickt; zum Schluß wurde Lihwa durch eine Lawine getötet, und bald darauf waren Jhaviir und sein Kind auf seiner Weißmähne fortgeritten und wurden nie mehr gesehen.
    »Deshalb also ging Jhaviir fort«, sagte Danior langsam, vermutete etwas. »Er befürchtete, nachdem Lihwa gestorben war, würde der Rat ihn auch nach Arnimi schicken.
    »Zum Teil, vielleicht. Zum anderen Teil, weil er nie damit zufrieden war, ein Palastleben zu führen. Er war Forscher, ein Rauth-Image. Er wollte neue Plätze sehen, neuen Herausforderungen begegnen, neue Sitten lernen. Es lag ihm im Blut; es war bei ihm gerade wie bei Birnam Rauth.«
    Daniors Augen wurden schmal. Lag da eine Spur Sehnsucht in der Stimme des Vaters? Er war genauso wie Jhaviir aus Birnam Rauth geschaffen worden. Gab es, auch in ihm Ruhelosigkeit? Und wenn es so war, weshalb hatte er sie unterdrückt? »Du – bist du ihm jemals begegnet? Birnam Rauth?«
    »Nein. Einmal, vor langer Zeit, hörte ich eine Aufzeichnung seiner Stimme. Die Arnimis übersetzten sie für mi Es war ein Hilferuf.«
    »Und half – half ihm jemand?«
    Sein Vater schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht. Er verschwand vor einem Jahrhundert. Niemand weiß, wie und wo. Er hatte sein Quellenstudium abgeschlossen und machte sich mit einem Ein-Mann-Raumfahrzeug auf, um sich selbst zu forschen. Er nahm Vorräte in einem kleine Hafen auf Rignar auf, nicht weit von seiner eigenen Welt Carynon entfernt. Als er den Hafen verließ, sagte er niemandem, wohin er unterwegs war, und seitdem ist er weder gesehen noch gehört worden, sieht man von dieser Nachricht ab, die ich erwähnt habe. Und sie erwies sich als nicht besonders hilfreich. Sie besagte nur, daß er gegen seinen Willen an einem Ort festgehalten wurde, den er nicht beschreiben konnte. Niemand konnte den Ursprung dieser Nachricht herausfinden – von welcher Welt sie kam, und wie er es bewerkstelligt hatte, sie aufzuzeichnen. Ich glaube, er ist tot, und ich werde ihm nicht begegnen. Aber es gibt viele Menschen, denen ich nie begegnen werde. Viele Orte, die ich niemals gesehen habe.«
    Dieses Mal war das Bedauern nicht zu überhören. Danior drückte seine Schläfen, ihm war bei dem Wissen, daß sein Vier mit einer sorgfältig verborgenen Unzufriedenheit lebte, unbehaglich zumute. »Du mußt dir gewünscht haben, die gleichen Dinge wie Jhaviir zu unternehmen«, sagte er versuchsweise.
    Wegzureiten und alle Länder dieser Welt zu sehen?« Der Blick seines Vaters flog zum fernen Horizont, verloren in der Dunkelheit. »Ja, ich habe mir gewünscht, das zu tun. Natürlich habe ich die Ebene besucht. Khira und ich lebten dort mit den Wächterinnen, in dem Sommer, bevor sie härtete. Aber seit sie auf dem Thron sitzt, sind wir in unserer Bewegungsfreiheit eingeengt. Während der Wärmezeit hält uns die Notwendigkeit im Tal und während des Winters im Bergpalast. Es gibt auf Brakrath noch andere Gemeinschaften, aber ich habe nie gesehen, wie die Menschen leben, wie Ihre Bräuche sind, was sie denken. Ich habe nie das Land, in dem sie leben, oder die öden Länder dazwischen gesehen.«
    Danior befeuchtete die Lippen. Ob er es wagen durfte, zu tragen? »Warum? Warum bist du nicht gegangen?« Seine Mutter konnte das Tal nicht verlassen, aber sein Vater war dem Thron nicht verpflichtet. Das Leben im Tal würde auch ohne ihn weitergehen.
    Sein Vater seufzte und rieb den Paarungsstein zwischen den Fingern, blickte auf ihn hinunter. »Deine Mutter im Stich lassen? Nein. Als ich sehr jung war, ließen mich die Benderzic bei einem Volk zurück, das sich als einfache Leute bezeichnete. Es waren Bauern, Menschen, die nach Scholle rochen. Sie fanden mich auf ihren Feldern, ein verlassenes Kind, das keine menschliche Sprache kannte; sie nahmen mich

Weitere Kostenlose Bücher