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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Seite des Teiches; die Jährlinge und Fohlen waren genauso aufgeregt wie die Töchter der Wächterinnen.
    »Wir sitzen hier oben«, wies Danior Keva an. »Die Wächterinnen und ihre Töchter sitzen näher am Teich.«
    Keva schätzte die Situation mit angespannt gerunzelter Stirn ein. Danior meinte vorübergehend beunruhigt, daß sie es überhaupt ablehnen würde, beim Unterricht zu sitzen. Doch endlich wickelte sie den Umhang enger um sich und setzte sich.
    Nindra hatte bereits den Rand des Teiches berührt. Augenblicke, nachdem Keva und Danior am Teich angekommen waren, trat der älteste Hengst aus dem Dunkel und näherte sich dem Wasser, seine kastanienbraune Mähne war verfilzt, das grobe Schwanzhaar zerzaust. Aber unter Nindras Licht erschien sein Hinterteil eher kräftig als fett, und er trotzte dem Wind, der an seinem dichten, grauen Fell zerrte.
    Eine Zeitlang stand er neben der Quelle und schaute zu den versammelten Wächterinnen und ihren Töchtern hoch. Als das letzte aufgelegte Fohlen, die letzte unruhige Tochter sich still niedergelassen hatten, senkte der Hengst den Kopf, um zu trinken.
    »Leg jetzt die Hände auf den Boden«, flüsterte Danior. Keva tat es stirnrunzelnd. »Ich höre nichts.«
    »Es hat noch nicht angefangen«, beruhigte er sie. Er konnte den Widerstand in ihren Muskeln erkennen, den Druck all dessen, was sie nicht verstand: was die Rotmähnen ihr wohl beibringen konnten, ob die Dinge, die er ihr erzählt hatte, stimmten, wohin ihr Vater gegangen war. »Du mußt die Handflächen auf den Boden legen. Drück nicht zu stark. Laß sie gerade nur darauf ruhen. Und befreie dich von deinen Gedanken. Hol tief Luft, und wenn du wieder ausatmest, laß deine Gedanken mit hinaus, so daß Platz für den Lehrstoff vorhanden ist. Es ist nicht schwer.«
    Zögernd lockerte sie ihre Finger und atmete tief ein, doch Danior sah an der Anspannung auf ihrem Gesicht, daß sie sich noch nicht von den Gedanken befreit hatte.
    Vielleicht war sie heute noch nicht dazu fähig. Vielleicht waren die Fragen, die sie beschäftigten, vordringlicher. Seine Hände bewegten sich mitfühlend. Aber das würde nichts lösen. Seufzend ließ er seine Hände auf dem Boden ruhen, als Tarla, die älteste Stute der Herde, zur Quelle trottete, um dem Hengst Gesellschaft zu leisten. Sie war älter als er, doch ihr Körper barg die Erinnerung an eine frühere Zeit, an Verbindungsfeiern, Paarungen und Fohlen. Sie schritt mit gewichtiger Würde. Sie antwortete schnaubend auf den stummen Gruß des Hengstes, dann beugte sie den Nacken, um zu trinken. Danior entspannte sich und öffnete sich ihr, er war ihr dankbar dafür, daß er seinen eigenen Gedanken für eine Weile entkam.
    Hinter ihr standen mit gesenktem Kopf alle Rotmähnen ihrer Herde, die Augenlider geschlossen. Die älteste Stute hob den Kopf und schien Danior einen kurzen Augenblick lang direkt anzuschauen. Seine Muskeln versteiften sich augenblicklich, wie in instinktivem Widerstand. Dann wurde sein Atem beinahe ohne sein Dazutun ruhiger. Die Lider seiner Augen schlossen sich, und der Kopf fiel vornüber; sein Bewußtseinspegel sank mit jedem Atemzug. Er vergaß Keva, vergaß den Paarungsstein, vergaß alles, als der Unterricht anfing.
    Es überkam ihn wie ein besitzergreifendes Bewußtsein, griff zunächst versuchsweise nach seinem Verstand und den Sinnen, dann beherrschte es beide; und es war willkommen.
    Höre, meine Herde. Der Friede unserer Herde ist größer als aller Friede auf dieser Welt. Er muß in jedem einzelnen von euch he wahrt bleiben. Lauscht mir, Fohlen. Das Teichwasser riecht anders, wenn Stech-Madder in den Felsen nisten. Es riecht so .. so … Wenn es so riecht, dürft ihr es nicht trinken, oder ihr werdet unweigerlich gestochen, und der Wahnsinn, der darauf folgt, wird den Frieden der Herde zerstören.
    Höre, meine Herde. Die Stärke der Herde ist größer als irgend eine Kraft auf dieser Welt. Lauscht mir, Stuten. Es gibt Jahre, da dürft ihr nicht fohlen. In diesen Jahren hat sich das Ei nicht richtig entwickelt, und eure Nachkommen würden mißgestaltet zur Welt kommen, würden euch behindern und die Stärke der Herde schmälern. Ihr werdet durch die Enge eures Unterleibs – wenn sich einer euer Gefährte nähert – wissen, daß ihr nicht empfangen dürft.
Es
wird sich so anfühlen … in dieser Weise … Wenn das der Fall ist, müßt ihr euch von eurem Gefährten abwenden und für euch bl
ei
ben, denn die Stärke eurer Nachkommen ist die Stärke der

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