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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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zu sich genommen hatte, auf seine verspannten Muskeln wirken. Als Keva die Augen geschlossen hatte, betrachtete Tehla sie eine Weile, dann bückte sie sich, um das Kefri zu verlassen. Danior folgte ihr.
    Es war später Nachmittag; Wächterinnen gingen schweigend durch die überwachsenen Gäßchen. Die Wächterinnentöchter liefen umher und kreischten, ihr kastanienbraunes Haar flatterte, sie teilten die schlaksige Anmut der Fohlen. Danior runzelte die Stirn; allmählich wurde ihm der Grund der Aufregung klar. Er hob den Kopf und kostete die Luft, versuchte, den Duft der Pollen einzufangen.
    »Es wird Zeit für das Rennen«, sagte er. Das Tänzeln der Jährlinge, die sie auf dem Weg zu Tehlas Kefri beobachtet hatten, das schrille Gelächter der Wächterinnentöchter hätte es ihm gleich verraten müssen. Aber er war zu sehr mit Keva beschäftigt gewesen, und mit seinen eigenen Gedanken.
    Tehla nickte und studierte den Himmel. »Ja, morgen. Oder übermorgen. Der Himmel wird heute nacht zum Unterricht klar sein.«
    Der besondere Unterricht, der die Jährlinge auf das Rennen vorbereitete. Aber Danior hatte dringendere Sorgen. »Tehla, ich habe heute morgen einen Minx gefunden. An Waanas Lehrteich. Er war tot.«
    »Starb er durch eine Wächterinnen-Waffe?« »Nein, durch einen angespitzten Ast.«
    Tehlas verwitterte Züge verschwanden in den Falten ihrer
    Kapuze. »Die Spuren auf Kevas Gesicht sehen ganz wie Wunden aus, die Klauen hinterlassen«, sagte sie nach einer Weile.
    »Aber sie ist keine Barohna«, antwortete Danior verblüfft. Wenigstens war sie nicht wie eine der Barohnas, die er zuvor gesehen hatte. Aber es gab manchmal Barohnas, die sich nicht vollständig veränderten, besonders in den früheren 'ragen hatte es sie gegeben. Und damals hatte es manchmal Barohnas gegeben, die ihre Kräfte mißbraucht hatten; Barohnas, die die Steine für Dinge benutzten, die keine Barohna vorher oder seitdem getan hatte.
    Der Paarungsstein war in seiner Hand zum Leben erwacht, und er war keine Barohna.
    Aber er hatte keinen Minx getötet. Vielleicht, wenn er einen getötet hätte, vielleicht, wenn er den Mut dazu aufbringen könnte ...
    Einem Raubtier gegenübertreten? Ein Palastsohn? Er preßte die Fingerspitzen an die Schläfen und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, aber sie entzogen sich seiner Kontrolle. Widerstrebend gab er zu, daß der Tag lang gewesen und er einfach zu müde war, um sich mit der wachsenden Unordnung in seinen Gedankengängen zu beschäftigen.
    »Ich kehre um und trinke noch einen Becher Tee«, sagte er.
    Tehla nickte aus der Tiefe ihres Umhanges. »Mach das. Aber vergiß nicht, zum Unterricht wach zu werden.«
    »Ich werde kommen.«
    Danior ging zum Kefri zurück, er rieb sich die Schläfen und versuchte, den Kopfschmerz fortzumassieren, den die Verwirrung ihm bereitete. Behutsam öffnete er sein Bündel und starrte auf den Samtbeutel, der den anderen Stein enthielt. Dann goß er sich einen zweiten und dritten Becher Tee ein. Schon bald löste die Schläfrigkeit die Muskeln und erstickte seine verwirrten Gedanken, so daß er einschlafen konnte.
    Als Danior erwachte, brannten Lampen im Kefri, doch Tehla war fort. Er bewegte sich steif und warf die Decken von sich. Hatte er zu lange geschlafen? Er lief rasch zur Tür.
    Im Lager war es dunkel. Die engen Gassen lagen verlassen, obwohl Nindra eben erst den Horizont berührte und Zan noch nicht aufgegangen war. Danior wischte sich mit der Hand über den Mund. Er hatte nicht verschlafen. Es war sogar noch Zeit, sich vor dem Unterricht zu waschen und zu essen. Und er mußte Keva noch wecken. Er zögerte; es widerstrebte ihm, sie zu stören. Aber als er sich wieder umdrehte, war sie bereits wach. Sie lag auf ihrem Lager und beobachtete ihn mit einem beharrlichen, kalten Blick.
    »Tehla hat Brot und Käse hier, wenn du hungrig bist«, sagte er beunruhigt, weil sie nichts sagte. »Und Milchpudding. Im Frühling gibt es immer Milchpudding.«
    Keva setzte sich auf und schob die Decken beiseite. »Und Tee?«
    Ihr Ton mahnte ihn zur Vorsicht. Aber weshalb sollte sie wütend sein? »Wenn du welchen möchtest. Aber dann wirst du wieder einschlafen und den Unterricht verpassen.«
    Sie nickte, ihre Augen wurden schmal. »Du hast etwas in den Tee getan, damit ich müde werde.«
    »Es war Pagnyonbeeren-Tee«, sagte er, überrascht durch den Vorwurf in ihrem Ton. »Man trinkt ihn, um einzuschlafen. Ich habe auch davon getrunken.«
    »Aber nicht soviel, wie du

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