Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc

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die Weißmähne und der Junge, fort waren und Keva allein zurückgelassen hatten, war Danior in der gleichen entsetzten Bell nommenheit gefangen wie Keva.
    Durch die Intensität der Erfahrung erschüttert, löste er erschrocken die Hand vom Stein. Kevas Gedanken glitten davon, und er zog sich zitternd vom Teich zurück.
    Sie war eine Barohna. Sie hatte die Erde aufgerissen. Sie hatte Steine aus der Erde gezerrt und sie lebendig werde lassen. Nur eine Barohna konnte solche Dinge tun.
    Und der Junge, der die Weißmähne verfolgt hatte ... Daniors Gedanken stürmten in eine unwillkommene Richtung Der Junge war ein Wüstenclanmann gewesen. Er hatte es an der Gesichtsfarbe und den Gesichtszügen erkannt, und an den Gewändern, die er getragen hatte. Doch die leuchten den, bunten Schärpen des Jungen, die Art, wie er sein Haar trug – in einem festen Knoten hinter einem Ohr – Danior hatte noch nie von einem Clanmann gehört, der sich so kleidete.
    Aber Danior hatte in Kevas Traum Jhaviir gesehen, und hatte eine bunte Schärpe – das Blaue Lied – und sein Haar hinter einem Ohr geknotet getragen. War der Wüstenjung so gekleidet, weil er ihn nachahmte? Aber wie sollte er Jhaviir nachahmen, wenn er ihn nicht gesehen hatte? Und zwar kürzlich?
    Daniors Hals wurde eng, er war beunruhigt. Hatte Keva erkannt, daß der Junge ein Wüstenmann, ein Clansman gewesen war? Daß seine Kleidung, sein Aussehen ungewöhnlich gewesen waren? Wenn sie etwas über die Menschen der Wüste und ihre Art, sich zu kleiden, wußte ...
    Er nahm schnell den Stein auf und atmete tief ein. Er griff hinaus.
    Betäubung, Entsetzen, Verwirrung, Zweifel. Ein zögerndes Erkennen dessen, was sie getan hatte, und was es bedeutete. Erleichtert wurde Danior gewahr, daß Keva gar nicht an den Jugendlichen dachte. Sie dachte nur über sich nach.
    Aber später, wenn sie sich an den Jungen erinnerte - Danior ließ den Stein los und kehrte zu seinen eigenen Gedanken zurück -, wenn sie sich an den Jungen erinnerte, an die Einzelheiten seiner Kleidung, würde ihr dasselbe wie ihm auffallen. Daß der Junge in bezug auf seine Kleidung Jhaviir imitierte. Daß er Jhaviir gesehen haben mußte. Kürzlich.
    Und dann, wenn sie erführe, daß der Jugendliche ein Clansmann war – Danior wollte den Gedanken nicht weiter verfolgen. Es war keine Zeit - keine Zeit für Gedanken, Fragen, Zweifel. Keine Zeit zu zögern. Er rollte sein Bettzeug mit bebenden Fingern zusammen und verließ Waana ohne ein Abschiedswort. Schnell, fast rennend, zog er in Richtung Süden. Wenn Keva begriff, daß der Junge ein Mann des Wüstenclans war, wenn sie sich dafür entschied, auf der Suche nach ihrem Vater in die Wüste zu gehen ... Danior dachte an die Geschichten, die er über die Menschen der Wüste gehört hatte, von ihren Überfällen, ihren Kriegen, ihrer Grausamkeit, und ihm wurde kalt. Er lief schneller, die Dringlichkeit trieb ihn vorwärts; er wußte, daß er Keva erreichen mußte, bevor sie sich dazu entschloß, in die Wüste zu gehen. Bevor sie beschloß, unter die sich gegenseitig bekriegenden Clans zu gehen, ohne die Gefahr auch nur zu ahnen.


8 Keva
    Am nächsten Tag kam Keva nur langsam voran. Der Kräuterverband, den Tehla ihr angelegt hatte, hatte seine Wirkung verloren, und ihr Knie begann unter dem Verband anzuschwellen. Die Minxverletzungen in ihrem Gesicht brannten. Aber sie war so mit sich selbst beschäftigt, daß sie all das kaum wahrnahm. Wenn sie sich weigerte, über das, was in der letzten Nacht geschehen war, nachzudenken, so mach sie sich selbst etwas vor, wenn sie leugnete, das Mahlen von Stein auf Stein zu hören, wenn sie sich weigerte, sich der Angst zu stellen, die sich vor ihr wie ein Abgrund öffnete.
    Aber natürlich konnte sie an nichts anderes mehr denken Sie wanderte wie betäubt, nahm kaum das zertrampelt Gras wahr, die gelegentlich auftauchenden Bäume, die Jährlinge, die liefen und stürzten. Sie erkannte, daß sie nun erst recht ihren Vater finden mußte. Danior hatte ihr einiges vorenthalten, aus welchen Gründen auch immer. Ihr Vater würde es nicht tun. Er würde ihr sagen, weshalb die Erde sich geöffnet hatte. Er würde ihr sagen, weshalb Steine in die Luft geschleudert worden waren. Er würde ihr sagen, wie sie die Veränderungen, die über sie gekommen waren, die Änderungen, die sie in ihrem Gesicht gesehen hatte, in den Augen, die anderen Unterschiede, die sie nicht gesehen, aber gefühlt hatte, rückgängig machen könnte.
    Was hatte