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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Weißmähne verscheucht. Du hast dich hier versteckt und sie erschreckt.«
    »Danior hat sich überhaupt nicht versteckt, Rezni«, unter brach ihn Keva augenblicklich. »Ich habe ihn doch gesehen.«
    »Vielleicht hast du ihn gesehen, ich habe es nicht. Und meine Weißmähne ist davongelaufen. Wenn sie hier geblieben wäre, wenn ich sie noch einmal berührt hätte ...«
    Danior wich vor dem anklagenden Ton des Jungen. zurück, seine Gedanken machten einen Gedankensprung. »Nein, sie – sie war zu alt, um noch gezeichnet zu werden«, sagte er mit der ganzen Autorität, die er aufbringen konnte; als wüßte er, wovon er sprach. Auf jeden Fall hatte sein Vater sein Zeichen auf Fiirsevrin hinterlassen, als er beinahe noch ein Fohlen gewesen war. Jhaviir – so behauptete jedenfalls die Legende – hatte sein Roß markiert, als es noch ein Jährling war. Doch diese Weißmähne war ein ausgewachsener Hengst gewesen, vielleicht schon zu alt, um sich an einen Meister zu binden. »Du – du mußt ein jüngeres Tier finden, eines, das noch nicht ausgewachsen ist. Und du darfst nie eine Weißmähne dadurch erschrecken, daß du auf ihr reitest, bevor sie dich kennengelernt hat.«
    »Wenn ich nicht auf ihren Rücken gelangt wäre, hätte ich nicht einmal das Haar, um es vorzuweisen«, erwiderte der Junge bitter und schwenkte die schimmernde weiße Strähne der Weißmähne. »Ich hätte gar nichts.«
    »Gar nichts.«
Für einen Augenblick brannte wieder die Trostlosigkeit in Reznis Augen, und Danior erkannte überrascht, daß er den Wüstenjungen verstand.
    Offenbar war auch die Wüste ein Ort der Legende, geradeso wie die Berge, und Rezni besaß keine Legende. Er war
in
den Wald gezogen, um eine Weißmähne zu jagen, zu kennzeichnen; doch das erste Tier war ihm entwischt, und nun war ihm auch das zweite davongelaufen. Er hatte Keva die Ehe angeboten, und sie hatte ihn mit erfundenen Verpflichtungen abgespeist, die an fernen Orten auf sie warteten. Nach dem Recht – wenn Danior die Sitten der Clans aus den Erzählungen, die ihm zu Ohren gekommen waren, richtig verstanden hatte – hätte der Junge Keva einfach nehmen sollen; doch sie hatte sich als zu wehrhaft erwiesen. Und jetzt war Danior aufgetaucht und hatte noch mehr verwirrende Worte beigesteuert; und Rezni konnte nicht zugeben, daß er sie nicht verstand.
    Rezni besaß nichts; das war ebenso sicher, wie Danior nichts besessen hatte, bevor er den Paarungsstein berührt hatte. Und die Gesellschaft der Wüstenclans dürfte weit weniger freundlich mit einem Mann umgehen, der nichts besaß als die Gesellschaft in den Bergen.
    »Wir können ihr folgen, wenn du mir nicht glaubst«, sag Danior.
    Rezni starrte ihn argwöhnisch an und leckte sich die Lippen. Schließlich schüttelte er den Kopf, sein feindliches Verhalten legte sich. »Nein. Ich versprach dem Viir-Nega, daß ich zum Clan-Ruf nach Pan-Vi zurückkehren würde, selbst wenn ich keine Weißmähne fände. Es bleibt keine Zeit mehr, ihr zu folgen.«
    »Der Ruf ergeht in drei Tagen«, erklärte Keva schnell »und bestimmt möchte uns der Viir-Nega dann dem Clan vorstellen.«
    Danior zögerte einen Augenblick, dann nickte er. Viir-Nega. Pan-Vi. Clan-Ruf. Es gab so vieles, was er nicht verstand, doch offensichtlich verstand Keva es. Und alle Anschein nach hatte sie ihre Gründe, weshalb sie sich Rezni anschließen und ihm vertrauen sollten. Unwillkürlich hob er die Hand zum Hals. Wenn er den Paarungsstein benutze könnte, um Kevas Gedanken zu berühren ... Unbewußt warf er einen kurzen Blick auf ihren Hals.
    Ihr Hals war leer. Überrascht blickte er zu ihrem Bündel. Hatte sie den Stein vor Rezni versteckt? Oder hatte der Wüstenjunge ihn an sich genommen? »Dein Stein«, sagte er und berührte dabei seinen eigenen leicht mit den Fingerspitzen.
    Keva rieb sich den bloßen Hals und zuckte mit den Achseln. »Er wurde gestohlen. Letzte Nacht.«
    »Und sie hat es versäumt, die Erde aufzuwerfen«, teilte Rezni sofort mit. »Sie ist eine Barohna aus den Bergen. Sie kann Steine zum Leben erwecken. Mit dem richtigen Stein kann sie Feuer aus der Sonne abrufen. Aber sie hat zugelassen, daß die Männer der Kleinen Clans sie banden und ihr' das Juwel abnahmen. Hätte sie ihnen auf die gleiche Art Steine hinterhergeworfen wie mir ...«
    »Ich tue es nicht – ich tue es nur, wenn es nötig ist, Rezni.«
    »Gegen mich? War es notwendig, sie auf mich zu werfen, und nicht auf die Kleinen-Clans-Männer? Obwohl ich ein Soldat des Viir-Nega

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