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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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abstammten, die von den Erstzeitern fortgejagt worden waren, weil sie sie nicht füttern konnten, dann war er vielleicht für eine Weißmähne ebenso faszinierend wie sie für ihn. Und wenn er sie berühren, ihr sein Zeichen aufprägen konnte ...
    Das Tier kam so nahe an ihn heran, daß er seinen Geruch mitbekam, er war leicht und herb. Nahe genug, ihn die Hitze seines Körpers spüren zu lassen. Langsam, mit einem Gefühl von Unwirklichkeit, hob Danior die Hand. Doch bevor er sie ausstrecken konnte, spitzte die Weißmähne die Ohren und trat einen Schritt zurück, während sie den Kopf ruckartig hob.
    Aus dem Schatten eines großen Baumes löste sich der Wüstenjunge. Mondlicht lag auf seinen starrenden Augen und versilberte sie. Die hervorstehenden Backenknochen stießen gegen die dünne Gesichtshaut. Er bleckte die Lippen und zeigte die Zähne. Er schien überhaupt nicht zu atmen. Keva stand hinter ihm, ihr Gesicht lag im Schatten.
    Danior atmete ruhig ein und zog sich widerstrebend in die Schatten zurück. Wenn die Weißmähne wegen einer Person gekommen war, dann wegen des Wüstenjungen. Er war derjenige, der dem Tier gefolgt war. Er war derjenige, der dem Steinhagel ausgesetzt gewesen war und trotzdem zurückgekommen war, um es erneut zu versuchen. Und er war derjenige, dem die Begierde in den Augen blitzte und ein krächzendes Geräusch in der Kehle verursachte.
    Mit einem Ruck streckte der Junge die Hand aus. Danior war nicht überrascht zu sehen, daß sie zitterte, als der Jungt. einen Schritt nach vorn tat, und dann noch einen. Während er sich dem Tier näherte, hob er langsam die ausgestreckte Hand. Die Weißmähne zog sich nervös zurück, und der Junge erstarrte. Dann schritt das Geschöpf wieder vorwärts und streckte den Hals aus, seine Nasenflügel bebten.
    Die Hand des Jungen zitterte so stark, daß Danior sich sorgte, er würde das Tier verscheuchen. Aber die Weißmähne war neugierig. Sie beugte den Kopf, um die weite Hose des Jungen zu beschnuppern. Und der Junge streckte -die schmale dunkle Hand aus und drückte sie der Weißmähne auf die Stirn.
    Einen Augenblick lang rührte sich nur die Weißmähne, sie kostete angelegentlich die Mischung der Gerüche, die der Hose des Wüstenjungen anhafteten. Nur die Weißmähne atmete noch und schnaubte sanft. Danior, der Junge, Keva - sie alle standen wie erstarrt. Dann zog der Junge langsam, voller Ehrfurcht, die Hand zurück.
    Die Stirn der Weißmähne war weiß geblieben. Die Finger des Jungen hatten kein Zeichen hinterlassen.
    Danior wünschte sich später, er hätte in dem Augenblick, der diesem Geschehen gefolgt war, nicht einmal einen kurzen Blick in das Gesicht des Jungen geworfen. Er wünschte sich, die plötzliche, unheilbare Trostlosigkeit darin nicht gesehen zu haben. Der Junge machte einen Schritt rückwärts, die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, seine Lippen verzogen sich. Dann verkrampften sich seine Kiefermuskeln, seine Hand fiel hinunter, und er zog sein Messer aus dem Taillenband. Aufgeschreckt hob die Weißmähne die rosafarbenen Augen zu ihm empor und tänzelte nervös ein paar Schritte rückwärts.
    Bevor Danior überhaupt ahnen konnte, was er vorhatte, stürzte sich der Junge auf das Tier und hielt sich mit einer Hand an seiner Mähne fest. Er steckte das Messer zwischen die Zähne, damit er die andere Hand frei hatte, und griff damit nach dem Nacken des Tieres. Grunzend schob er sich auf den Rücken des Tieres.
    Die erschreckte Weißmähne machte ein paar Schritte nach hinten und richtete sich dann auf, während sie aufgeregte Laute von sich gab. Die zarten Hufe stampften in der Luft. Das Tier bog den Hals und zitterte. Dann bog es den Rücken durch und begann schwer atmend zu bocken. Der Wüstenjunge hielt sich fest, seine Augen blitzten, die Schärpen flatterten.
    Danior drängte sich gegen einen Baumstamm und versuchte, den fliegenden Hufen auszuweichen. Die Weißmähne verdrehte die Augen und scheuerte die Beine des Jungen an einen rauhborkigen Baumstamm. Als er immer noch nicht hinunterfiel, stampfte das Tier, noch immer bockend, zwischen den Bäumen davon, wobei es wütende Schreie ausstieß. Danior keuchte, als er das Aufblitzen einer Messerklinge wahrnahm, während das Tier den Jungen durch die Bäume trug.
    Dann flog der Junge vom Rücken des Tieres. Er schlug auf dem Boden auf und rang nach Atem. Die Weißmähne floh mit trommelnden Hufen. Danior und Keva liefen zum Wüstenjungen. Seine Augen waren starr, das Atmen

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