Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc

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ihn mit Keva und Rezni in die Wüste mitnehmen. Zu einem Ort, von dem er gedacht hatte, er würde ihn nie zu Gesicht bekommen, und möglicherweise auch noch zu Jhaviir. Er berührte den Stein und spürte, wie sich Vorfreude in ihm ausbreitete.
    Rezni stand rasch auf, so als hätte er die Zusage erraten. »Du hast recht, Danior Terlath. Wir haben nur noch drei Tage. Die Zeit reicht nicht mehr, um zu schlafen.«


10 Keva
    Sie wanderten während der Stunden des Mondlichts; Rezni gab das Tempo an und blieb jedesmal voller Ungeduld stehen, wenn Keva oder Danior nicht mehr mithalten konnten, als wären sie kostbare Schätze, die ihm aus den Händen schlüpfen könnten. Zweimal hörten sie, wie sich etwas in den Zweigen bewegte. Beide Male ließ Rezni sie haltmachen und legte einen Finger an den Mund. »Männer der Kleinen Clans«, meldete er. »Hört – ihr könnt es an ihrem schwerfälligen Gang erkennen. Keiner vom Größeren Clan geht so ungeschickt, nicht seit uns der Viir-Nega das Anschleichen beigebracht hat. Wir bewegen uns so leise wie das Mondlicht.«
    Keva horchte auf das schwache Schlurfen nackter Füße. Als die Clansmänner vorüber waren und Rezni den Finger von den Lippen nahm, spähte Danior in die Bäume. Seine Stimme klang tief. »Wie viele von ihnen kommen zum Rennen?«
    »Viele. Die meisten kommen von den fünfunddreißig kleinen Clans – und die drei großen Clans senden mehrere Gruppen.«
    »Und der Größere Clan? Sendet der Viir-Nega auch Männer zum Stehlen der Rotmähnen aus?«
    Rezni schnaubte verächtlich. »Der Viir-Nega weiß, wie wenig Rotmähnen in den Harten Ländern wert sind. Er brachte einmal eine Stute mit, und sie sprach in unsere Köpfen zu denen, die es hören konnten. Jetzt wissen wir; weshalb es sinnlos ist, sie in die Wüste mitzunehmen. Wir, haben nicht das richtige Futter für sie. Und sie können ohne ihre Herde nicht leben. Sie sterben.«
    »Aber die Kleinen Clans sind offenbar der Ansicht, daß sie zu etwas zu gebrauchen sind«, beharrte Danior.
    »Die Kleinen Clans nehmen sie mit, damit sie prahlen
    können, wie viele sie erbeutet haben«, erwiderte Rezni hochmütig. »Sie versuchen, sie zur Arbeit abzurichten, aber sie sterben zu schnell. So ist alles, was ihnen bleibt, das Fell und das Fleisch. Es ist eine Schande, es zu essen, wenn du jemals einem Rotmähnenunterricht gelauscht hast. Aber vielleicht haben die Männer der Kleinen Clans noch nicht zugehört, weil sie keinen Viir-Nega haben, der ihnen das Hören beibringt. «
    »Der Viir-Nega verbrachte eine Zeit in der Ebene, als er jünger war. Er verlebte einen Sommer bei den Wächterinnen, als er noch ein Junge war«, erklärte Keva und fragte sich, ob Danior verstand, was sie ihm mitzuteilen versuchte: daß sie vermutete, daß der Viir-Nega ihr Vater war. Wenn sie nur direkt mit Danior reden könnte, ohne jede Äußerung für Reznis Ohr hörbar zu machen ...
    Anfangs hatte sie es für richtig gehalten, eine lange Bekanntschaft vorzutäuschen. Wie konnte Rezni sie beide anschauen und ahnen, daß sie sich nur einmal begegnet waren? Daß sie ihren tatsächlichen Verwandtschaftsgrad nicht kannte und nicht einmal ahnte, weshalb ihr Danior bis hierher gefolgt war? Was Danior über ihre Väter gesagt hatte, daß sie einmal dieselbe Person gewesen waren: war er ihr deshalb nachgekommen? Warum hatte er seine anfänglichen Bedenken gegen Rezni beiseitegeschoben, um sie jetzt in die Wüste zu begleiten? Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Wie können ihre Väter beides zugleich gewesen sein, dieselbe Person und verschiedene Personen? Bestimmt hatte Danior die Bemerkung nur fallengelassen, um Rezni zu verwirren.
    Als sie die Wanderung wieder aufnahmen, dachte sie über all die anderen Dinge nach, die Danior Rezni erzählt hatte: daß der Stein, den ihr der Clansmann gestohlen hatte, das Gegenstück zu seinem war; daß die beiden Steine geschaffen worden waren, um die Gedanken der beiden Menschen, die ihn trugen, zu verbinden. Unwillkürlich hob sie die Hand an den Hals. War es das, weshalb er ihr gefolgt war – und wie er sie gefunden hatte? Wegen der Steine? Aber ihr Stein hatte niemals so wie seiner geglüht.
    Vielleicht konnte nur Danior den Paarungsstein benutz Sie fröstelte und hoffte, daß es so war.
    Sie wanderten, bis die Monde untergegangen waren nur noch die Sterne leuchteten, um ihnen den Weg zu gen. Allmählich näherten sie sich dem Waldrand; ihr begann zu pochen. Die Bäume wuchsen hier spärlich Dornige