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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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zu besprechen zu haben.
    Sie erreichten die Wüste am nächsten Tag, und Keva merkte rasch, daß sie die ausgedehnte, grelle Weite, da trockene Knistern der Vegetation und das Pfeifen des Windes nicht mochte. Aber Reznis Augen blitzten freudestrahlend, als er seine Zehen in den feinen Sand grub, der an vielen Stellen über den Erdboden trieb und sich an den trockenen Pflanzen häufte.
    »Kieselsand«, sagte er zu Danior. »Wir wußten nicht, was man damit anfangen konnte, bis der Viir-Nega uns beibrachte, wie man ihn schmelzen und Glas daraus machen kann. Jetzt verbinden wir die Glasscheiben miteinander und machen
han-taus,
so haben wir Wohnungen und Gärten in einem; und du wirst noch sehen, wie gut es uns geht, mit diesem Sand hier, der uns hilft.«
    Danior nahm eine Handvoll Sand auf und schaute zu, wie er durch die Finger rieselte. »Pflanzt ihr Getreide an? Ich hätte nicht gedacht, daß es dafür in der Wüste genug Wasser gibt.«
    »Es ist genug da, wenn man seinen
han-tau
gut versiege hat und der Viir-Nega einem gezeigt hat, wie man eine Brunnen gräbt und aus Futterpflanzen Saatpflanzen züchtet. Es gibt für alles Methoden, die man auf alles anwenden kann; man lernt sie einmal, dann beherrscht man sie. Wir mischen den Erdboden, wir pflanzen die Saat ein, wir bewässern sie. Wenn die Saat sprießt, nimmt sie Wasser auf, und wenn sie es verbraucht hat, verdunstet es. Es legt sich nachts, wenn die Luft draußen kalt ist, auf den Scheiben ab und tropft am Morgen auf den Boden. Weil wir das wissen, sind wir stärker als die Männer der Kleinen Clans. Sie ernähren sich von zähem Hammelfleisch und Viehfutter, aber der Viir-Nega hat uns beigebracht, das ganze Jahr über Grünkost zu ziehen.«
    Danior nickte nachdenklich. »Hat er euch jemals erzählt, wo er gelernt hat, Saaten unter Glas aufzuziehen?«
    »An einem Ort, den auf Brakrath niemand außer ihm kennt. Ein Ort, so fern, daß er niemals dorthin zurückkehren kann. Er brachte von diesem Ort unserem Clan die Sprache und die Gesetze der Ehre und gab sie uns. Er kann niemals zu seinen eigentlichen Leuten zurückgehen, und so machte er uns zu seinen Leuten.«
    Keva hörte aufmerksam zu. War ihr Vater so weit geritten, weil er versucht hatte, seine Leute zu finden? Und wenn es so gewesen war, wer waren dann seine Leute?
    »Er will den Männern der Kleinen Clans nicht beibringen, wie man Glas macht und Gärten entstehen läßt?« fragte sie zweifelnd. Sah das ihrem Vater ähnlich, sein Wissen derart für sich zu behalten, sich zu weigern, es mit anderen zu teilen, welcher Quelle es auch immer entstammen mochte?
    »Er wird es jedem beibringen, der sich dem Größeren Clan verpflichtet. Aber die Männer der Kleinen Clans werden eher kommen, um unsere Scheiben zu zerschlagen, als etwas zu lernen. Geradeso, wie sie einander die Zelte aufschlitzen und die Frauen stehlen. Ihr Verstand ist klein. Sie haben nicht Viir-Negas Gesetze der Ehre, die sie erziehen.«
    So war es nicht der Viir-Nega, der engstirnig war. Keva schaute umher und kam zu dem Schluß, daß die Brutalität der Clan-Männer nicht überraschen konnte, bedachte man den Sand, der unter den Füßen davonglitt, und den Wind, der aus allen Richtungen pfiff.
    Am dritten Tag der Reise war es heiß. Kevas Kleider, die grobgewebt waren, um die Nebel am Warmstrom abzuhalten, klebten ihr jetzt am Körper. Die Wasserstelle, die Rezni ihnen zeigte, lieferte brackiges Wasser, und die Futterpflanzen, die er entdeckte, hinterließen einen bitteren Geschmack im Mund. Als er mit einer Falle ein kleines Tier gefangen hatte und ihm den Hals umdrehte, schauderte sie und konnte nichts davon essen. Nachdem Danior und Rezni ihre Mahlzeit beendet hatte, schleppte sich Keva hinter ihnen hei und dachte an die süßen, kühlen Knollen, die aus dein Schlamm am Boden des Warmstroms geerntet wurden; an pikante, saftige Wurzeln; an Weedstengel, die getrocknet, gesalzen und zu Kausträngen geflochten wurden.
    Sie stampfte auf den Boden, Schweiß machte ihre Haare feucht und rann den Nacken hinab, und sie nahm kaum et was neben ihren umherschweifenden Gedanken wahr, als Reznis hagere Finger sich plötzlich um ihren Unterarm klammerten. Sie fuhr zusammen, zu überrascht, um dagegen aufzubegehren, daß er sie hinter eine Ansammlung dürrer Sträucher warf. Danior lag bereits auf dem Bauch.
    »Da – Männer der Kleinen Clans«, zischte Rezni. »Hal den Kopf gesenkt. Sie haben Rotmähnen bei sich. Die Wandernde Natterquelle ist kurz vor

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