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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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»Ich bin zu lange von all diesen Dingen fort gewesen. Es fängt an, auf mich ebenso seltsam zu wirken, wie es auf euch wirken muß. Vielleicht hat Commander Bullens recht. Vielleicht habe ich mich in einem größeren Ausmaß assimiliert, als ich es wahrzuhaben bereit war.«
    Reyna studierte die Arnimifrau, verwundert darüber, daß sie den Kommandanten der Arnimigesellschaft auf Brakrath zitierte. Dann runzelte sie die Stirn. Eine der Bedingungen, die der Rat den Arnimis gestellt hatte, lautete, daß alle diejenigen, die gekommen waren, um Brakrath zu studieren, dort verbleiben mußten, bis ihr Studium abgeschlossen war. Der Informationsaustausch mit Arnim oder irgendwelchen Co-Signatoren war scharf eingeschränkt und stand unter strenger Beobachtung durch Ratsmitglieder. So hatte Verra jetzt schon seit fast dreißig Jahren auf Brakrath gelebt; abgeschnitten von ihren eigenen Leuten und ihrer Heimat, mit Ausnahme der übrigen Mitglieder der Arnimi-Studiengruppe.
    »Meine Mutter gab den Rat, dir zu erlauben, daß du nach Arnim zurückkehren dürftest«, sagte sie impulsiv. Sie hatte
    die Diskussion über die Anfrage ihrer Mutter im Anschluß an die Ratssitzung mitangehört, in der man sich auch ablehnend über ihre Reise geäußert hatte.
    »Ja, wenn ich dich wieder in Brakrath abgeliefert habe, wird man mir gestatten, Arnim zu besuchen. Um meine Kinder zu sehen.« Verra sprach geistesabwesend, als hätten die Worte nur wenig Bedeutung für sie.
    »Deine Kinder?« erkundigte sich Reyna und bedauerte gleich darauf, daß ihre Verblüffung so unüberhörbar in ihrer Stimme mitgeklungen hatte.
    Die Studiengruppe der Arnimis war vor dreißig Jahren auf Brakrath angekommen. Verra konnte damals nicht viel älter als zwanzig Jahre gewesen sein; zu jung, um Kinder geboren und ihr Wachstum beobachtet zu haben. Hatte sie es jemandem auf Arnim überlassen, sie zu erziehen?
    »Meine Kinder«, bestätigte Verra mit einem Achselzucken. »Ich habe in bezug auf sie Anordnungen getroffen, bevor ich
    Brakrath verließ. Ich war in der Lage, das erste von ihnen
    persönlich zur Welt zu bringen – kurz, bevor wir abreisten.« Allmählich vertiefte sich die Düsternis in ihrem Gesichtsausdruck und nahm einen eher schmerzlichen Charakter an.
    Abrupt wandte sie sich ab. »Wir sind alle müde, Reyna. Ich werde veranlassen, daß wir in einer Stunde geweckt werden. Dann gehen wir in den Speisesaal; und wenn wir gegessen haben, werden wir das Schiff erkunden.«
    Bevor Reyna oder Juaren etwas erwidern konnten, verschwand sie in einer der Kabinen und schloß die Tür.
    Reyna starrte auf die lackierte Tür und versuchte, sich einen Reim auf das zu machen, was Verra erzählt hatte. Sie hatte eines ihrer Kinder persönlich zur Welt gebracht? Wie hatte sie dann die übrigen zur Welt gebracht? Vermehrten sich die Arnimis auf die gleiche unbeteiligte Art wie die Brakrathis? Und wie alt mochten Verras Kinder jetzt sein? Offenbar war zumindest das erste bereits erwachsen.
    Nachdem sie Reyna und Juaren zurück nach Brakrath geleitet hatte, würde sie ihre Kinder wiedersehen. Sie schien nicht sonderlich davon begeistert zu sein. Die Gleichgültigkeit ihrer Worte und die Verdüsterung ihrer Augen, bevor sie sich abgewandt hatte ...
    Reyna hatte sich noch nie so deutlich bewußt gemacht, wie wenig sie über die Arnimis wußte. Ihr war bekannt, daß sie von einer Welt stammten, die sie nach dem Muster der Alten Erde eingerichtet hatten, auf der einst alle Menschen gelebt hatten. Bedachte man jedoch, wieviel Zeit die Studiengruppe der Arnimis auf Brakrath verbracht hatte, und bedachte man, wie ausführlich sie Land und Leute dort untersucht hatten, waren nur sehr wenige Informationen in die andere Richtung geflossen. Reynas Vater hatte einmal geäußert, daß sich die Arnimis bewußt separierten, um sich ihre Objektivität zu bewahren; um zu verhindern, daß die brakrathische Kultur sie persönlich beeindruckte und daß dieser subjektive Eindruck auf ihre Beobachtungen abfärbte.
    Es war leichter, sich vorzustellen, daß sie sich einfach aufgrund ihrer angeborenen Arroganz zurückhielten. Von den mehreren Dutzend Arnimis, die Reyna vom Ansehen her kannte, pflegte lediglich Verra zuweilen bei ihr stehenzubleiben und Höflichkeiten mit ihr auszutauschen. Und nur Verra lächelte manchmal. Und nur Verra war mit der Barohna und ein paar anderen Brakrathis befreundet.
    Allmählich wurde sich Reyna dessen bewußt, daß Juaren sie beobachtete; seine grauen Augen

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