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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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üblichen smaragdgrünen Coverall? Er würde dich ein wenig größer wirken lassen.«
    Jetzt war es an Reyna zu erröten. Ohne darüber auch nur nachzudenken, hatte sie die Reise in einem grobgewobenen
    Hemd angetreten, wie ein Mädchen aus den Steinhallen, das ging, um die Schafe ihrer Familie zu hüten. Bestimmt hatte sie an diesem Morgen niemanden sonst in den Korridoren gesehen, der so sehr wie ein Kind ausgesehen hatte wie sie. »Ich werde mir etwas anderes anziehen«, sagte sie verlegen.
    »Warte ... bitte, versteh mich nicht falsch«, sagte Verra rasch und berührte sie am Arm. »Ich bin die einzige Person an Bord, die vor dem heutigen Tag schon eine Brakrathi gesehen hat. Die übrigen Passagiere und die Besatzung ... sie werden neugierig sein. Sie werden schauen. Wir werden ihnen etwas bieten, an das sie sich erinnern werden.«
    Reyna zögerte. »Sie ... sie wissen nicht, daß wir hier sind?« Keiner von den Menschen, denen sie vorhin auf dem Flur begegnet waren, hatte auch nur eine Spur von Interesse gezeigt.
    »Inzwischen wissen sie es. Es hat sich herumgesprochen, daß eine Gruppe Brakrathis an Bord ist.«
    »Und ich sehe wie ein Kind aus!«
    Verra zeigte bei diesen bitteren Worten ein mißbilligendes Gesicht. »Nein, du siehst wie eine junge Frau aus; wie eine junge Frau, die keiner körperlichen Größe bedarf, um zu imponieren. Aber weshalb solltest du freiwillig auf diesen Eindruck verzichten, indem du Kleider trägst, die aussehen, als wolltest du in den Übungsraum oder aufs Feld gehen? Eine Menge Leute werden dich in Augenschein nehmen, während du an Bord der
Narsid
bist. Eine Menge Leute fragen sich, weshalb sich der Versteinerungs-Rat geweigert hat, Handel zwischen Brakrath und den Co-Signatoren zu erlauben. Eine Menge Leute fragen sich, wieso der Rat keinen Austausch der Kulturen zugelassen und es sogar abgelehnt hat, die Vorschläge der Konvention anzuhören. Sie möchten erfahren, aus welchen Gründen es keine Brakrathi-Enklave auf irgendeinem Schiff der Flotte gibt, obwohl die Einladungen erweitert wurden.«
    Reyna versteifte sich, ihr Blick irrte kurz zu der gemalten orangefarbenen Sonne. Ihren Leuten war ein Platz auf dem Schiff angeboten worden? Man hatte ihnen Handel und Austausch angeboten? Aber was konnten sie durch diese Dinge gewinnen?
    »Weshalb sollten wir Brakrath verlassen wollen?«
    »Aus einer Menge von Gründen«, erwiderte Verra sanft. »Um mehr über die anderen Rassen der Menschheit zu erfahren. Um neue Fertigungsmethoden zu erlernen. Um Schutzgemeinschaften gegen feindliche Rassen zu bilden, die uns alle bedrohen. Um neue Perspektiven zu gewinnen.«
    Reyna sah mißbilligend zu der Arnimifrau hoch. Was glaubte sie? Daß der Rat sich irrte, wenn er Brakrath vom Handel ausschloß? Daß dieser Ausschluß dazu diente, eine gewisse Schwäche zu verbergen? Sie erinnerte sich daran, was ihre Mutter über die Struktur der Gesellschaft und die von ihr Abhängigen gesagt hatte. Die Menschen der Hallen waren dem Leben im Tal hervorragend angepaßt. Was konnten andere Rassen anbieten, das ihre Gesellschaft eher bewahren als zerstören könnte? Konnten sie den Winter abwenden? Konnten sie den Sommer wärmer machen? Nur die Barohnas vermochten das.
    »Wir sind an Änderungen nicht interessiert. Wir brauchen uns nicht zu ändern.«
    »Nein, Reyna, aber es könnte sein, daß ihr nicht immer freie Wahl in dieser Angelegenheit habt. Deine Leute haben seit Jahrtausenden in Isolation gelebt. Aber jetzt wissen die Co-Signatoren, daß Brakrath bewohnt ist. Die Benderzic wissen ebenfalls, daß es bewohnt ist; und sie haben bestimmt erraten, daß es begehrenswerte Bodenschätze dort gibt. Und es wird noch andere geben. Blindheit dürfte keinen Schutz gegen auch nur einen von ihnen darstellen. Und Isolation ebensowenig.
    Aber ich schlage dir nicht vor, die Position des Rates abzuschaffen und sie zu ersetzen. Ich schlage dir nicht mehr vor, als zu verstehen, was die Revaniden, die Teyiten, die Koyusen und all die anderen denken und was sie sich fragen werden, wenn sie dich in den öffentlichen Räumen der
Narsid
sehen.«
    Widerwillig nickte Reyna. Die Revaniden, die Teyiten und die anderen – wer immer sie auch sein mochten – würden sich fragen, ob die Brakrathis sich abschlossen, weil sie eine bestimmte Schwäche verbergen wollten. Weil sie sich vor dem Kontakt fürchteten. Weil sie sich schämten. Es war ihre Aufgabe, ihnen zu verdeutlichen, daß keine dieser Vermutungen zutraf.
    Das war aber

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