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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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hatte?
    »Die Sachen waren ausgezeichnet«, sagte sie. »Wir haben versucht zu erraten, was in den Packungen war, bevor wir sie öffneten.«
    »Nicht sehr erfolgreich, stelle ich mir vor. Ich habe noch einen Karton im Lagerraum. Wenn wir zum Schiff zurückkommen, werden wir ein Mahl im Stil der Arnimis nehmen. Dann versteht ihr. Eigentlich solltet ihr diese Dinge nicht genießen. Ihr solltet vielmehr mit ihrer Hilfe beweisen, wie gut ihr eure Gaumen erzogen habt.«
    Reyna fühlte Unwillen in sich aufkommen; sie war nicht sicher, ob sie Verra richtig verstanden hatte. »Wie ... wie wäre das möglich?« fragte sie.
    »Zunächst einmal, indem ihr nicht lacht. Indem ihr euch gesittet verhaltet und euch auf jeden Bissen konzentriert. Indem ihr mit niemandem redet, es sei denn, ihr findet am Essen einen Makel.«
    »Aber es war völlig in Ordnung.«
    Verra lachte humorlos. »Natürlich war es das, obwohl meine Zunge so verdorben ist – oder ich eine derart lange Zeit in der falschen Gesellschaft verbracht habe, daß selbst ich es genossen habe. Sogar die Spondiloni, die bei weitem zu lange gekocht und viel zu stark gewürzt waren.«
    »So geht es bei einem Festmahl der Arnimis zu?« erkundigte sich Reyna ungläubig. »Kommen die Leute nur zusammen, um festzustellen, was mit dem Essen nicht stimmt?«
    Nicht wegen der menschlichen Wärme und der Gemeinschaft, nicht, um zu lachen und sich Geschichten zu erzählen? Nur, um jeden Bissen zu begutachten und wenn möglich winzige Mängel an ihm zu finden?
    Verra lachte. »Laßt es uns nicht Festmahl nennen. Das ist ein so hübsches Wort; wir sollten es nicht mißbrauchen. Und außerdem scheint es, als hätte unser kleiner Freund seinen Festschmaus beendet. Oder sie ihren.«
    Reyna sah hinab. Das Tierkind war schon wieder unversehens in Schlaf gefallen. Es lag in einer völlig hingegebenen Haltung in ihren Armen; es zierte ein verklebter Schnauzbart, und alle viere hatte es von sich gestreckt.
    »Am besten bringst du Juaren zuerst bei, wie man das Gerät benutzt«, schlug Reyna vor.
    »Da hast du recht. Unser Schützling wird erwachen und sich auf seinen Magen besinnen, wenn wir ihn zu bald bewegen«, stimmte Verra zu.
    Trotz ihrer Sorgen fand Reyna es friedvoll, wie sie da in der Sonne saß und das Tierchen in ihren Armen schlummerte, während Juaren über die Grassteppe schwebte. Als er sich das erste Mal in die Luft erhob, verkrampfte sie sich. Aber als er an ihr vorbeischwebte, winkte er, und sie sah die Freude und die Begeisterung auf seinem Gesicht; und sie wußte, daß Verra bei ihm gewonnen hatte.
    Am frühen Nachmittag war Reyna an der Reihe. Sie bekam die Kontrollen des Antischwereaggregats rasch in den Griff; und dann blickte sie hinab und sah atemlos vor Angst und Freude, wie sich ihre Füße allmählich vom Boden lösten. Als sie in der Luft schwebte, dachte sie anfangs, sie hätte vergessen, wie man die Kontrollen benutzte und müßte hilflos abdriften. Aber Verra rief ihr zu – lief lachend und winkend hinter ihr her –, und sie schaffte es, die Kontrollen zu betätigen, wie sie es gelernt hatte. Bald glitt sie mit derselben freudigen Erregung über das Grasland her, die sie auf Juarens Gesicht gesehen hatte.
    Sie übte bis in den Nachmittag hinein; gelegentlich machte sie eine Runde mit Juaren. Dann setzten sie sich nochmals zusammen, um Pläne zu machen.
    »Der Mondaufgang ist die beste Zeit, um in den Wald zu gehen«, sagte Juaren. Er hatte es diesmal übernommen, das Tierjunge zu füttern. Jetzt wiegte er es und kraulte ihm geistesabwesend die Ohren. »Dann können wir uns umsehen, ohne die ... wie hast du sie genannt, Verra? ... zu stören.«
    »Chatni. Der Name paßt zu ihnen, selbst wenn es nicht der richtige ist; sogar, wenn sie eine völlig andere Art sind.«
    »Ja. Wir können uns also umsehen, ohne die Chatni zu stören. Sie werden in ihren Nestern sein. Und wir können leicht unseren Weg beim Mondschein erkennen.«
    »Die ... die Chatni sind keine Nachttiere?« erkundigte sich Reyna.
    »Das habe ich nicht feststellen können.«
    Demnach war das Tierchen in der vergangenen Nacht nur wachgeblieben, weil es Hunger gehabt hatte. »Und diese Insekten ...« Unwillkürlich rieb sich Reyna die noch nicht abgeklungene Schwellung auf der Schulter.
    »Ich habe im Wald nichts von ihnen bemerkt«, sagte Juaren. Sein Blick wanderte zu dem Schwebeaggregat. »Diesmal werde ich die Tour zurück zum Schiff übernehmen, Verra. Sind im Lagerraum genug von den Schwebern,

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