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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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indem es unbeholfen auf den dicken rosa Beinchen davonwackelte.
    Reyna horchte hinter dem verklingenden Schrei her, vernahm jedoch keine Antwort aus dem Gesträuch oder von den Bäumen. Sie rieb sich die Augen, verließ widerstrebend ihr warmes Lager und ging, um die Spuren des Geschöpfes zu betrachten. Sie waren dreizehig – und vertraut.
    »Ich sehe hier keine anderen Spuren, die diesen gleichen«, sagte sie. »Aber vergangenen Abend, den Fluß hinunter ...«
    »In der Gegend, wo wir die Chatni trafen, war der Boden mit Fußabdrücken wie diesen bedeckt. Nahe am Wasser wurden sie deutlich häufiger; aber hier, weiter flußaufwärts, ist das anders.«
    Juaren kam zu ihr und untersuchte den Boden in größerem Umkreis. »Ein paar ältere Spuren«, stellte er schließlich fest. »Sie kommen nicht oft oder zu mehreren hierher. Und sie sind offenbar nicht gefährlich.«
    Soviel schien klar. Tatsächlich hätte das tapsige Geschöpf sie amüsiert, wenn es nicht so irre und durchdringend geschrien hätte. Reyna rieb sich die Arme in dem Versuch, sie zu erwärmen. Der Morgen war kühl und grau, unwirtlich.
    Verra fröstelte in ihren Decken und blickte dem jungen Tag auch nicht frohgemuter entgegen als Reyna. Mit klappernden Zähnen setzte sich Reyna auf und hüllte die Füße wieder ins Bettzeug, um sie zu erwärmen.
    Juaren schien im Gegensatz zu den beiden das graue Licht und die Kühle des Morgens nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er fuhr sich rasch mit der Hand durch die weißen Haare.
    »Ich möchte mich etwas tiefer im Wald umsehen«, sagte er. »Ich werde nicht lange fortbleiben.«
    Reyna sah ihn erschrocken an. »Glaubst du ...?« Dachte er, es wäre besser, wenn er allein ging? Zu dieser Morgenstunde?
    Offenbar hatte er es vor. »Ich werde nicht lange bleiben«, wiederholte er.
    Reyna nickte unbehaglich. Als er zwischen den Bäumen davonglitt, folgte sie Verras Vorbild und schlüpfte wieder ganz ins Bettzeug zurück. Sie rollte sich zusammen und versuchte wiederum, ihre Arme warmzureiben; aber sie fand weder Schlaf noch Ruhe. Ein unbestimmtes Gefühl der Unverantwortlichkeit hielt sie in Unruhe. Sie wußten so gut wie nichts über den Wald. Sie wußten nicht, ob die Chatnis freundlich waren, oder ob es nicht andere Raubtiere gab. Dennoch hatte sie Juaren allein in den Wald ziehen lassen, und er war sogar ohne das Antischwereaggregat gegangen.
    Vielleicht war er auf ihre fürsorgliche Begleitung nicht angewiesen. Vielleicht würde er es nicht gutheißen, wenn sie ihm nachginge. Sie wußte, daß sie nicht so gut schleichen und so unauffällig beobachten konnte wie er. Möglicherweise würde sie es niemals so gut lernen. Aber schließlich stählte sie sich gegen die Morgenkälte und kroch aus ihrem Bettzeug. Sie wusch sich das Gesicht am Fluß, schauderte und zog sich ein frisches Hemd an. Um sich vor der Kälte zu schützen, zog sie auch noch eine Hose an, die sie mit steifen Fingern in die Stiefel stopfte. Dann nahm sie zwei Antischweregeräte auf und schüttelte Verra wach.
    »Juaren vergaß seinen Schwebepack«, sagte sie. »Ich werde ihn ihm bringen.«
    Die Arnimifrau nickte schläfrig und wickelte sich enger in ihre Decken.
    Sie band sich einen der Schweber um, trug den anderen in der Hand und rief sich ihre frischerworbenen Kenntnisse im Spurensuchen ins Gedächtnis. Juarens Spur führte den Fluß hinab. Sie war schwach ausgeprägt und unregelmäßig. Manchmal verschwand sie für eine kurze Strecke vollständig. Immer wenn das der Fall war, hielt Reyna inne, blickte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war, und war froh, daß sie den Flußlauf hatte, an den sie sich halten konnte; war froh, daß kein Wind das Buschwerk zum Rascheln und die Zweige zum Seufzen brachte; war froh, daß der Wald still war. Falls sie einem Chatni begegnen oder sich bei dem Versuch, Juaren zu finden, selbst verlaufen sollte ...
    Das war natürlich möglich. Sie folgte der unausgeprägten Spur seiner Stiefel, die sich vom Fluß entfernte und in den Wald führte, und verlor sie schließlich ganz aus den Augen. Erschrocken zog sie einen vollständigen Kreis, während sie auf die unberührte Schicht modernder Blätter blickte. Dort gab es kein Anzeichen, keine aufgeworfenen Haufen; nichts, das ihr Aufschluß gegeben hätte; nichts, das ihr verraten hätte, welche Richtung er von hier aus eingeschlagen hatte. Hilflos starrte sie auf den Boden, und es kam ihr so vor, als hätte er sie betrogen.
    Was sollte sie tun? Zum Lager

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