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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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mehr ihre kindlichen Spiele und Übungskämpfe beobachten.
    Seide … ,
sagte sie mutlos. Aber sie konnte das Gewebe nicht um Mut bitten. Den mußte sie in sich selbst finden.
Tsuuka? Bist du Tsuuka?
    la, ich bin Tsuuka. Und ich muß nochmals in das Herz des Waldes gehen,
sagte sie mehr zu sich selbst. Sie band die Seide los, Liftete sie zusammen und nahm sie unter den Arm, bevor diese Einwände vorbringen konnte.
    Ihre Sinne schienen überempfindsam, als sie den Rückweg durch die Bäume einschlug, als konzentriere sich all jene Energie auf sie, die Tsuuka nicht in ihr Denken zu investieren wagte. Sie sah jedes der dunkelgeäderten Blätter und die weißen Stämme überdeutlich; wie Bruchstücke einer zertrümmerten Ganzheit. Jede Erhebung des Bodens, jede Spur tierischen Geruchs ließen die Haare in ihrem Nacken sich aufrichten. Sie nahm die charakteristische Witterung eines Grasflegels auf und folgte ihr bis an ein Gesträuch. Sie entdeckte die Fährte eines Borkenbohrers und sah das aufgewühlte Erdreich, wo sich ein Hautstachler in den Bau eines kleineren Beutetieres gewühlt hatte. Jede winzige Spur fiel ihr auf und verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    Ihre Aufmerksamkeit war so gefangen, und ihre Gedanken waren so beansprucht, daß sie auf das, was als nächstes geschah, nicht vorbereitet war. Als sie sich dem Fluß näherte, nahm sie am Boden eine ungewohnte Witterung auf. Der Geruch war scharf, fremdartig und durchdringend ...
    Tsuuka erschauerte; ihre Nüstern bebten, und das Maul klaffte weit auf. Als sie zu Boden sah, erblickte sie Fußabdrücke - aber von Füßen, wie sie nie zuvor welche gesehen hatte. Es gab drei Paar davon. Sie waren so lang wie ihre Füße, aber breiter. Keine der Spuren ließ auf das Vorhandensein von Zehen schließen, und keine trug die Male von Krallen.
    Wie betäubt starrte Tsuuka auf die Fährten, bezwang ihre erste irrationale Panik und machte sich klar, daß hier nicht das Herz des Waldes war. Diese Spuren stammten nicht von der Ungesehenen, und keine Leibwächter warteten hier darauf, ihr den Verstand zu rauben.
    Aber etwas hatte diesen Weg genommen; etwas, das diesen Teil des Waldes noch nie betreten hatte.
    Noch bevor sie sich überlegen konnte, was zu tun war, hörte sie in der Nähe eine Stimme. Es war eine tiefe und beherrschte Stimme, die die Worte scharf und ungewohnt aussprach ... Tsuuka lauschte und erstarrte wie gelähmt, als sie die Stimme erkannte.
    Die Sternenstimme …
    Die Worte waren unverständlich. Die Stimme war anders im Timbre und in der Tonhöhe. Aber es war unverwechselbar dieselbe Stimmart wie diejenige, die von der Sternenseide sprach.
    Allmählich taute Tsuukas eingefrorenes Denkvermögen wieder auf, und sie begann, zusammenhängend zu überlegen. Fremde waren im Wald; Fremde derselben Art wie der Fremde, der von der Sternenseide sprach. Wie war das möglich? Woher waren sie gekommen? Das Blut rauschte ihr in den Ohren. Ihre Nestlinge, ihre Jungen ...
    Ihre Logik mahnte sie zur Vorsicht, aber die Sorge war stärker und trieb sie voran. Das Stimmengemurmel und die Fußspuren leiteten sie, bis sie die Eindringlinge am Fluß aufspürte. Dort waren sie versammelt; zwei standen, der dritte saß und hatte sich über ein kleines Bündel gebeugt. Tsuuka schlich steifbeinig näher, indem sie sich stets im Schatten hielt - da hörte sie ein vertrautes Wimmern, das Wimmern eines Neugeborenen.
    Ihre Pupillen weiteten sich so sehr, daß sie den Zug an den winzigen Muskeln spürte. Drei Eindringlinge, sowohl einander ähnlich als auch voneinander verschieden. Einer von ihnen war massiger und muskulöser als die übrigen. Ein anderer - der Sitzende - war so schmal wie ein heranwachsendes Junges und hatte ein glänzendes Fell, das ihm über die Schultern und den Rücken fiel. Ihre Gesichtszüge waren fremdartig und glatt. Ihre Krallen waren breit, stumpf und rosa. Tsuuka erblickte im Mondschein das Glänzen gleichmäßiger stumpfer Zähne.
    Die Kälte griff nach ihr; die Kälte der Hilflosigkeit und Furcht. Welcher Art waren die Opfer, die sie mit solchen Zähnen schlugen? Wie schärften sie wohl derart unpraktisch geformte Krallen, und wozu benutzten sie sie?
    Weshalb waren sie hier, und wieso hatten sie ein Sithi-Junges bei sich?
    Und -
dieser Gedanke verwirrte sie noch mehr - was sollte sie tun? Weglaufen und die Nachbarn aufwecken? Oder ihre eigenen Jungen fortschicken, daß sie sich versteckten? Wo hatten die Eindringlinge das Neugeborene geraubt? Weshalb

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