Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Hause, Niki! Hab noch etwas Geduld!«
    »Noch fünf Minuten, Niki«, mischte sich Tag vom Pult aus ein.
    Ich war ich! Ich war ich!
    Der Ausbilder studierte konzentriert das Blatt. Er faltete es sorgsam zusammen, steckte es in die Tasche und sah Katti an. »Danke, Mädchen … danke. Tag, beeil dich!«
    Er erhob sich und kam auf mich zu. Ich ahnte eher, als dass ich es hörte, wie sich das uns trennende Kraftfeld auflöste.
    Also hatten sie Angst vor mir gehabt …
    »Niki …« Der Alte griff nach meiner Hand. »Wenn du wüsstest, welche Angst ich ausgestanden habe. Ich habe befürchtet, dich gebe es nicht mehr und vor mir stünde eine Kopie. Eine Attrappe.«
    »Kommen Sie unter dem Detektor hervor, Fed!«, verlangte Tag in scharfem Ton. »Sie stören die Aufzeichnung!«
    Anscheinend konnte man einen Ausbilder getrost anfahren, sofern es um die Arbeit ging.
    Ich musste noch rund fünf Minuten sitzen bleiben. Auf Befehl von Tag entspannte ich mich, versuchte krampfhaft, mich an etwas zu erinnern, und assoziierte frei auf seine Stichwörter: Freiheit – Opfer, Liebe – Verantwortung, Heimat – Arbeit …
    Doch die grundlegenden Zweifel waren bereits ausgeräumt.
    »Komm raus, Niki. Du kannst dich wieder anziehen.«
    Da Tags Stimme nicht allzu freudig klang, wurde ich wieder nervös. Geschwind schlüpfte ich in meine Shorts -die geschenkten Sachen und das Messer waren sonstwo abgeblieben. An ihrer Stelle hatte ich ein weißes, kurzärmliges Hemd aus festem weichen Stoff bekommen. Schuhe trug man hier offensichtlich nicht.
    Fed war ebenfalls angespannt.
    »Nik, dein Gedächtnis ist nicht blockiert … wie wir angenommen hatten …« Tag druckste und wandte den Blick ab. Es fiel ihm schwer, diese Worte auszusprechen. »Es ist … gelöscht worden. Komplett. Eine psychische Blockade wirkt nicht … so verstümmelnd.«
    »Was heißt das? Komplett?« Bockige Streitlust packte mich. »Ich gehe, spreche und denke doch! Ich bin doch nicht in ein kräftiges Baby zurückverwandelt!«
    »Ich habe mich unklar ausgedrückt … Deine Erinnerungen sind gelöscht worden. Dein persönliches Gedächtnis. Das, was du gesehen hast, das, was du empfunden hast. Dein ganzes Leben.«
    »Wozu?!« Es war Katti, die diesen Schrei ausstieß.
    »Anscheinend funktioniert der Prozess der Mentalkopie bei den Fremden auf diese Weise. Sie haben alle Informationen abgezogen! Damit haben sie dein Gedächtnis eben doch ausgeweidet.« Endlich blickte mich Tag wieder an. In seinen Augen stand Qual. »Sie haben dir alles genommen … auch unsere Freundschaft …«
    Ich trat an ihn heran und griff nach seiner Hand. »Aber ich bin doch trotzdem ich?«, flüsterte ich. »Tag, wenn wir einmal Freunde gewesen sind, werden wir es auch wieder werden.«
    »Gibt es denn gar keine Hoffnung?«, fragte der Ausbilder hinter mir.
    »Nein.« Tag zog unbeholfen seine Hand weg. »Bestimmte assoziative Verbindungen sind noch erhalten, Ausbilder. Mitunter wird sich Niki an etwas erinnern … Nein, eher wird er es neu kennenlernen, aber er wird sich daran erinnern, dass es schon einmal dagewesen ist. Ich glaube, dass er nach wie vor ein normaler Mensch ist« – Tag lächelte mir schief zu –, »aber er wird sich nie wieder an sein früheres Ich erinnern können.«
    Fed stand da, den Blick zu Boden gerichtet. Wie ein Mann, der etwas sucht, das ihm viel bedeutet, der jedoch zu dem Schluss gekommen ist, dass es unweigerlich verloren ist …
    Nein, das war ein dummer Gedanke! So durfte ich nicht denken. Das ist ein falscher Vergleich. Überhaupt sind alle Vergleiche falsch …
    »Nik, wir lassen dich nicht im Stich«, versicherte der Ausbilder schließlich. »Du bist zurückgekommen. Das ist das Wichtigste. Und wir sind deine Freunde. Deine besten Freunde.«
    Unten warteten zwei Transportmittel vor dem Gebäude auf uns. Geschlossene und mit Rädern, nicht eine von diesen fliegenden Plattformen, die uns vom Flugfeld hergebracht hatte.
    »Ich muss dem Komitee Bericht erstatten«, sagte Fed. »Wahrscheinlich muss die Situation von einem Spezialisten kommentiert werden … Übernimmst du das, Katti?«
    Die Frau wandte den Blick von mir ab. »In Ordnung, Ausbilder.«
    »Tag, du kümmerst dich um Niki.«
    »Selbstverständlich, Ausbilder!« Tag nahm diese Aufforderung sogar ein wenig übel. »Ich werde mir alle Mühe geben, damit du dich wenigstens an etwas erinnerst, Nik!«
    Der Ausbilder und Katti fuhren in einem Auto davon. Ich sah durch die transparente Verkleidung hindurch, wie

Weitere Kostenlose Bücher