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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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    Zum ersten Mal weigerte sich mein »Reservegedächtnis«, mir zu erklären, was ich eigentlich wollte.
    »Katti …«, flüsterte ich hilflos. »Ich … ich liebe dich.«
    Sie entspannte sich sofort und lächelte sogar.
    »Ich liebe dich auch, Niki. Alles ist gut. Du bist bereits auf dem Weg der Besserung.«
    Vorsichtig zog sie die Hand aus der meinen und berührte meine Stirn.
    Prompt fiel mir jene fremde Frau ein und ihre scheue Geste …
    »Deine Temperatur ist normal«, konstatierte Katti.
    Hätte sie doch bloß geschwiegen!
    »Steh auf, du Faulpelz!«, forderte sie mich munter auf. »Dir ist erlaubt, im Bett zu liegen, aber du solltest das nicht ausnutzen!«
    Sie erhob sich und zog mir die Bettdecke weg.
    So schnell, dass ich sie nicht festhalten konnte.
    Und gestern Abend hatte mir doch die Kraft gefehlt, frische Unterwäsche zu suchen!
    »Wasch dich und zieh dich an«, sagte Katti völlig unerschüttert. »Du hast gestern deine Sachen nicht in den Reinigungstrakt gebracht, ich habe sie für dich dort abgegeben. Und jetzt hoch mit dir!«
    Ich setzte mich im Bett auf, was überraschend unbequem war, als hätte man ihm die Beine abgesägt, so dass es niedriger als normal war. Nachdenklich schaute ich Katti an.
    Meine Nacktheit irritierte sie überhaupt nicht – im Unterschied zu jener fremden Frau. Fand man hier also nichts dabei?
    Aber welches Verhalten stimmte dann nicht?
    Warum konnte ich mich einfach nicht durchringen aufzustehen?
    »Nimm eine kalte Dusche«, riet mir Katti. »Du hast einen Hormonschub. Das hat nichts zu bedeuten, dergleichen kommt nach Stresssituationen vor.«
    Etwas in mir zerbrach. Ohne mich noch länger zu genieren, stand ich auf und ging ins Bad. Dort stellte ich, dem ärztlichen Rat folgend, das kalte Wasser an und ließ mich berieseln. Aus winzigen Löchern in der Decke ergoss sich echter Regen über mich, ich drehte mich in ihm, hob die Hände und fing die kalten Tropfen auf. Irgendwann lehnte ich mich mit der Stirn gegen die glitschige Wand und erstarrte.
    »Ich habe dir deine Sachen gebracht«, teilte Katti freundlich mit, als sie das Bad betrat. Die Badezimmertür ließ sich nicht abschließen. Vielleicht hatte ich aber auch nur den Mechanismus des Schlosses nicht durchschaut. »Geht es dir gut? Tag hat gesagt, ihr habt zwei Karaffen Wein getrunken. Er leidet an einer leichten Vergiftung …«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, erwiderte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Deine Bioabwehr ist besser«, vermutete Katti. »Dein Organismus hat die toxischen Stoffe problemlos abgebaut.«
    »Katti, ich leide an psychischen Störungen«, bemerkte ich. »Mir ist … ich bin …«
    Sie wartete geduldig, während ich nach Worten suchte.
    »Ich verspüre ein gewisses Unbehagen, wenn ich nackt neben dir stehe!«, brachte ich schließlich heraus.
    »Das passiert dir nur mit mir?«, erkundigte sie sich sachlich.
    »Also … ich glaub schon. Gestern, bei der Untersuchung, habe ich dieses Unbehagen auch jedes Mal empfunden, wenn du mich angesehen hast.«
    »Keine Sorge. Das ist eine bekannte Erscheinung. Eine psychische Regression. Sie tritt mitunter bei Kindern während der Adoleszenz auf, manchmal auch unter starkem Stress. Es gibt dafür einen Fachausdruck: Schamhaftigkeit.
    Normalerweise ist die Schamhaftigkeit aufs andere Geschlecht gerichtet.«
    »Und was soll ich jetzt machen?«, fragte ich begriffsstutzig.
    »Das geht vorbei. Wir müssen die bei dir aufgetretene falsche Verhaltensform ändern. Wenn du willst, gehen wir zusammen in ein Dampfbad. Wir haben noch Zeit.«
    »Das musst du wissen«, antwortete ich.
    »Dann zieh dich an, und wir gehen zu Tag.«
    Vielleicht war es eine Regression – aber ich entspannte mich erst, nachdem Katti das Bad verlassen hatte.
     
    Tag fühlte sich wirklich miserabel.
    »Alkoholhaltige Getränke müssten verboten werden«, brummte er, während er durchs Zimmer tigerte. Bei ihm herrschte die gleiche penible Ordnung wie bei mir, allerdings besaß er mehr Sachen. Vor allem Photographien von entsetzlichen Monstern, die an den Wänden hingen, und allerlei unappetitliche Substanzen in breiten, flachen Gefäßen. »Das ist Gift. Ich werde ein Gesuch beim Weltrat einreichen, im Namen des ganzen Instituts …«
    »Warte damit noch ein, zwei Tage, dann wirst du es dir überlegt haben«, lachte Katti. Sie saß in einem Sessel, heiter und sorglos. Ob sie vielleicht tatsächlich glaubte, mit mir käme wieder alles in Ordnung? Oder wollte sie mich nur

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