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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich. Geradezu mit dem rachsüchtigen Wunsch, mir selbst zu schaden!
    »Das sind wir. Deine Freunde, dein Ausbilder. Meinst du nicht, wir hätten es nicht gespürt, wenn du ausgetauscht worden wärst?«
    Ich schloss die Augen. Danke, Katti. Danke für diese Worte. Vielleicht waren sie das wichtigste Argument. Das Argument, das mich beruhigte.
    »Ein nicht-freundschqftlich-gesinnter Regressor müsste eine solch perfekte Kopie von Niki sein … eine moralischethische Kopie … dass es einfach unmöglich wäre.«
    »Danke, Katti …«, flüsterte ich.
    »Das sind absolut unstrittige Argumente«, fasste Tag zusammen. »Mir glaubst du doch wohl, dem Spezialisten für fremde Rassen?«
    »Ja.«
    »Zugegeben, wenn du das alles als abstrakte Hypothese auffasst …« Tag setzte eine süßliche Miene auf. »Dann könnte ich natürlich versuchen, Einwände zu finden. Und alle Argumente durchhecheln.«
    Die Stille kehrte zurück.
    »Tu das, Tag«, bat ich. »Versuch herauszukriegen, ob ich ein fremder Regressor sein könnte. Wenn du eine entsprechende Möglichkeit siehst, überleg dir, wie du sie verifizieren könntest. In dem Fall müsste man mich nämlich sofort von der Gesellschaft isolieren und Gegenmaßnahmen ergreifen.«
    »Und diese Worte«, mischte sich Katti ein, »sind der letzte Beweis, Nik. Vielleicht wird dir der Weltrat nicht glauben. Aber ich, ich glaube dir. Du bist unser Niki. Niki der Schlaukopf, Niki der Zappelphilipp, Niki der Übervorsichtige. Du brauchst keine Angst zu haben!«
    »Glaub niemandem, fürchte niemanden, bitte niemanden um etwas«, sagte ich. »Ich danke euch. Wenn ich wieder ganz der Alte bin, werden wir zusammen über diese Geschichte lachen. Doch vorerst klappt das noch nicht.«
     
    Bei dem Dampfbad handelte es sich nicht nur um ein Gebäude, sondern um einen ganzen Komplex aus runden, aufgrund ihrer enormen Höhe eher an Türme erinnernde Pavillons, aus dreieckigen, Seite an Seite stehenden Pyramiden und einem gigantischen würfelförmigen Bau aus schneeweißem Stein im Zentrum. In der Fläche zwischen den einzelnen Gebäuden wucherte das Grün derart dicht, dass die Anlage verwildert gewirkt hätte, wären da nicht die Pfade gewesen, die ins Innere führten. Wir ließen das Auto an der Straße und schlenderten über einen der kleinen Wege, die unter Brücken und Galerien wegtauchten und die Bauten wie ein versponnenes Netz miteinander verbanden. Einmal kam uns eine kleine Gruppe entgegen, drei Männer und zwei Frauen. Sie lachten, plauderten miteinander und begrüßten uns freundlich.
    Durch ein Tor mit einem Wärmevorhang gelangten wir in einen weitläufigen, dämmrigen Saal. An der Schwelle blieb ich einen Moment stehen.
    Kein Zweifel, falsche Verhaltensmuster galt es zu ändern.
    In dem Raum hielten sich um die hundert Leute auf. Männer und Frauen, nackte, sich entkleidende und halb angezogene. Hier kam, hier ging jemand. Entlang der Wände zogen sich Reihen kleinerer Spinde, in welche die Besucher akkurat ihre Sachen legten. Die gewölbte Decke durchbrachen spiralförmig angeordnete kleine Fenster, durch die das nicht sonderlich grelle, gleichsam gefilterte Licht Des Mütterchens fiel.
    »Gehen wir«, drängte Tag mich.
    Wir steuerten ein paar freie Spinde an. Katti und Tag begannen sofort, sich auszuziehen, ich zögerte kurz.
    Das ist normal, flüsterte ich mir schließlich zu und fing ebenfalls an, mich zu entkleiden. Um mich herum gab es ein solches Übermaß an nackten Körpern, dass mein Verstand voller Panik jenes Gefühl, das Katti als Schamhaftigkeit bezeichnet hatte, verleugnete.
    »In die Hurrikan-Halle oder in die Meer-Halle?«, wollte Tag von Katti wissen.
    Katti hatte sich bereits ausgezogen und ihren Schrank zugemacht – ich bemerkte, dass es in der Tür kein Schloss gab – und ließ sich die Frage nun durch den Kopf gehen.
    »Erst ins Meer. Niki muss sich wieder daran gewöhnen.«
    Ohne Widerspruch folgte ich ihnen. Weder einen Hurrikan noch das Meer hätte ich mit einem Dampfbad assoziiert.
    Zusammen mit einem Dutzend anderer nackter Besucher gingen wir durch einen schmalen Gang. Sowohl der Steinfußboden als auch die Steinwände verströmten Wärme, ab und an klafften in den Wänden schmale Schlitze, aus denen uns heiße Luft entgegenschlug. Das Licht war hier bereits künstlich, gespendet von matten Lampen an der hohen Decke. Niemand sagte ein Wort, alle waren ernst, als bereiteten sie sich auf ein wichtiges Ritual vor, und das Patschen der nackten Füße auf dem

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