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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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menschliche Behausung. Ich stand auf, rieb mir die Augen, ging in die Diele, ließ den Hund rein und legte mich noch einmal hin. Der Schlaf wollte sich jedoch nicht wieder einstellen.
    Irgendwann schaltete ich den Fernseher an, lümmelte mich im Bett und hörte mir die neuesten Nachrichten an, die vor einer Stunde aufgezeichnet worden waren.
    Eine nie dagewesene reiche Ernte im Nicht-Schwarzerde-Gürtel wurde vermeldet, die man gar nicht einbringen könnte, ein Zollstreit mit Großchina, ein Auftritt des US-amerikanischen Präsidenten Murphy … Schließlich berichtete man auch noch einmal über mich. Dazu lief eine Computeranimation, mit der die Landung der Spiral veranschaulicht wurde. Ein mir nicht bekannter Spezialist von Roskosmos legte verschiedene Versionen zu den Gründen der unvorhergesehenen Landung dar. Im Anschluss daran wurde ein landendes Shuttle gezeigt, keine Spiral, sondern eine Buran, aber welcher Fernsehzuschauer würde das schon in den drei Sekunden mitkriegen? Dann kam ich ins Bild, wie ich mit dem Fahrer des schrottreifen Ikarus einen lüpfte. Man lobte mich, sogar recht stark. Ich wurde rot und löschte die Aufzeichnung der Nachrichten aus dem Speicher des Fernsehers.
    Heute durfte ich vermutlich noch zu Hause bleiben. Die Fluggesellschaft zeigte sich in solchen Situation durchaus großzügig. Morgen würde allerdings die Untersuchung bei Transaero und Roskosmos eingeleitet, dann müsste ich Interviews geben und den Kollegen meine wundersame Rettung erklären …
    Entzückende Aussichten …
    Ich ging aufs Klo und wusch mich, begab mich dann nach oben, aber im Zimmer meines Großvaters herrschte Stille. Daraufhin machte ich mir in der Küche ein paar belegte Brote zurecht, schnappte mir den Teekessel und zog mich in mein Zimmer zurück. Auf dem Tisch lag ein Buch meines Großvaters, Ein Platz unter den Sternen. Zunächst beachtete ich es nicht weiter, bis mir jedoch auffiel, dass das Titelbild etwas anders war. Außerdem fanden sich darin mehr Namen galaktischer Rassen, eingetragen in blutroter Schrift auf schwarzem »kosmischen« Untergrund. Also eine Neuauflage, ergänzt und überarbeitet, ganz wie es sich gehörte.
    Ich setzte mich ans Fenster, biss in ein Brot und blätterte das Buch durch. Im Wesentlichen schien alles wie gehabt. Die drei »Postulate Chrumows«, hämischer Spott an die Adresse amerikanischer Astrophysiker und des begeisterten Kontaktaufnehmers Mulder, kurze und unbarmherzig böse Charakteristiken aller den Menschen bekannten Rassen im Kosmos. Ich schlug die Artikel zu den Zählern und den Alari auf.
    Seltsam, aber über diese beiden Rassen hatte mein Großvater nahezu hasserfüllt geschrieben! Wollte ich dem Text glauben, handelte es sich bei eben diesen zwei Rassen um unsere Erzfeinde, genauer gesagt: um unsere erbittertsten Konkurrenten …
    Ich schlug das Vorwort auf und las:
    »Die galaktische Familie – das ist nicht nur ein Allgemeinplatz. Wir fassen die neun Starken Rassen des Kosmos, die nun bereits seit rund tausend Jahren zusammenleben, völlig zu Recht als Familie auf. Es stellt sich lediglich die Frage, welche Rolle innerhalb dieser Familie die jungen und Schwachen Rassen einnehmen, die Alari, die Menschheit, die Zähler, die Cualcua, die Blinker, die Jentsh, die Unaussprechlichen und die Stäubler. Diese Liste ließe sich verlängern, übersteigt die Zahl der Schwachen Rassen die der Starken doch um ein Vielfaches. Die Unterschiede zwischen den Starken und den Schwachen erschließen sich freilich nicht auf den ersten Blick. Die Schiffe der Alari sind weitaus stärker als die Flotte der Daenlo. Die Zähler sind fraglos intelligentere Wesen als die Hyxoiden. Alle Rassen indes, die wir zu den Schwachen zählen, weisen ein unauslöschliches Stigma auf: ihre enge Spezialisierung.
    Welche Rolle spielen nun wir in jener galaktischen Familie? Sind wir Kinder oder Stiefkinder?
    Betrachten wir die Gesellschaft der Menschen einmal näher, ließe sich folgende Analogie festhalten: Eltern haben das Recht, ihre Kinder so zu erziehen, wie sie es für aussichtsreich erachten. Wir helfen einem Jungen mit absolutem Gehör, Musiker zu werden, während ein Mädchen mit außerordentlicher Gelenkigkeit auf eine Karriere als Ballerina hoffen darf. Wir haben das Recht dazu, denn es sind unsere Kinder, und für gewöhnlich erkennen wir besser, welcher Weg ihnen in ihrem Leben größeren Erfolg beschert.
    Die Starken Rassen sind indes nicht unsere Eltern. Und die Rolle der kosmischen

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