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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Vater und für meine Schwestern und Brüder.“
    Merlon schloss seufzend die Augen, öffnete sie wieder, blickte Giesbert lange Zeit an und drehte sich schließlich um. „Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg“, murmelte er, hob die Hände und schlug sie klatschend zusammen.
         Aus den Mauerschatten traten zwei dunkle Wesen. Ihre gelben Augenschlitze leuchteten im Fackellicht. In ihren Händen hielten sie einen Köcher mit Pfeilen, einen Bogen und ein Schwert.
    „Dies sind die Waffen, die ich dir mitgeben kann“, sagte Merlon. „Gebrauche sie mit Bedacht, denn es sind keine gewöhnlichen Waffen. Jeder Pfeil trifft immer die Stelle, die für den Getroffenen tödlich ist. Das Schwert liegt leichter als jedes andere in der Hand, und was es berührt, wird un -weigerlich zusammenbrechen. Ein zweiter Hieb bringt dann den Tod.“
    Die Schattenwesen traten auf Giesbert zu und streckten ihm die Waffen entgegen. Nur den Bruchteil eines Augen -blicks zögerte Giesbert, dann griff er zu. Er hängte Bogen und Köcher über eine Schulter und packte das Schwert mit beiden Händen. „Ich fühle seine Macht“, sagte er mit ehr-fürchtiger Stimme. „Hier und jetzt schwöre ich euch, dass ich Derga wecken werde.“
    „Ich verlange nichts Unmögliches von dir“, sagte Merlon. „Nur tu dein Bestes und halte deinen Hass im Zaum. Wer über Eis geht, muss sich besonnen verhalten. Bei Sonnen -aufgang brecht ihr auf. Nun leg dich hin und ruh dich noch ein wenig aus. Du wirst Kraft brauchen. Und während du schläfst, werden meine Diener alles Notwendige für eure Reise vorbereiten. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dich wecken.“
    „Aber…?“
    Merlon hob beide Hände. „Ich weiß… ich weiß. Du willst den Weg wissen, doch das, mein Sohn, kann dir nur der Weg selber sagen. Denn niemand kennt den Ort, an dem Derga schläft.“
    Er lächelte matt. „Doch keine Angst. Ich spüre in meinem Herzen, dass du es schaffen kannst. Denn eines ist gewiss, und so steht es geschrieben in den alten Büchern: Der -jenige, der mit all seinem Sehnen nach Derga sucht, wird ihn auch finden.“
     
         Als der alte Zauberer Giesbert wachrüttelte, zeichnete sich am östlichen Horizont ein grauer Streifen ab. Im Hof vor dem geöffneten Tor und der heruntergelassenen Zug-brücke standen drei Pferde. Ein Geschecktes war mit Ta-schen bepackt. Neben ihm standen ein Fuchs und der Rap-pe, auf dem der schwarze Ritter saß.
    Merlon legte seine Arme um die Schultern des Jungen und drückte ihn sanft an sich. „Hasse, mein Sohn, aber lass dei-nen Hass nicht den Weg bestimmen! Denke immer daran, ohne deine Besonnenheit und deinen Mut – und jedes zur rechten Zeit – ist die Welt verloren, für immer verloren.“
    Giesbert sah den Zauberer an.
    Wind zupfte am langen weißen Haar des alten Mannes. Die blassen blauen Augen über den knochigen Wangen wirkten betrübt und sorgenvoll.
    „Ich wünschte, i hr könntet mit mir kommen“, sagte Gies-bert leise.
    „Der schwarze Ritter wird bei dir sein. Unterschätze ihn nicht. Er ist mein Geschöpf.“
    „Er kann aber nicht zaubern wie ihr.“
    „Warte es ab, mein Sohn.“ Ein schwaches Lächeln huschte über Merlons Gesicht. „Und nun leb wohl. Die Zeit zum Aufbruch ist da.“
         Merlon hob eine Augenbraue, und als ergriffen ihn zwei sanfte Hände, lösten sich Giesberts Füße vom Boden und er schwebte hinauf in den Sattel, der auf dem Rücken des rotbraunen Pferdes lag. Der schwarze Ritter erfasste die Zügel, riss den Kopf des Fuchses herum, und ehe Giesbert noch etwas sagen konnte, polterten die Hufe der Tiere über die hölzerne Zugbrücke und er ritt davon.
     
         Vor ihnen zwischen den hohen Gräsern einer Wiese stiegen Feldlerchen auf, und in der Luft lag der Geruch von frischem Gras und Weite.
    „Nenne mich Sandwa“, sagte der schwarze Ritter, als sie die Wiese hinter sich gebracht hatten und in den Buchenwald ein tauchten. Durch die Kronen, die zartes Grün angesetzt hatten, fiel erstes Sonnenlicht. Ein Teppich von Busch-windröschen breitete sich vor ihnen aus, und dort, wo die Sonnenstrahlen auf den Boden trafen, öffneten sich rosa-farbene und weiße Blüten. Ein süßer Duft lag zwischen den dunklen Stämmen. Die Pferde schnaubten leise. Fast lautlos glitten die Hufe über die vom Winter noch feuchte Erde des Weges.
    Giesbert warf dem Ritter einen zaghaften Seitenblick zu.
    „Woher kommt dieser Name?“, fragte er mit einer Stimme, in der schüchterne

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