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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und doch war er völlig leblos, durchscheinend.
    Er sucht e mit den Blicken die gestern abgestellten Orchi-deen und stellte fest, dass sie inzwischen ebenfalls zu Glas mutiert waren. Es geschah sicher, als die Nacht hereinbrach und alles hier dunkel und kalt wurde.
    Es schauderte ihm. Was war das für eine Welt? Er blickte auf seine Armbanduhr. Er hatte noch eine Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang. Er wollte diesmal auch die andere Seite erforschen und drehte den Rollstuhl rechts herum. Da stockte ihm der Atem. Nicht weit von seinem Standort und dem des Großvaters stand mit erhobenen Händen Groß-mutter.
    Oh, war auch sie gefangen in dieser Welt, aus der es keine Rückkehr mehr gab? Im Gegensatz zu dem alten Mann, der ruhig und entspannt erschien, drückte sie das helle Entset-zen aus. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ja traten ihr fast aus den Höhlen, der Mund zum stummen Schrei geöff-net und die Hände in Verzweiflung erhoben.
    Der Sonnenuntergang musste sie in dieser Verfassung über -rascht haben. Es musste augenscheinlich plötzlich gesche-hen sein, keine Zeit zu Flucht oder Rückzug vorhanden. Doch wie kam sie hier her?
    Sicher hatte sie das Verschwinden ihres Mannes überrascht.
    Vielleicht fiel ihr irgendwann die Geschichte mit den Glas-blumen ein. Sie wusste aber sicher nichts über das Zeit-fenster, über die Einschränkung zwischen Tag und Nacht. Das musste die Falle gewesen sein, in die sie geriet.
         Er spürte, wie plötzlich Panik in ihm aufstieg. Er wollte nur raus, zurück in seine Welt. Durch die heftige Bewegung des von ihm gesteuerten Rollstuhles ausgelöst, stieß er an eine der Sträucher an und es brach einer der Äste ab. Es war ihm als hörte er plötzliches Zischen, es lag in der Luft, doch war nicht zu eruieren, woher es kam. Schlingpflanzen gleich, umschlangen plötzlich Triebe die beiden Räder und brachten ihn zum stehen. Sie waren leicht gewunden, selt-sam gedreht und bedeckten den Boden. Sie schienen als einzige zu leben, bewegungsfähig zu sein. Er erkannte sie; es waren diese Triebe, die ihn schon immer hinein ziehen wollten in ihre Welt.
     
    Mit einem Ruck befreite er sich aus den Schlingen, es bra-chen auch einige ab. Das Zischen war noch immer zu hö-ren. Er versuchte unter Zuhilfenahme seines Stockes diese Triebe abzuwehren und hatte teilweise Erfolg. Er kam der Felswand, die das Leben bedeutete, immer näher, erreichte das Ziel mit letzter Anstrengung und konnte den Spalt ge-rade noch passieren, bevor das Tageslicht ganz erlosch.
    Keuchend stoppte er den Rollstuhl und lehn te sich zurück. Dann griff er wieder an das Rad, um das Glashaus zu ver-lassen. Mit Entsetzen stellte er fest, dass die beiden großen Räder bis zur Hälfte bereits aus Glas waren und ebenso seine Beine von den Knien abwärts.
    „Nein!“ , sein Schrei verhallte ungehört. Wer sollte ihn hö-ren?
    Das Glashaus stand hinter dem Haus, angelehnt an die Felswand und umgeben von einem kleinen Wäldchen. Er bewohnte das Haus allein, nur am Morgen kam eine Haus -hälterin, um sich um die Belange zu kümmern.
     
    Wie von Sinnen begann er seine „Kinder“, die einzelnen Orchideen, zusammen zu raffen, tauschte sie wieder aus und nahm andere dazu.
    Er hatte plötzlich nur mehr einen Wunsch, er wollte zurück in diese Glaswelt, um seine Orchideen dort einzugliedern, sie für immer zu konservieren und mitten unter ihnen für alle Ewigkeit mit ihnen verbunden zu sein.
    Die ganze Nacht fuhr er wie von Furien gehetzt umher, versorgte mit letzter Kraft die restlichen Blumen, die er nicht mitnehmen konnte.
    Als der Morgen langsam aufstieg, das Tageslicht sich in den Glasflä chen brach, fuhr er ungeduldig zur rückwärtigen Felswand und berührte sie. Der Spalt ging sofort auf und er rollte, ohne noch einmal zurück zu blicken, in die Welt des Glases. Er merkte garnicht, dass sich der Spalt wieder schloss. Für ihn gab es keine Wiederkehr, er hatte sich ent-schlossen, gemeinsam mit seinen „Kindern“ für ewig hier zu bleiben.
    Als er bei der Ba nk ankam, auf der Großvater saß, blieb er ruckartig stehen.
    Ja, hier war sein Platz. Gemeinsam sollten sie ihre Orchi -deen bewachen. Er ordnete die mitgebrachten Blüten nach Farben und stellte sie zu den anderen.
    Dann blickte er stundenlang in das so vertraute Gesicht und es erschien ihm, als wollte der alte Mann etwas zu ihm sagen. Doch nun, wo auch er schon alt war, erschien ihm auch das nicht mehr wichtig.
         Als sich die Sonne langsam neigte und

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