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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Kerdonien zu ihnen in den Wald, um wieder zu ge-nesen. In diesem Zusammenhang hatten sich die junge Prinzessin und Prinz Leopold auch getroffen. Die Prinzes-sin war im jungen zarten Alter von einer schweren Krank-heit befallen und in die Obhut des Waldvolkes gegeben worden. Die tiefgrünen Augen Prinz Leopolds hatten die himmelblauen Augen des jungen Mädchens gefangen. Nach der Genesung der Prinzessin waren sie oft zusammen aus-geritten und ihrer Zuneigung füreinander war gewachsen.
    Immer wieder musste Prinzessin Sibele daran denken, welch ein Gesicht ihr Vater gemacht hatte, als sie ihm die Gefühle, die sie für Prinz Leopold hegte, gestand.
    „Vater, ich bin verliebt!“
    „Oh?! In wen denn?“
    „In Prinz Leopold, den Waldläufer! Er ist so süß, er hat grüne Haut, kann auf jeden Baum klettern und mit den Vögeln sprechen. Ich liebe ihn! Ich will ihn heiraten!“
    König Ferfarel war ein gutmütiger Mensch und ein liebe -voller Vater. Zwar war Prinz Leopold von einem anderen Volk, das mit dem aristokratischen Herrschervolk der Seher wenig gemeinsam hatte. Sie unterschieden sich nicht nur vom Aussehen, sondern auch durch ihre viel freiere Le-bensart. Das ganze Jahr lang lebten sie tief im Wald, im Sommer in Baumhäusern hoch in den Bäumen, im Winter unter der Erde, in einem Labyrinth aus tief unter der Erde verlaufenden Gängen und Hohlräumen. Sie aßen mit den Händen und schliefen auf Farnlagern auf der Erde.
    König Ferfarel wusste aber von der Treue und Ergebenheit, die die Waldläufer seinem Geschlecht schon seit Jahrhun -derten entgegenbrachten. So befürwortete er die Heirat.
     
         König Ferfarel wollte sich abwenden, um hinabzustei-gen, das Sehen in die Ferne hatte seine Augen ermüdet. Sei-nem Land drohte keine unmittelbare Gefahr, glaubte er be-ruhigt. Die grauen Berge waren leblos, kahl und verlassen, wie immer. Schon war der König im Begriff, die Treppen des Turmes hinab zu steigen, da erstarrte er und stand still, den Kopf leicht zur Seite gedreht, als horche er auf etwas. Der Grund dafür war aber nicht ein Geräusch, sondern der Flimmer eines Bildes, das seine Augen erfasste, als er sich von den grauen Bergen abgewandt hatte.
    Für weniger als eine Sekunde hatte sein wacher Blick dieses unscharfe Bild wahrgenommen, als seine Augen sich von den grauen Bergen gelöst hatten.
    So schemenhaft, so undeutlich war es gewesen, dass der König sich dieses Bild nicht verdeutlichen konnte, als er be-wegungslos dastand und versuchte, sich zu erinnern.
    Dann mit einmal konnte er Einzelheiten aus diesem ver -schwommenen Bild zu einem Ganzen vereinen, das ihn be-unruhigt und verstört hatte: Ein junger Hirte, der im Gras lag mit geschlossenen Augen, als schliefe er, Schafe, deren weißes Fell von roten Flecken besprenkelt war.
    König Ferfarel stieß einen Schrei des Entsetzens aus und stürzte zurück an die Turmzinnen. Mit verzweifelter Hast richtete er seinen Blick zu der Stelle, an dem er den jungen Hirten und seine Herde erblickt hatte. Was er nun sah, ent -lockte ihm einen zweiten Schrei, voll Angst und Fassungs-losigkeit. Der junge Hirte schlief nicht, er war tot, die Scha-fe hingemetzelt mit brutaler Gewalt, von furchtbaren We-sen, die dort vorbeigekommen waren und dessen breite Spuren quer durch die Wiese verliefen.
    Die Augen des alten Sehers folgten dieser Spur, und bald sah er sie: eine Horde von dunklen Gestalten, grässliche schwarzhäutige Kreaturen, die eiserne Waffen in ihren Händen trugen und in deren verunstalteten Gesichtern der Ausdruck unmenschlicher Grausamkeit und Brutalität ein -geprägt war. Niemals zuvor hatte König Ferfarel solche Wesen gesehen. Nur einer aus dieser schwarzen Armee be-saß ein eher menschliches Aussehen, und doch war nichts Lebendiges, nichts Menschliches mehr an ihm. Es war ihr Anführer, der vorne weg ritt. Sein Gesicht war von toter Blässe, hohle Löcher, wo die Augen hätten sein sollen.
         Doch König Ferfarel erkannte ihn wieder, denn der blinde Anführer war von seinem eigenen Geschlecht.
    Der schuldbeladene erste König Kerdoniens war zurück -gekehrt.
         Voll Schauder stand König Ferfarel da und betrachtete aus weiter Ferne diese Gestalt. In schwarzer Rüstung ritt er auf einem Höllentier, das einer riesigen Spinne glich und dessen glotzende tellergroße Augen für seinen blinden Rei-ter sahen. Nur mit Mühe konnte König Ferfarel sich von diesem tödlichen Zauber lösen, der von dieser dunklen Ar-mee ausging. Endlich

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