Sternenstaub (German Edition)
den Hocker näher an den Tresen, an dem sie beide gesessen hatten.
„Ich bin viel männlicher, als du es dir vorstellen kannst.“
„Oh, ja, sogar das glaube ich dir. Aber die Sache mit den Drachen“, er wedelte drohend mit seinem Finger, „da lasse ich mich nicht beirren. Ich bleibe dabei: Es hat sie nie gegeben, es gibt sie nicht und es wird sie auch niemals ge-ben!“
Drake wartete, bis der alte Mann das Lokal verlassen hatte, erst dann setzte er seine siegessichere Miene auf und murmelte leise vor sich hin: „Und es gibt sie doch! Es muss sie einfach geben!“
„W enn du dich da mal nicht irrst!“, ertönte kurz darauf eine tiefe Stimme hinter ihm, so dass er herumfuhr.
Der Wirt stand hinter ihm, mit seiner typischen Sor-genfalte auf der Stirn.
„Stürz dich nicht immer in Sachen hinein, wo du mit keiner Genauigkeit sagen kannst ob, oder ob nicht. Denn fallen kann man überall. Vergiss das nicht!“
„Ja, ja, Jenks “, entgegnete Drake abwimmelnd. „Es macht aber Spaß sich mit dem alten Mann zu messen. Ich kenne ihn nun schon seit ich denken kann und niemals lag er falsch. Irgendetwas muss es geben, das er nicht weiß. Und vielleicht kriege ich ja mit der „Drachen-Geschichte“ das, was ich will.“
„Kinder “, grummelte Jenks kopfschüttelnd und schlenderte um den Tresen herum. „Müsst ihr denn immer das letzte Wort…“
Er brach ab und blickte an Drake vorbei. Irgendetwas schien Jenks zu beunruhigen, denn er stellte das Glas ab und seine Sorgenfalte kehrte wieder.
Drake, der erst verwundert auf das Glas und dann auf die tiefe Furche auf Jenk s’ Stirn sah, ging letztlich dem Blick des Wirtes nach. Er entdeckte eine Gestalt in der hinteren Ecke des Lokals, in der vor kurzem noch niemand gesessen hatte.
„Drake, hast du gesehen, wie die Tür aufging?“, fragte Jenks leise, doch Drake antwortete kopfschüttelnd.
Nein, das hatte er wirklich nicht gesehen. Er hatte noch nicht einmal einen kühlen Windhauch gespürt, obwohl es draußen schon merklich Herbst wurde.
„Warte hier, ich bin gleich zurück“, versicherte Jenks ihm kurz und näherte sich dann dem neuen Besucher.
Drake beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel.
Der Fremde trug einen Hut mit langer Krempe, die er sich bis ins Gesicht gezogen hatte. Leider konnte man dadurch noch nicht einmal erahnen, wie er aussah. Nicht zu ver-gessen seine schmutzigen Stiefel, die eine lange Spur von Moder bis zu seinem Platz hinterlassen hatten. Oder sein zerschlissener Mantel, der sicher auch schon einmal sonni-gere Zeiten gesehen hatte.
Ja, alles in allem konnte man sagen, sah er aus, wie ein alter Wanderer. Ein mysteriöser, alter Wanderer, wie Drake es empfand.
Plötzlich zuckte Drake zusammen: Der Wanderer hatte kurz zu ihm geblickt, auch wenn es sich dabei um nicht einmal eine Sekunde gehandelt hatte. Und auch Jenks blick-te kurz darauf zu Drake. Dann schien er knapp zu nicken und näherte sich letztlich wieder dem Tresen.
Drakes noch nicht vorhandene Muskeln waren plötzlich bis ans Äußerste angespannt. Er konnte sich nur schwer ge-gen den Drang, einfach wegzulaufen, wehren.
Gedanken begannen in seinem Kopf zu kreisen und ließen ihn ein leichtes Schwindelgefühl empfinden, das jedoch sofort zur Übelkeit wurde, als er Jenk`s schwere Hand auf seiner Schulter spürte.
„Drake “, fing dieser leise an. „Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber der Fremde verlangt nach dir.“
Noch immer gegen seine Übelkeit ankämpfend, kniff Drake die Augen zusammen und atmete einmal tief ein.
„Mich?“, fragte er schließlich ruhig und blickte an Jenks vorbei, zu dem hinteren Tisch, an dem der Fremde noch immer regungslos saß. „Was will er?“
Jenks schüttelte den Kopf und legte einen Finger an die Lippen.
„Ruhig!“, bat er den Jungen und kam ein Stück dichter.
„Seine Gründe wollte er nicht nennen, aber er konnte mir deinen Namen nennen. Und gleichzeitig behauptete er, noch nie in diesem Dorf gewesen zu sein.“
Er machte eine kurze Pause und senkte seine Stimme dann weiter. „Wenn du mich fragst, dann hat das einen Haken. Geh am besten nicht zu ihm. Geh nach Haus. Ich werde ihm sagen, dass deine Eltern nach dir verlangt haben.“
Drake schwieg und blickte tief in Jenks’ Augen. Wieder ein-mal konnte man seine Sorge spüren. Sein Händedruck wur-de ebenfalls mit jeder Sekunde stärker, so dass er sich letzten Endes geschlagen gab.
„Gut, r ichte ihm
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