Sternenstaub (German Edition)
dich fragt, ob du an einem Krieg teilnehmen willst?“
„Nach deinem Traum würde ich dem zustimmen. Ich könnte nicht mit ansehen, wie man meine Liebsten hinrich -tet. Auch wenn ich keine Kriegerin wäre, ich würde für mein Land kämpfen.“
„Also bin ich ein Verräter? Ich konnte mich in dem Traum einfach nicht entscheiden. Einerseits wollte ich helfen, aber andererseits bin ich noch nicht bereit zu sterben.“
„Niemand ist bereit zu sterben. Besonders nicht Kinder in deinem Alter. Ihr solltet noch nicht kämpfen. Aber, sieh doch mal, wenn du nicht sterben willst, wer sagt, dass du es musst? So wie du es mir nun schon einige Male berichtet hast, hat der Krieg noch nicht begonnen. Vielleicht wärst du in der Lage, die Situation auch ohne Kampf zu retten?“
„Das ist alles so ungewiss“, zweifelte Drake schließlich er-neut und knallte seinen Kopf auf die Tischplatte.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Vielleicht hätte ich mich für den Krieg entscheiden sollen. Zu helfen ist immer noch besser, als dumm herumzusitzen und darauf zu warten, dass man stirbt. So hätte ich einmal mein Leben allein in der Hand.“
„Vielleicht“, gestand seine Mutter und setzte sich zu ihm.
„Man kann einiges bewirken, wenn man nur will. Nur muss man wissen , wie!“
„Ja, und genau das weiß ich nicht. Sollte ich, sollte ich nicht?“
„Schatz, das ist deine Entscheidung. Ich unterstütze dich bei allem, was du tust!“
Lächelnd strich sie ihm durchs Haar und erhob sich.
Gerade, als sie die Küche verlassen wollte, stand auch Dra-ke auf. Sie wandte sich noch einmal um und bemerkte seine geballte Faust.
„Wenn du an mich glaubst, dann kann ja nichts passieren. Es ist zwar nur ein Traum, aber wenn ich ihn das nächste Mal träume, werde ich mich für den Krieg entscheiden. Vielleicht werde ich dann sehen, wie die Geschichte aus -geht. Immerhin erinnert sie mich genau an so etwas! Und vielleicht erfahre ich dann ja auch, wer die vier Geflügelten sind?“
Drake hatte gerade seinen Stuhl an den Tisch gerückt, als plötzlich von draußen laute Rufe zu hören waren. Er und seine Mutter sahen sich erschrocken an und stürmten schließlich zu den Fenstern.
Draußen rannten Kinder, Frauen, Männer und sogar die Alten aus ihren Häusern. Niemand wusste wohin er zuerst rennen sollte, denn überall drängelten sich die Umstehen -den.
„Was ist das?“, fragte auf einmal Drakes Mutter und deute -te auf etwas, das am Himmel zu sehen war.
Sechs dunkle Punkte waren zu erkennen, die mit bestän -diger Geschwindigkeit immer größer wurden. Sie hielten direkt auf Hokston zu.
Schnell war klar, dass diese Punkte der Grund des Chaos war, das langsam auszubrechen drohte.
Ein letztes Mal sahen Drake und seine Mutter sich an, dann stürmten auch sie hinaus, um sich der Menge der Umste-henden anzuschließen.
„Seit zwei Minuten sind dort diese Punkte am Himmel!“, berichtete die Tochter von Drakes Nachbarn und deutete mit ihrem Finger auf die Schatten, die langsam an Umrissen gewannen.
„Sind das Vögel?“, hörte Drake jemanden aus der Menge rufen und alle Blicke richteten sich auf das Ankommende.
Dann herrschte Stille, bis schließlich klar war…
„Nein, das sind keine Vögel!“, schrie jemand panisch. „Das sind geflügelte Monster. Verstecke sich, wer kann!“
Wie auf Kommando begannen alle Menschen auf den Straßen loszulaufen. Niemand achtete mehr auf die Umge-bung. Kleine Kinder wurden umgelaufen und gingen fast in der Menge unter. Das Chaos war da!
Drake sah ein kleines Mädchen, das weinend nach seiner Mutter schrie. Sofort waren die Wesen am Himmel ver-gessen, denn eine Gruppe hielt auf das Kind zu, die Blicke noch immer zum Himmel gerichtet.
Drake sprintete los.
Kurz bevor die Gruppe das Mädchen erreicht hatte, riss er es zu Boden und warf sich schützend darüber.
Die Menschen überrannten Drake förmlich, wie eine Hor -de wilder Pferde.
Dann spürte er nur noch einen starken Windstoß, der die Bäume zum Biegen brachte. Und schließlich Stille…
Drake wagte es nicht, aufzublicken und doch wollte er es. In seinen Adern hatte das Blut unerwartet zu kochen be-gonnen. Vielleicht vor Aufregung, vielleicht vor Angst, viel-leicht aber auch vor Neugier?
Das Mädchen stieß sich von Drake los und rannte in Rich -tung Haus, in dem sie wohnte.
Erst dann bemerkte Drake, dass er allein war. Der plötz-liche Andrang, der auf den Straßen kurzzeitig herrschte, hatte sich aufgelöst.
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