Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
Vom Netzwerk:
selbst gemachten Wurstwaren bemerkte das Schüreisen im Gesicht erst, als seine Zähne inklusive frischer Speisereste im Gebälk neben der Holztür steckten. Ohne zu zögern hatte Lobelie dem kindsgroßen und wohlbeleibten Dämon, von einigen deswegen auch liebevoll Kullerchen genannt, damit von ihren schwererarbeiteten Vorräten weggedroschen.
     
    »Hatte Tante Lobelie auch ein passendes Einmachglas für das Kullerchen?«, fragte sein Enkelsohn amüsiert. Diese aktionsreiche Wendung schien ihm zu gefallen.
    »Das war nicht notwendig. Den Dicken kannte sie bereits von früher, der ließ sich am besten auf einer Stange halten.«
     
    Dämonen waren vielfältig und um ihrer Herr zu werden , kannte Lobelie kein Pardon. Passend zur Räumlichkeit hatte sie den fleischfressenden Dämon mit einem fingerdick geschmiedeten Räucherspieß an einen Balken genagelt. Sie wollte ihn zwar nicht räuchern, aber sein Quieken wäre im Keller neben dem Mehlwurm im Glas unerträglich gewesen.
    Die erste Runde ging an Lobelie Rübenkerbel, sie würde vorerst die Kontrolle in ihrem Hause behalten. Erfreulicherweise fanden sich in der Nähe keine weiteren Dämonen, was sie allerdings nicht davon abhielt , ihren alten Jagdharnisch anzuziehen, den Schild vom Speicher zu holen und nun, zu allem entschlossen, zum Rosenheider Marktplatz zu marschieren.
     
    Im Fürstensitz zu Lerchensporn fielen die Dämonen erheblich zahlreicher ein. Neben den Mühen mit Mehlwürmern, Kullerchens und artverwandten Störenfrieden, machten vor allem die Zicklinge Ärger. Wenn man nicht so genau hinsah, waren Zicklinge auf den ersten Blick nur schwer von gewöhnlichen Mägden zu unterscheiden. Sie befielen die Kleider- und Schuhschränke und liebten es, danach eitel wie ein Pfau durch die Gegend zu stolzieren oder sich im Schlosspark auf die Bank zu setzen und über die Mode anderer Zicklinge abfällige Bemerkungen zu machen.
    Gerade Königin Clusia von Lerchensporn wäre zum Berserker geworden, wenn sie ihre wertvollen Kleider und Schuhe derart respektlos zur Schau gestellt sehen würde. Da sie aber aufgrund ihrer andauernd en emotionalen Maßlosigkeit weiterhin die mittlerweile völlig verzweifelten Wachen beschäftigte, fand ein findiger Offizier der Wache eine beeindruckende Lösung. Anstatt die Zicklinge im Kerker anketten zu lassen, bat er sie höflich, sie zu den privaten Ankleideräumen der Königin begleiten zu dürfen. Dort gäbe es schließlich Kleider legendärer Schönheit, worauf die Zicklinge ihm ohne Gegenwehr folgten.
     
    »Die haben die Dämonen direkt zu ihrer Königin geführt?«, fragte seine Enkeltochter pikiert. »Das gab doch Mord und Todschlag!«
    »Ja. Und ja.«
     
    Nachdem die heldenhaft kämpfende Königsgarde ihrer Königin in einem unaufmerksamen Moment die Peitsche versteckt hatte, sorgte ihr Temperament für eine weitere Zuspitzung die Situation. Die Zicklinge waren deswegen Rettung in höchster Not. Obwohl sich die Wachen nicht abschließend über die sexuellen Präferenzen ihrer Monarchin einig wurden, scheuchte man die ersten beiden weiblich anmutenden Dämonen in die Arena. Für das wahre Geschlecht eines Zicklings wollte keiner der Soldaten seine Hand ins Feuer legen. Den Weg bis zum Schrank schafften die Unglücklichen ohnehin nicht mehr, aber für das , was Clusia mit ihnen anstellte, brauchten sie auch keine Kleidung. Dank dieser Fügung und besonders solide gefertigter Schlafzimmertüren galt das Umfeld des Palastes in Lerchensporn bald wieder als praktisch dämonenfreie Zone.
     
    ***

Wie ein Himmlischer Diener
    »Bist du der Himmlische Diener?«, fragte Musa Cardamine. Sie waren sich zu Lebzeiten nie begegnet, und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sich daran auch in Zukunft nichts geändert.
    »Wie ist dein Name?«, fragte Musa abermals. In diesem Augenblick war er auch noch in der guten Hoffnung, dass ihm das Herrschaftsband eine Hilfe sein würde. Woher hätte er es auch besser wissen sollen.
     
    »Freute sich Cardamine nicht über ihre Freiheit?«, fragte seine Enkeltochter. »Musa wird sie doch bestimmt mitnehmen.«
    »Das wird er. Nur, wisst ihr ... Cardamine war kein sonderlich umgänglicher Zeitgenosse.«
    »So wie Oma?«
    »Ähm ... nein. Eure Großmutter ist eine besondere Frau. Man muss sie nur zu bezaubern wissen.«
     
    Cardamines Stimmung hingegen nur als schwermütig und lethargisch zu bezeichnen war eine dreiste Untertreibung. Sie hasste sich , alle in ihrer Nähe und die ganze übrige Welt. Und

Weitere Kostenlose Bücher