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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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alle, die noch so dämlich sein würden, sich in selbige hereingebären zu lassen. Die Geburt galt für sie als unumstößlicher Beweis menschlicher Dummheit. Und nur durch den umgehenden Suizid mit der eigenen Nabelschnur könnte das Individuum ein Zeichen gegen diesen allumfassenden Irrsinn setzen, so ihre wenig kompromissbereite Position in zahlreichen ergebnislosen Gesprächen mit dem weißen Drachengeist zuvor.
    Cardamine und Musa schwiegen sich an. Natürlich brachte sie weder ihre tendenziell schwierige Einstellung noch seine nicht vorhandene Geduld weiter.
    »Ach, das ist mir doch zu blöd!« Musa ärgerte sich, mit dem kleinen fetten Köter hätte er ohnehin nichts bewirken können. »LOS! SAG MIR DEINEN NAMEN!«, ordnete er wütend an.
    »Cardamine«, sagte sie mit dem klang einer kindlichen Mädchenstimme. Als ob sie selbst über ihre Antwort überrascht gewesen war.
     
    »Musa hatte die Alte am Arsch! Das Herrschaftsband! Sie musste tun, was er sagte!«, erklärte sein Enkelsohn lachend und ballte seine Faust zum Sieg.
    »Ähm ... ja. Und nein.«
     
    Cardamines verbesserungswürdige Laune wurde weder durch Musas umfangreiche Darstellung der Situation noch durch das Verständnis über die Funktionsweise des Herrschaftsbandes besser. Ob sie es wollte oder nicht, eine höhere Macht zwang sie, auf Musas Fragen zu antworten und seinen Anweisungen Folge zu leisten.
    »Und du bist kein Himmlischer Diener?« Dieser Punkt war für Musa alles andere als nachvollziehbar. Unser junger Spruchwirker brauchte noch ein wenig , um die neue Situation zu verstehen. Eigentlich hatte er sich mehr Trost von einem Himmlischen Diener versprochen, sogar wenn dieser nur ein Hund war, der wie ein kleines Schwein aussah.
    »Nein. Das bin ich nicht. Der weiße Drachengeist hat sich geirrt. Du kannst mich freilassen. Ich kann dir nicht helfen«, erklärte Cardamine höflich und in der Hoffnung, möglichst schnell in Ruhe gelassen zu werden.
    »Natürlich. Ich bringe dich nach oben«, antwortet Musa gelassen. Er glaubte ihr nicht, wusste aber auch nicht, was er mit ihr tun sollte.
     
    »Sagte Cardamine denn die Wahrheit? Oder wusste sie es nicht besser?«, wollte seine Enkeltochter wissen.
    »Eine spannende Frage, oder?«
     
    Mit dem Anbruch des neuen Tages machte sich unser angehender Spruchwirker Musa Rübenkerbel auf den Weg, Granadilla zu verlassen. Den Weg nach Süden erachtete er als die beste Wahl, denn nach Lerchensporn wollte er nach der Geschichte nicht zurück.
    Es hatte ihn die halbe Nacht gekostet , Meister Tulpenmohn davon zu überzeugen, sein Erdloch zu verlassen. Er berichtete ihm natürlich über die Vorgänge der letzten Stunden, dummerweise zeigte sich sein Mentor derart verwirrt, dass er ihm auch weiterhin keine Hilfe war.
    »Es ist passiert! Die Welt ist untergegangen!«, resümierte Tulpenmohn knapp und schaute zum Himmel. Als ob er sich über sein unerwartetes Leben nach dem Tod beschweren wollte. Doch Musa wollte ihn auf keinen Fall zurücklassen.
    »Dein Meister hat recht. Lässt du mich jetzt frei?«, fragte Cardamine ungeduldig. »Die Lauferei ist nichts für mich.« Mit den kurzen Beinen fiel es ihr nicht leicht, Schritt zu halten.
    »Gleich.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Dann frag nicht. Und lauf!« Musa hatte keine Lust , sich über die Befindlichkeiten eines Dämons zu sorgen. Mittlerweile war er gereizt, müde und hungrig, eine fürwahr unglückliche Kombination.
     
    Nach drei weiteren Feststellungen seines Meisters zum Ende der Welt, eine davon gesungen, zwei spontanen Grabungen und einer stetig weiterwachsenden Leere in Musas Magen, in die der halbe Wald hineingepasst hätte, war unser junger Held mit dem Nerven am Ende.
    »Lässt du mich jetzt frei?«, fragte Cardamine, als ob nichts von alledem passiert wäre.
    »Aber natürlich werde ich dich freilassen!«, antwortete Musa verstört und gierte mit seinen Blicken auf die gegrillten Haxen des kleinen Schweines.
     
    »Aber Großvater, Cardamine war doch ein Hund!«, intervenierte seine Enkeltochter bei dieser besonders emotionalen Passage seiner Erzählung.
    »Ähm ... ja.«
     
    Um ein Haar hätte Musa den Hund gegessen. Das Vieh machte ihn verrückt. Cardamine musste verschwinden. Gerade als er in seinem Delirium das Herrschaftsband lösen wollte, machte sich der weiße Drachengeist in seiner Hosentasche bemerkbar. Noch etwas benommen krabbelte er auf den Waldweg, um dort leise zu qui eken und noch ein wenig unbeholfen eine Runde um Musas

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