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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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alle drei ohne eine Schramme auf der anderen Seite an.
    Cardamine haderte mit sich, es konnte doch nicht so schwierig sein, diese beiden Trottel loszuwerden. Die Welt wartete schließlich darauf, von ihr beherrscht zu werden. Sie brauchte einen neuen Plan.
    Sie gingen weiter. Nach einem weiteren Hügel waren schon die ersten Häuser von Kardone zu sehen.
     
    ***
     

Wenig tugendhafte Gesten
    Die Entführung mit Vicia von Lerchensporn hatte sich Hisperis Greisenhaupt anders vorgestellt. Sie nach Kardone zu schaffen, war noch einfach. Vicia war ihm in ihrer Wut freiwillig gefolgt. Der junge Prinz hätte ihn nur bezahlen sollen, dann wäre das nicht notwendig gewesen. Schließlich war er ein Spruchwirker von Rang und Namen. Den schickte man nicht wie einen Dienstboten hinfort. Aber Prinz Dost-Escariol und Meister Bittermandel hatten es gewagt, ihn um seinen gerechten Lohn zu prellen – das hatte er nicht auf sich sitzen lassen können. Er, Hisperis Greisenhaupt, König der Ginkgo, Großspruchwirker und Bewahrer der Roten Flamme hatte deshalb die Prinzessin mitgenommen. Und würde sie nur gegen ein unverschämt hohes Kopfgeld wieder ziehen lassen.
     
    »Was ist denn eine Rote Flamme?«, fragte seine Enkeltochter.
    »Das größte Heiligtum der Ginkgo.«
    »Und was konnte das Ding so Besonderes?«
    »Es brannte mit einer roten Flamme. Was den Ginkgo gerade in kühleren Nächten eine wohlige Wärme spendete und deswegen nicht erlöschen durfte.«
     
    »Das Zimmer ist eine Zumutung! Die Bettwäsche riecht! Und das dicke Dienstmädchen sollte sich besser etwas anziehen!«, zeterte Vicia, die mit ihrer Unterbringung nicht zufrieden war und offensichtlich die neue Situation noch nicht so recht verstanden hatte. Sie stand vor dem kunstvoll gefertigten Eichenholzthron von Hisperis Greisenhaupt, der sich , wie es in Kardone gute Sitte war, sofort bei der Heimkehr aller Kleider entledigt hatte. Und samt seines ebenfalls unbekleideten Hofstaates, ihr nun fordernd auf ihr weißes Kleid blickte.
    »Mit dem Zimmer ist alles in Ordnung. Bis später ...« Mit diesen Worten versuchte sich Vicia vergeblich noch zurückzuziehen. Sie hatte inzwischen ihren Fehler bemerkt.
    »Mein Kind. Du bist in Kardone. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir lieben uns alle«, erklärte Meister Greisenhaupt mit väterlicher Sorge, während seine Diener Vicia gegen ihren Willen das Schultertuch, die Handschuhe, den Gürtel, das Kleid, die Schuhe, den Überrock, den Unterrock, das Leibchen, das Bustier, die Strumpfbänder, ihr Höschen und die feinen Schafswollstümpfe auszogen. Noch nicht einmal die Schleifen in ihren Haaren hatten sie ihr gelassen, weswegen die rote Mähne ihr nun bis über den Po reichte.
    »FINGER WEG! ICH BIN EINE PRINZESSIN!«, rief sie mehrfach erfolglos und sichtlich damit bemüht , sich nur mit den Händen zu bedecken.
    »Aber mein kleines Feuerköpfchen. Das wissen wir doch. Deswegen nehmen wir dich auch in unserer Mitte auf und möchten dir unseren Segen schenken.«
    Auch wenn Vicia nicht sicher war, was er damit meinte, war sie sich sicher, es nicht erfahren zu wollen. Die Blicke der Ginkgo reichten ihr völlig.
    »Bringt sie in meine Baderäume und bereitet sie für das große Ritual vor«, ordnete Meister Greisenhaupt an, worauf einige Frauen Vicia mitnahmen.
     
    »Die arme Vicia.« Seine Enkeltochter litt mit ihr, während ihr Bruder nur mit großen Ohren zuhörte.
    »Och. Die kam damit schon klar.«
     
    Das große Ritual war ein rauschendes Fest. Die Ginkgo nahmen damit Fremde in ihrer Mitte auf und halfen ihnen, sich von den Fesseln der Gesellschaft zu lösen. Zu diesem Anlass wurde reichlich gegessen, getrunken, getanzt, gelacht und auch geliebt. Wenn man von der Kleiderordnung einmal absah, wurde niemand zu etwas gezwungen, was auch seit der Regentschaft von Hisperis Greisenhaupt nicht mehr notwendig war - dank der kostenlosen Verteilung äußerst motivierender Kräutertinkturen machte jeder freiwillig mit. Bei den Ginkgo verzichtete Meister Greisenhaupt darüber hinaus großzügig auf die Nennung von möglichen Nebenwirkungen, die hier so oder so niemanden interessierten.
    »Hisperis, das rothaarige Mädchen hat sich eingeschlossen und weigert sich , den Trank zu sich zu nehmen«, meldete seine dritte Ehefrau, eine vollschlanke Blondine, die zwar nicht kochen konnte, aber nahezu magische Fähigkeiten besaß, um seine verspannte Nackenmuskulatur zu lösen.
    »Zwei Männer der Wache sollen helfen.« Meister

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