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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Schulter feststeckte. Mein lieber Alien, dieser Mann war Ehrfurcht gebietend. Aber dann huschte ein irritierter Ausdruck über seine Miene. »Tränen?«
    Hektisch wischte ich mir über die Wangen. »Nicht mehr.«
    Er hob eine Braue und musterte mich.
    Jola schob den dreieckigen Eingang beiseite. »Können wir los?« Sie war wirklich eine Meisterin im Gefühle-Lesen.
    »Einen kleinen Moment noch!« Ich schnappte meine Jacke, sah dann aber schüchtern zu Jola. Würde sie das jetzt kränken, wenn ich die übers Kleid zog? »Es könnte kalt werden«, entschuldigte ich mich. In Wirklichkeit aber fühlte ich mich damit mehr wie ich.
    Jola nickte lächelnd. »Auf einen neuen Anfang«, sagte sie und beim Rausgehen flüsterte sie mir ins Ohr: »Lass dir niemals deinen Mut nehmen, hörst du. Er gehört allein dir.«
     
    Es war, als hätte sich der Waldplatz seit gestern Morgen in ein Märchenland verwandelt. Überall hingen kleine orangene Lampions in den Bäumen, die sacht im Wind schaukelten, und den Platz in funkelndes Licht tauchten, das sich mit den züngelnden Flammen der vielen Lagerfeuer ringsherum vermischte. Rankende Pflanzen hingen vom opalfarbenen Himmel.
    Hey, wie ging das? Beim genaueren Hinsehen ließen sich ganz dünne, gläsern wirkende Äste erkennen, die wie Radspeichen über dem Festplatz aufeinander zuliefen. Darüber blitzten in regelmäßigen Abständen die beiden Sonnen auf, die sich sonst hinter den wirbelnden Wolken versteckten.
    Ajas und ich standen am Rand unter einem grün schimmernden Baum. Unser Schweigen tropfte dahin, während wir dem bunten Treiben der Kinder zusahen, das so gar nicht zu Ajas und meiner Stimmung passte. Sie lachten, neckten und fingen sich gegenseitig, während unter den Erwachsenen eine eher gemessene Ruhe herrschte. Sie standen zwar überall, tranken Sentiria, aber sie waren genauso still wie gestern bei unserer Ankunft, und auch fast genauso reglos. Auch wenn sie hier alle zusammen waren, wirkte doch jeder irgendwie für sich. So als wären sie zwar körperlich anwesend, ihr Geist aber in der vergangenen Tragödie gefangen, was ja auch nicht verwunderlich gewesen wäre, schließlich lebten sie inmitten der Erinnerung. Hey, etwas weiter rechts war ja Luna. Sie stand wieder mit dieser Frau zusammen. Ob das ihre Mutter war? Nein, dafür schien sie mir zu jung. Vielleicht ihre Schwester? Als ihr Blick über die Leute streifte, winkte ich ihr und hoffte, sie würde mich ihrer Familie vorstellen, aber Luna winkte nur kurz zurück und verschwand dann in der Menge. Warum nur ging sie mir aus dem Weg?
    Meine Gedanken wanderten wieder zu Iason, sodass mir die sonstigen Blicke ausnahmsweise einmal egal waren. Aber Ajas nicht, er richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und verschränkte die Arme. Die Wirkung war phänomenal, denn alle Schaulustigen wechselten ihre Blickrichtung. Er war aber auch beeindruckend, wie er so dastand.
    »Ihr habt euch also ohne die Einwilligung eines Stellvertreters oder Clanrats miteinander verbunden«, sagte er plötzlich.
    Schluck! Zögerlich blickte ich zu ihm hin. »Gibt das Probleme?«
    Sein Schweigen verriet mir die Antwort.
    »Zumindest sollten wir das für uns behalten«, sagte er schließlich.
    Ich nickte und Ajas schaute auf die Mitte des Festplatzes, wo Bo mit Emmi und einem Jungen, den ich nicht kannte, irgendein Fangspiel veranstaltete.
    »Wie geht es meiner kleinen Hope?«, fragte er dann.
    Ich war mir nicht sicher: War es richtig, ihm zu erzählen, dass es Hope im Tulpenweg ganz gut gegangen war?
    »In zehn Tagen kommt sie ja heim«, sagte ich zögerlich.
    Ajas nickte und ich glaubte, ihm eine Mischung aus Freude und Erleichterung, aber auch eine Spur Angst anzumerken. Klar, ihm war bewusst, dass er nach allem, was Hope erlebt hatte, nicht das kleine Mädchen zurückbekommen würde, das man ihm vor über einem Jahr genommen hatte. – Aber trotz allem war Hope immer noch Hope.
    »Sie ist gewachsen«, sagte ich und merkte, wie ein trauriger Schatten über seine Miene huschte.
    »Sie war wie eine Sonne in dem Haus, in dem sie mit Silas und Tony gelebt hat. Bert, der Hausvater, und wir alle sind ganz vernarrt in sie. Wer könnte ihrem Charme auch widerstehen?«
    Ajas goldene Augen dimmten sich heller. »Ja, sie war schon immer ein Sonnenschein.«
    Ich merkte, wie schwer es ihm fiel, über sie zu sprechen und gleichzeitig sehnte er sich genau danach … als könnte er so näher bei ihr sein. Ich erinnerte mich daran, wie gut es mir getan

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