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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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hatte, mit Finn über Iason zu reden, als ich ihn so vermisst hatte, dass ich glaubte, es keinen Tag mehr auszuhalten. Und Hope war sein Kind, seine Tochter. Also erzählte ich weiter. »Als Iason aus dem Krankenhaus in den Tulpenweg kam, wollte Bert ihm ein Willkommensdinner vorbereiten, aber du kennst ja Hope! Wenn es darum geht, jemanden zu umsorgen, sieht sie das als ihren Part, da ist sie ja unglaublich beharrlich.« Ich schüttelte lachend den Kopf und auch Ajas Mundwinkel hoben sich leicht. Seine Augen klebten an meinen Lippen. »Also hat sie darauf bestanden, selbst das Empfangsessen für ihren Bruder zu machen.«
    »Und was hat sie zubereitet?«
    »Es gab einen ganzen Berg in Honig gebadeter pampiger Brote, die sie für ihn geschmiert hatte.« Ich kicherte. »Der Honig ist ihr sogar von den Ohren getropft.« Da kräuselten sich Lachfältchen um Ajas’ sonst so ernste Augen. Ich versank in der Erinnerung an den Tag, an dem ich Iason zum ersten Mal begegnet war. Ich war von seinen tiefen fremden Augen und überhaupt von seiner ganzen exotischen Art so gebannt und verunsichert gewesen, dass ich ihn gar nicht hatte ansehen können. Donner und Hitzeschild, hatte ich mich vielleicht dämlich angestellt!
    »Iason und Hope sind ein Glück in jedem Leben«, sagte er.
    Ich kehrte zurück aus meinen Erinnerungen, zurück zu Ajas. Der Krieg hatte ihm so viel genommen, vor allem die Zeit mit seinen Kindern.
    »Iason hatte Angst, dir wieder unter die Augen zu treten, nach dem, was mit … Bero passiert ist.« Ich sprach den Namen von Iasons totem Bruder ganz vorsichtig aus, trotzdem fielen Ajas Gesichtszüge daraufhin wieder in sich zusammen. Seitlich von uns stand eine Bank und er setzte sich darauf. Nach einer stillen Weile sagte er. »Was passiert ist, ist nicht Iasons Schuld. Nur verbietet sein Sinn ihm, das so zu sehen.«
    Ich setzte mich neben ihn. »Wie meinst du das?«
    Ajas legte seine großen Hände auf die Knie, saß ganz reglos da. »Ich möchte damit sagen, dass ich dankbar bin, wenigstens eines meiner verlorenen Kinder wieder bei mir zu haben. Gerade bei Iason rechne ich jederzeit mit seinem Tod.«
    Um uns herum herrschte ausgelassenes Treiben, auf unserer Bank aber war es ganz still.
    »Iason glaubt, du würdest ihm Beros Tod vorwerfen.«
    Ajas ließ die Schultern sinken, beugte sich nach vorn und stützte seine Unterarme auf die Knie. »Ich habe meinem Sohn abverlangt, was eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre, nur weil er Wächter ist. Ich «,er starrte auf seine Hände, die Sehnen an den Unterarmen spannten sich an, während er seine Fäuste öffnete und wieder ballte, » ich hätte meine Kinder beschützen müssen. Und zwar alle drei.«
    Ich wusste, was er meinte. »So ist seine Bestimmung.«
    Ajas wandte den Kopf. Seine Miene zeigte keine Regung. Leise sagte er: »Iason ist für mich nicht in erster Linie Wächter, sondern mein Sohn.«
    Der Sinn eines Loduuners war eigentlich bedeutender als Vaterliebe oder jedes andere Gefühl.
    »Aber mit dieser Einstellung bist du hier ziemlich allein, oder?«
    Seine breiten Schultern spannten sich an und sein ernstes Gesicht verlor sich in Gedanken. Dann sagte er: »Ich bin vom Clan der Leidenschaft. Ich sehe manches anders.«
    »Auch das mit Iason und mir?«, fragte ich vorsichtig.
    »Du meinst, dass Iason wegen dir die Verbindung zu Klara gelöst hat?«
    »Ja, auch.« Iason hatte mir zwar versichert, es würde für ihn keine Rolle spielen, ob sie mich, ob sie uns akzeptierten … Fast hatte es so geklungen, als wäre es ihm egal. Aber für mich spielte es eine Rolle, mir war es nicht egal. Weil er mir nicht egal war, und es war mir so wichtig, dass Iason nicht auch noch zwischen mir und seiner Familie wählen musste.
    »Mia.« Ajas’ außerirdischer Blick suchte meinen. »Bei euch gibt es doch auch Gesetze, oder?«
    »Klar«, sagte ich, ohne so recht zu wissen, worauf er damit hinauswollte.
    »Und Gesetze sind wichtig, richtig? Sie sind die Pfeiler unserer Kulturen, unverzichtbar, wenn unsere Gesellschaften funktionieren sollen. Die Regeln des Gesetzes bieten uns allen Schutz und einen Rahmen, damit wir uns nicht in der uferlosen Fülle an Möglichkeiten verlieren, oder?«
    »Schon«, gab ich ihm recht.
    Ajas sah mich direkt an. »Und? Hältst du sie deshalb immer ein?«
    Ertappt. »Nein«, gab ich etwas verschämt zu.
    »Siehst du«, sagte er. »Es ist gut, dass es Gesetze gibt, aber wie kann sich das, was uns unsere Ahnen über Generationen hinweg

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