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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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keine schonenden Worte … Nimm Bo mit und hol euren Vater.«
    Mehr brauchte es nicht.
    Iasons Hände lagen auf seinen Oberschenkeln. Er regte sich nicht.
    »Du bist mit ihm verbunden, Mia.«
    Ich nickte, weil ich begriff, was sie mir damit zu verstehen geben wollte.
    »Ich warte hier«, schickte sie mir nach und blieb zurück. Ich ging weiter; weiter auf ihn zu; stemmte mich gegen meinen eigenen inneren Schmerz. Iason war jetzt wichtiger. Als ich hinter ihm stehen blieb, sah ich, wie er den Kopf leicht zur Seite neigte, als würde er meine Anwesenheit spüren, aber dann sah er wieder einsam und verloren in das Loch vor sich. »Ich wusste, dass der Überfall schlimm war«, sagte er schließlich, »aber …«
    … es nun zu sehen, ist etwas anderes , beendete ich seinen Satz in Gedanken. Ich ging hinter ihm in die Hocke und berührte ihn am Rücken. »Sie hatten es dir geschrieben«, sagte ich behutsam, »aber der Brief ist nicht bei uns angekommen.« Sanft strich ich ihm über die Seite. »Es war der Angriff, nach dem alle dachten, dass Die Stimme ums Leben gekommen wäre.«
    »Dieser Jadis«, Iason schluckte, »er gehörte Tonys Eltern.«
    Was? Oh nein!
    »Sie sind tot, Mia. Sie sind alle tot!«
    »Ach, Tony! Mein armer kleiner Schatz.«
    »Als wir angekommen sind«, sagte er, »da habe ich alles falsch eingeschätzt.« Er gab ein Geräusch von sich, wie ein gequältes Lachen. »Ich war so erleichtert, als ich sah, dass nicht alles zerstört wurde und dass sie … so vieles … schon wieder aufbauen konnten.« Seine Finger griffen in die staubige Erde. »Dabei haben sie die halbe Siedlung dem Erdboden gleichgemacht! Ich habe alles falsch eingeschätzt!« Bei diesen Worten spürte ich seine neu aufkeimende Verzweiflung.
    »Sie haben schon begonnen, es wieder aufzubauen«, sagte ich leise, aber er starrte weiter in das Loch und kämpfte mit seinen Gefühlen, bis sein Strahlen sich verdunkelte. »Wie viele Opfer, Jola?« Er wusste, dass sie ganz in der Nähe stand. Selbst in seiner Trauer bekam er noch alles mit.
    Jola löste sich aus dem Schatten des Felsens. Doch sie zögerte ein paar Sekunden zu lang.
    »Wie. Viele?«
    Jolas Augen verloren jeden Glanz und sie flüsterte für mich kaum mehr hörbar: »Über die Hälfte des Clans.«
    Iasons Atem wurde schneller, vor Schock, vor Fassungslosigkeit. Seine Brust hob und senkte sich im Takt seiner hastigen Atemzüge und seine Hand schloss sich um den rußigen Felsrand. »Ich hätte hier sein müssen! Verdammt! Ich hätte sie überhaupt nie alleine lassen dürfen!«
    Ich versuchte gegen den Gefühlssturm anzukämpfen, damit er nicht wie ein Hurrikan durch mein Inneres wütete. Es war unglaublich schwer. Sein Puls überschlug sich beinahe, während ein reißendes tränenloses Schluchzen aus seiner Brust brach. »Was habe ich mir nur dabei gedacht?«, kam jetzt alles in ihm hoch. »Was habe ich getan!«
    Ich wollte ihn in die Arme schließen, aber er schüttelte mich ab. »Nos, Mia. Lass das.«
    Ich griff erneut nach ihm, wollte ihn jetzt nicht damit allein lassen. Nicht hier. Nicht so. »Jetzt hilfst du ihnen, Iason, jetzt bist du da.«
    Er packte mich an den Handgelenken und drückte mich von sich weg. »Du verstehst das nicht! Wie konnte ich auf der Erde nur glücklich sein, während sie hier …« Die Kraft, mit der er mir seine Wut entgegenstieß, glich einer Ohrfeige. Ich bekam Angst. Um mich, um uns, aber am meisten bekam ich Angst um ihn selbst.
    »Hör zu, Iason! Hör mir zu! Deine Aufgabe war es, deinen Sinn zu finden, mich zu finden. Nicht du hast entschieden, sie allein zu lassen. Dein Sinn hat dich gerufen. Du musstest gehen.« Er wollte sich abwenden, weg von mir, aber ich bekam sein Gesicht zu greifen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Jola sich mit einem Nicken leise zurückzog, und ich wandte mich wieder ganz Iason zu.
    »Andere Gefühle zwischen uns hätten das, was hier passiert ist, nicht verhindert oder aufgehalten.« Jetzt ließ er es endlich geschehen, dass ich sein Gesicht zu mir drehte. In seinen Augen schimmerte so viel Trauer, Wut und Verzweiflung. Vor allem Verzweiflung. Innig sah ich ihn an. »Heute Nacht ist Reunion.« Mein Brustkorb hob und senkte sich unter dem schweren Gewicht dessen, was ich nun zum ersten Mal aussprechen würde. Was ich nun einsah. »Und wir sind hier. Nun bringen wir es zu Ende, hörst du, wir bringen es zu Ende.«
    Er schloss die Augen. Beruhigend ging ich auf ihn zu, streichelte sein Gesicht, sein Haar. Ich

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