Sternenstaub
wenn ich ihn suche, sehe ich eine flimmernde Wand aus Energie.«
»Ist er tot?«, platzte es aus Mirjam heraus und ich merkte, wie mich allein bei dem Gedanken Schwindel überkam. Hell schüttelte den Kopf. »Das könnte wiederum ich sehen.« Angespannt fuhr er sich durchs Haar. »Okay, dann wenden wir uns jetzt mal der Vergangenheit zu. – Los.« Er streckte Mirjam eine Hand entgegen. »Los. Bilden wir wieder einen Kreis.«
Wir nahmen uns an den Händen, schlossen die Augen und Hell schickte uns seine Vision …
Klara ging unruhig in einer Höhle auf und ab. Ihr graziles Wesen war nun von einer zerreißenden Unruhe durchwirkt. »Verdammt, sie müssten längst draußen sein!«, sagte sie zu einer Ostloduunerin. »Ich habe ihnen doch genau gesagt, wo sie Iason gefangen halten!«
Als sie es nicht mehr aushielt, blickte Klara aus der Höhle, die sich irgendwo ganz oben in einem Berg befinden musste. Von hier aus konnte sie über das weite Land bis zum Meer blicken und sie konnte den Fluss einsehen, der sich etwa hundert Meter unter ihr durch das Gebirge abwärtsschlängelte.
Die Zeit zog sich wie Kaugummi. Auch für uns, die das Ganze aus der Entfernung mit ansahen. Die Wächter blieben zu lange drin.
In der Ferne erschien ein Fisch auf dem Fluss, mit zwei Gestalten darauf. Bei genauerem Hinsehen erkannte Klara, dass der eine Skyto war. Er stützte einen Mann, der schwer atmete und dessen Gesicht blutüberströmt war. Finn! Augenblicklich gab Klara den Schutz ihres Verstecks auf und sleitete ihnen entgegen. »Was ist geschehen?«
»Eine Splitterbombe. Los! Hilf mir!«
Gemeinsam zogen sie Finn an Land.
Luna, deren Hand ich hielt, fing an zu zittern. Ein leiser Ton, es klang wie ein stilles Weinen, drang aus ihrer Kehle, kurz war ich versucht, die Augen zu öffnen, doch ich wagte nicht, noch einmal zu unterbrechen.
Klara hatte Finn mit Skytos Hilfe in die Höhle geschafft, wo sie ihn sofort versorgte.
Skyto stand hinter ihr und berührte sie an der Schulter. »Bitte, Klara, rette ihn.«
»Das werde ich.« Sie legte ihre Hand auf seine. »Und du bring die anderen heim, Sky. Bring sie heim.«
Skyto nickte und löste sich vor unseren Augen in seine Atome auf.
Klar sleitete er in die Kraterstadt zurück. Und in diesem Moment fragte ich mich, wie schwer die Verantwortung eigentlich wiegen musste, die Skyto da jeden Tag auf seinen breiten Schultern trug.
Konzentriert machte Klara sich daran, Finn zu behandeln. »Genna, gib mir von den Blättern, da in der Felsnische.« Die Ostloduunerin eilte in den hinteren Teil der Höhle.
»Haben wir noch Javawurzel da?«, erkundigte sich Klara mit kurzem Seitenblick, während ihre fachkundigen Hände über Finns Wangen, Nase und Stirn flogen und Splitter für Splitter herausholten.
»Mir wird schlecht«, keuchte Mirjam.
»Still«, zischte Hell.
»Sorry, ich … ich kann nur kein Blut sehen.«
»Dann schau eben nicht hin!«, sagte Hell knapp.
Auch Genna war für loduunische Verhältnisse ungesund blass.
»Geh zum Höhlenausgang und beobachte den Fluss«, wies Klara sie an. »Falls jemand noch einen Verletzten bringt, rufst du mich.« Genna nickte schnell und tat wie gehießen. Sie war also eine Verbündete, eine der wenigen Ostloduuner, die sich gegen Lokondra stellten. Oder gab es vielleicht mehr?
Finn stöhnte, während Klara mit nadeldünnem Strahlen weitere Splitter aus seinem Gesicht zog.
Oh Gott. Sein schönes Gesicht!
»Halt still!«
Finn warf den Kopf zurück. »Nur kein Mitleid. Aaaaargh!«
Klara riss den Stoff an Finns Hosenbein auseinander, wo eine klaffende Wunde zum Vorschein kam. »Hat es noch jemanden erwischt?«, fragte sie, wahrscheinlich auch, um ihn abzulenken, während sie seine Wunde säuberte.
Finn stützte seinen Oberkörper auf die Unterarme und verbiss sich den Schmerz. »Ophra und Ghalad sind tot.«
Nein!
Finn warf mit einem unterdrückten Schmerzensschrei den Kopf in den Nacken. »Wir sind einfach zu wenige«, sagte er durch seine zusammengepressten Zähne.
Es war, als hätten seine Worte ein Ende eingeläutet. Mir stockte der Atem.
»Sie schaffen es nicht«, jammerte Mirjam.
»Ruhig bleiben«, hörte ich Hell an meiner Seite. »So, Luna, und jetzt konzentriere dich auf die Kraterstadt. Was passiert da?«, fragte er, bemüht, ganz ruhig zu klingen.
Luna klammerte sich so fest an meine Finger, dass ich sie fast gar nicht mehr spürte. »Ich kann nicht.« Sie drückte noch fester.
Weitere Kostenlose Bücher