Sternenstaub
sie noch bei ihm sind!«
»Ich bin Lokondras ShakrA! Mir tut er nichts!«
Aber Hell ließ nicht locker. »Iason würde niemals zulassen, dass du dich für ihn auslieferst, das weißt du! Wenn du ihn also befreien willst, musst du dich jetzt zusammenreißen.«
»Und wenn sie ihn töten!«
»Das werden sie nicht. Er ist doch Lokondras Druckmittel, um dich zu kriegen.«
In dieser Sekunde fuhr ein helles spitzes Stechen in meinen Kopf, das kurz darauf in meine Hand weiterzog, wo es zu einem dumpfen grauenhaften Brennen wurde. Es strahlte bis in mein Herz aus. Mir wurde speiübel und ich krümmte mich. Kein klassischer Schmerz, so etwas hatte ich noch nie gespürt. Es fühlte sich an, als würde mich jemand pfählen. Mein Herz stöhnte. Es trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Was machten sie mit ihm? Gott, was machten sie mit ihm?
»Mia, was ist mit dir?«
Um dem Brennen gegenzuhalten, presste ich die Arme auf den Bauch und sackte vornüber. Ich wusste, dass etwas Schlimmes mit ihm geschah. Hell hielt mich an den Schultern, als die Kraft meine Beine verließ und ich mit dem Rücken am kalten Stein hinabsank.
»Was machen sie mit ihm?«, keuchte ich, und dann spürte ich eine seltsame Benommenheit, die mich fort von hier trug. »Was machen sie mit ihm?«, murmelte ich noch einmal.
»Es liegt an der Verbindung zu Iason.« Ich hörte Hell wie durch einen blechernen Trichter und kurz darauf Mirjam, die noch weiter weg fluchte.
Die Dunkelheit um mich herum bekam Risse, die sich zügig immer weiter ausbreiteten, weil sich kraftvolle Lichtstrahlen durch sie zwängten, die die Risse immer breiter spalteten, bis die Lichtstrahlen plötzlich die Dunstglocke meiner Gegenwart mit einem hellen Blitz sprengten und zerbersten ließen. Eine Weile sah ich nur Scherben, die wie Asche im Wind um mich herumtrieben, schützend hielt ich meinen Armrücken vor das Gesicht, von einem gleißenden Licht geblendet. Dann wurde ich zurückgeworfen, zurück in eine andere Zeit.
Iason und ich waren noch auf der Erde. Dort gingen wir im Cold Rainforest nebeneinander her. Ich erinnerte mich an den Moment, damals war alles noch so warm und zart wie ein Sommerregen gewesen, so einfach.
»Ihr küsst euch also auch auf Loduun. Oder?«
Iason zögerte. »Das tun wir«, sagte er schließlich.
»Und wie?«, wollte ich neugierig wissen.
»Tja, das lässt sich schwer erklären.«
»Dann zeig es mir.«
»Jetzt?«
»Ja.«
»Hier?«
»Müssen wir uns dafür ausziehen?«
Er grinste. »Du nicht und ich nur ein bisschen.«
»Ja, dann hier.«
»Wir würden uns wie Paradiesvögel gebärden.«
»Das ist okay.«
Ich erinnerte mich an die traurigen Züge, die sich daraufhin in sein Gesicht geschlichen hatten.
»Ist es nicht«, sagte er leise.
»Iason. Was ist mit dir?«
»Mia, ich bin dein Wächter und meine Gefühle sind in dieser Hinsicht sehr tief. Das Leid meines Volkes, alles, was ich während des Krieges erlebt habe, brennt in mir. Darunter sind Dinge, die mir Angst machen, die Augen aufzuschlagen und zu sehen. Ich kann dir das nicht zumuten.«
»Ich halte das aus, bestimmt.«
Ich war so naiv gewesen. So unbeschwert leichtgläubig.
Als Nächstes spürte ich eine Kinderhand zart auf meiner Schulter und dann Lunas Stimme: »Ich sehe ihn nicht. Warum kann ich ihn nicht sehen?« Erschöpft und zusammengekauert drehte ich den Kopf. Ariel. Luna. Ich erkannte ihre Umrisse durch meine beschlagenen Augen. Natürlich hatten sie nicht am Eingang gewartet.
Mir wurde schwindlig. Meine Lungen zogen sich zusammen, bis ich keine Luft mehr bekam. Verdammt, die Luft erreichte meine Lungen nicht mehr … als würde ich ertrinken. Ich wollte nicht ertrinken! »Wo sind Skyto und Finn? Warum helfen sie ihm nicht?«
Hell schüttelte mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. »Vorhin habe ich sie oben kämpfen sehen, aber Iason … es ist, als stünde irgendeine Barriere zwischen ihm und uns.«
Das quälende Gefühl nahm weiter zu. Hell versorgte mich, so gut er konnte, mit einem hellgrünen Schein. Keine Ahnung, was genau er da tat, aber es nahm lediglich den schlimmsten Druck von meinen Lungen. Ich kämpfte um einen ruhigeren Atem. Vergeblich.
Ariel legte den Arm um mich. Das hatte er noch nie getan. »Halte durch, Mia. Bitte, halte durch«, flüsterte er mir zu.
Hatte er das wirklich gesagt? Ich hob den Kopf und als sich unsere Blicke trafen, brachte das etwas Eigentümliches in mir in Gang. Ich nickte, denn zum Sprechen reichte es nicht, aber
Weitere Kostenlose Bücher