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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Mirjam und ich hörte ein Stolpergeräusch. »Kannst du mir mal leuchten?«
    Hell dimmte sein Strahlen etwas mehr auf und ich hastete ihnen nach, ehe die beiden an einer Kreuzung um die Ecke verschwanden. »Aber warum hast du das den Wächtern nicht gesagt?«
    »Du weißt doch, dass ich auf keiner Seite stehe.«
    Ja, weil er ein Kind der Mitte war. Und doch konnte und würde ich wahrscheinlich auch nie verstehen, warum er sich dem Süden nicht anschloss. War es nicht gerade die Nähe zueinander, die in schlimmen Zeiten half durchzuhalten, die unseren Willen und Mut stärkte?
    Hell aber kämpfte ganz allein, nicht laut oder auffällig, denn er war ein zurückgenommener Typ, nein, es waren mehr die leisen Töne, die ihn ausmachten, doch darin war er ziemlich gut.
    »Bäh! Riecht das muffig hier drin«, beschwerte Mirjam sich.
    Okay, ganz allein war er jetzt ja nicht mehr. Ob er sich vielleicht deshalb mit Mirjam so verbunden fühlte? Weil auch sie ein Kind der Mitte war? So nach dem Motto: In der Not frisst der Teufel Fliegen.
    Der nächste Gang führte steil aufwärts. Ich dachte an Ariel. Auch er war ein halber Ostloduuner. Und wie war es mit Iason und mir? Unsere Gefühle zueinander hatten uns Welten überbrücken lassen und das hatte in gewisser Weise auch uns zu Kindern der Mitte gemacht.
    Leise, ganz zart klopfte ein Gedanke in mir, der gehört werden wollte. Was, wenn es doch so etwas wie das Schicksal gab, das uns alle hierhergeführt hatte? Okay, als stramme Verfechterin der selbstbestimmten Entscheidungen, kratzte dieser Gedanke natürlich nur ganz leicht an meiner äußeren Hirnnebenrinde, aber er war da.
    »Weshalb verrätst du ihn dann mir, den Weg, meine ich?«
    Seine Augen schienen kristallgrün auf. »Weil die Wächter zerstören wollen und du nur retten.«
    So sah er das?
    »Glaub mir, Mia. Im Zweifelsfall werden sie nicht mal auf Iason Rücksicht nehmen.«
    »Scheiße, scheiße, scheiße.« Ich dachte an Tony und all die Unschuldigen, die sich in Lokondras Festung aufhielten.
    »Und was ist mit Ariel?«, fragte ich.
    »Wir bringen ihn zurück, sobald wir dich da drin haben«, sagte er, ohne auch nur anzuhalten.
    »Scheiße, scheiße, scheiße.«
    »Immer wieder dasselbe mit ihr«, ließ Mirjam nervös etwas von ihrer eigenen Anspannung ab. »Mal will sie, mal will sie nicht. Mia kann sich nie entscheiden!«
    Ohne eine Antwort führte Hell uns den Weg entlang.
    Plötzlich brach lauter Tumult durch irgendeine Wand. Dann Schüsse und ein markerschütternder Schrei.
    Mirjams Stimme war kaum mehr ein Flüstern. »Hört ihr das?«
    Wir starrten uns an.
    »Sie kämpfen«, flüsterte Hell.
    Oh. Mein. Gott. Das hättest du dir früher überlegen müssen! , hallten Mirjams Worte in meinem wirbelnden Gehirn nach.
    Ein Donnern ließ die Wände erzitterten. Wir mussten nahe am Meer sein.
    Ich schloss die Augen, um mich zu sammeln. Okay, ganz ruhig, Mia. Jetzt bloß keine Panikattacke. Du hast Angst und das ist ja auch klar, aber denk daran, warum du hier bist! Unter meinem Lidern sah ich Iasons Strahlen und die unzähligen Diamanten, die blau darin aufschimmerten. Keine Zeit. Ich löste mich von der Vorstellung und öffnete die Augen. Aber hey, das war gar kein bloßer Tagtraum! Ich spürte, wie mich ein schwacher Impuls erreichte, zart wie ein Federstreich, der kaum merklich meinen Herzschlag veränderte. Blitzschnell drehte ich mich zu Hell um. »Iason! Ich spüre ihn!«
    Hell antwortete mir nicht.
    Da! Schon wieder! Ich empfand ein zartes Beben, ein bisschen so wie Schüttelfrost. Jetzt war ich mir sicher. Er musste hier ganz in der Nähe sein.
    Ich packte Hell am Revers seiner Jacke. »Wo ist er? Kannst du ihn sehen?«
    Hell blickte mich an. Ich erkannte nur seine eiskristallenen Augen und die blickten in die Vergangenheit. »Ja.«
    »Was, ja?«
    Kurze Stille.
    »Sie gehen zu ihm.«
    Dann waren sie jetzt also schon da, schließlich war Hell Chronist. »Und wer ist sie ? Die Wächter?«
    »Nein.«
    »Herrgott, Hell, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen«, drängelte nun auch Mirjam.
    Hells Schweigen klang nicht gut.
    »Sie planen eine Sonderbehandlung. Du willst nicht wissen, was.«
    Okay, das reichte. Allein der Gedanke versetzte mich derartig in Rage, dass mir meine eigene Sicherheit vollkommen egal war. Meine Beine gaben mir die Richtung vor. Hell bekam mich im letzten Moment an der Jacke zu packen. »Nicht!« Er drückte mich gegen eine kantige Wand. »Du kannst da nicht rein. Nicht so lange

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