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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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mein Haar, und während ich mir mit dem Armrücken die aufspritzende Gischt aus dem Gesicht wischte, die übrigens gar nicht salzig schmeckte, fiel mir etwas auf. Das konnte unmöglich sein. Ganz unten in der Tiefe ragten zwischen den Elmsfeuern mehrere irdische Wolkenkratzer empor. Je länger ich hinstarrte, desto mehr zylinder-, ellipsen- und pyramidenförmige Säulen erkannte ich. Das gab’s doch nicht! Ein Replikat meiner irdischen Heimatstadt mitten in einem loduunischen Vulkan! Nur dass die Gebäude aus Platzmangel ohne große Zwischenräume aneinandergequetscht waren. Verdammt, sogar den Platz der vereinten Nationen hatte Lokondra nachbauen lassen. Und den Cold Rainforest! Und da! Da war ja unser Dachgarten! Ich erkannte ihn an den vielen durcheinandergewürfelten Topfpflanzen und den von meiner Mum persönlich nachgebauten Steinskulpturen. Ein Anblick, der sich von der kalten und futuristischen Gestaltung anderer Dachterrassen ringsherum klar abhob. Von hier oben sah es wegen der vielen Elmsfeuer, die an den Fassaden hochschossen, wie eine Flammenstadt aus. Im Zentrum stand ein riesiger quadratischer … kann man in diesem Fall von einem Wolkenkratzer sprechen? Unglaublich! Er sah original aus wie unser Nachrichtentower.
    »Ja, Mia, dort lebt Lokondra.« Hell rückte noch ein Stück auf.
    »Warum?« Ich hörte meine Stimme, als wäre sie nicht meine.
    »Weil Lokondra wie besessen ist von dir und der irdischen Kultur.«
    Ich nickte, während ich sie immer deutlicher erkannte, die Verbindung zwischen Lokondra und mir.
    »Kraterstadt ist sehr groß«, erwähnte ich, denn angesichts der Tatsache, dass der Osten die ärmste Region des Landes war, hatte ich nicht damit gerechnet. Schon gar nicht mit so etwas.
    »Lokondra hat sie von Drohnen erbauen lassen.« Jetzt kroch ein Schauder mein Rückgrat hinauf, was nicht nur an der kalten Gischt lag, die mir ins Gesicht peitschte. Da war plötzlich ein dumpfes Dröhnen hinter dem Krater zu hören.
    Wir erstarrten.
    »Was ist das?«, flüsterte Mirjam.
    »Der Jaeromond«, sagte Hell nicht weniger ergriffen. »Er lässt die Wellen steigen.«
    Fragend sah ich ihn an. »Was ist das? Jaeromond?«
    »Jaeromond ist eine ganz bestimmte Mondkonstellation, die den dichtesten Abstand zwischen ihnen und der Erde beschreibt. Die Anziehungskraft der Monde ist dann so immens, dass sie das Wasser an gewissen Stellen im Meer zurückziehen.«
    »So wie bei uns Ebbe und Flut?«
    »Ähnlich«, sagte er und seine Augen leuchteten auf, »und doch ganz anders.«
    In diesem Moment entlud sich das Grollen in einem lauten Donnern, das weit über das Land hinwegfegte, wobei unglaubliche Wassermassen gegen die Felsen krachten. Der Boden unter uns bebte.
    »Ein Kampf«, sagte Luna mit ausdrucksloser Stimme und ihr Blick war auf eine Weise leer, die ihre Erscheinung fast geisterhaft wirken ließ.
    Hell kam an ihre Seite. »Was siehst du?«
    Luna legte die Hände an die Schläfen. »Die Wächter dringen in Kraterstadt ein, aber …«
    »Was aber?« Hell rückte näher.
    »Lokondras Jäger werden sie aufspüren.«
    »Jäger? Wer ist das?«, fragte Mirjam sichtlich verwirrt und auch mir stellte sich die gleiche Frage.
    »Eine von Lokondras Sondereinheiten«, sagte Hell finster. »Was bei den Südloduunern die Wächter sind, sind bei den Ostloduunern in etwa die Jäger. Nur, dass ihr Sinn nicht darin besteht, zu beschützen, sondern Wächter zu töten«, erklärte er noch kurz, ehe er sich wieder Luna zuwandte. »Und weiter?«
    Luna konzentrierte sich erneut, aber schon bald riss sie die Hände herunter. »Ich schaffe es einfach nicht, weiter vorzudringen.«
    Hell fasste sie an der Schulter. »Versuch es noch mal.«
    Luna kniff die Augen zu und konzentrierte sich so sehr, dass ihre aufeinandergepressten Lippen zu zittern begannen.
    »Ich sehe nur, was draußen passiert.«
    »Ist gut. Was geschieht denn da?«
    »Der Jaeromond hat einen Hitzeschild erlöschen lassen. Klara hat Skyto wahrscheinlich telepathisch gezeigt, wo genau sich dieser kurzzeitige Eingang befindet, denn jetzt empfängt sie die Wächter an einem Gang, der in den Krater führt. Sie bietet ihnen ihre Hilfe an, aber Skyto schickt sie nach draußen. Sie soll als Heilerin in irgendeiner Höhle warten, um eventuelle Verletzte entgegenzunehmen und zu verarzten. Aber … da ist noch eine andere Frau.«
    »Und wo ist Iason?«, fragte ich ungeduldig.
    »Ich weiß nicht.« Luna war voll konzentriert. »Warum kann ich das nicht sehen? Immer,

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